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Titel: Die Auferstehung der Toten
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Mit „Superagent Frankenstein“folgt eine weitere Serie im Zuge des „The New 52“-Relaunches, die in der dunkleren Ecke des neuen DC-Universums angesiedelt ist, dort wo unter anderem auch „Justice League Dark“, „Swamp Thing“und „Animal Man“eine neue Heimat gefunden haben.
Hauptprotagonist ist mit dem von Menschenhand erschaffenen Wesen einer der Archetypen des Horrors, der - 1818 von Mary Shelley im Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“zum Leben erweckt - auf eine lange Adaptionsgeschichte in Film, Literatur und Comic zurückblicken. Grundlage für die vorliegende neue Interpretation der klassischen Figur des Monsters ist die 2005 bis 2006 bei DC veröffentlichte Serie „Seven Soldiers“, für die damals Grant Morrison als Autor verantwortlich zeichnete. Für den 52'er-Relaunch hat DC Jeff Lemire gewinnen können, dessen düstere, postapokalyptische Dystopie „Sweet Tooth“zur Zeit ebenfalls bei Panini auf Deutsch erscheint.
Vater Zeit, das momentan im Körper eines kleinen Mädchens befindliche Mastermind hinter S.H.A.D.E –Superhumanen & Absonderlichen Defensiv Exekutive –, schickt die Agenten Frankenstein, die Mensch-Amphibien-Hybride Dr. Nina Mazursky, den Werwolf Warren Griffith, den vampirischen Hybriden Vincent Velcoro sowie die Mumie Khalis in den kleinen Ort Bone Lake, der von extraterrestrischen Kreaturen überlaufen wird. Der Auftrag des Teams lautet: findet die Quelle der Invasion und gebietet ihr mit allen Mitteln Einhalt. Als die Agenten vor Ort eintreffen, finden sie schnell den Weg in eine andere Dimension auf einen erdähnlichen Planeten, von dem aus die Monstrositäten die Erde zu überrennen drohen, und sie ermitteln, dass hinter dem Ganzen drei ungeheuerlichen Titanen stecken, die groß, sehr, sehr, sehr großund sehr wenig menschlich sind sind. Glücklicherweise wartet dort drüben Hilfe auf die Retter, denn Frankensteins Ex-Frau, Lady F., Ist schon dort .. und sie hat ihre Knarren dabei.
Nachdem es S.H.A.D.E. gelungen ist, die Invasion abzuwehren, müssen bald darauf Vater Zeit und seine Mannen vor der eigenen Tür kehren, denn die geist- und bewusstseinslosen, recyclebaren humanoiden Sklaven der Organisation und des Instituts erweisen sich als nicht ganz so geist- und bewusstsenslos, sondern proben die Revolte. Und sie haben Hilfe: das erste Monsterkommando, das im Auftrag S.H.A.D.E.s unterwegs war, das man brutal kalt gestellt hat und das nun echt sauer ist.
Was sich auf den ersten Blick wie ein etwas angestrengter Aufguss von Mike Mignolas „Hellboy“und „B.U.A.P.“ausnimmt, entwickelt zwar schnell einen eigenen trashigen Charme, der aber nicht verhindert, dass man unwillkürlich Vergleiche mit den beiden „Referenzserien“anstellt. Und hier zieht Frankenstein den Kürzeren, obwohl Autor Lemire sich redlich bemüht,den Leser mit Plot-Twist und speziellen Cameo-Auftritten ein ums andere mal zu überraschen, der Story mit allerlei abstrusem Technobabbel einen „Weird Science“-Anstrich zu verleihen und durchaus auch humoristischen Einlagen bereit hält, seien es die trockenen Sprüche wei, „Frankensteins Vergeltung diskriminiert niemanden aufgrund seines Alters“, nachdem der Held ein alte –böse –Frau mit der Faust niederstreckte, seien es die Wortgeplänkel zwischen Werwolf und Vampir. Zu schwach jedoch sind (noch) die Nebenfiguren, zu „Out of Character“wirkt die Eloquenz und Gebildetheit des Monsters, wenn es beim Anblick eines endlosen Ozeans, über dem fremde Monde an einem nachtschwarzen Himmel stehen, an ein Milton-Gedicht denkt, aber im Gegenzug nicht in der Lage scheint, seine eigene Rolle und die Manipulationen durch Vater Zeit zu reflektieren. Nichtsdestotrotz: geben wir diesem ungewöhnlichen Helden die Zeit, sich zu entwickeln.
Das Artwork Ponticellis weist einen leicht rauen Duktus auf und wirkt bei aller Klarheit der Formen auf Grund zahlreicher zeichnerischen Schraffuren und Strukturen zwar visuell leicht unruhig und überladen, ist dafür jedoch hochdynamisch und daher letztlich spannend und unterhaltsam, unterstreicht es doch den trashigen Horror-Charakter des Settings.
Fazit: Unterhaltsamer, dynamischer „Weird Science“- und Horror-Trash, der zwar an der einen oder anderen Stellen insbesondere in den Figuren-Zeichnungen noch Entwicklungs-Potenzial bietet, der aber als Einstieg in die Reihe auf jeden Fall Lust auf Mehr macht.