Titel: Deep Impact Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der junge Hobbyastronom Leo Biederman entdeckt mit seinem Teleskop offenbar einen neuen Stern. Er teilt dies seinem Mentor, dem Astronomen Wolf, mit, welcher nach einigen Untersuchungen schnell bemerkt, dass dies keine neue Sonne, sondern ein Komet ist, der auf die Erde zurast. Als er die Behörden von seiner Entdeckung informieren möchte, stirbt er bei einem Verkehrsunfall: Ein Jahr später ist die Journalistin Jenny Lerner auf der Spur eines Skandal im Zusammenhang mit dem Rücktritt des US-Finanzministers. Offenbar musste dieser gehen, da er die Öffentlichkeit über das Projekt ELE (Extinction Level Event) informieren wollte. Unter dem Druck der Öffentlichkeit legt Präsidenten Tom Beck nun die Wahrheit dar - seit einem Jahr wussten die USA von dem Kometen und der drohenden Gefahr und arbeiten zusammen mit Russland an deren Beseitigung.
Geplant ist, dass das Raumschiff Messiah auf dem Kometen Biederman-Wolf landen, mehrere Atomsprengköpfe versenken und das Ganze sprengen soll. Diese Mission geht auch relativ glatt - wenn man von den US-Katastrophenfilm-typischen Mitstreitern absieht, die natürlich sterben müssen - bis der Befehl zur Sprengung kommt. Der Komet wird nicht zu Staub zerblasen, sondern zerbricht in zwei Teile...
Auf der Erde bricht nun Panik aus, die US-Regierung versucht 1 Million per Los bestimmte Bürger in Bunkern unterzubringen. Auf den Highways stauen sich die Fahrzeuge mit Menschen, die aus den Städten flüchten wollen (wie sinnvoll) und randalierende und plündernde Horden brandschatzen durch die Vororte.
Grundsätzlich wäre dies eine nette Geschichte gewesen, wenn nicht Mimi Leder und die Drehbuchautoren (Michael Tolkin und Bruce Joel Rubin) all das unterbringen wollten, was in einen zünftigen Katastrophenfilm hinein gehört: Ehestreits, Scheidungen, erste Liebe, Generationskonflikte, Wiederversöhnung, debile Politiker, Verlustängste und patriotische Selbstaufgabe.
In der Messiah streitet sich die blutjunge Besatzung mit dem älteren Captain um die Missionsziele; Leo Biederman erlebt, wie sich seine Eltern nach der Scheidung wieder annähern; die US-Regierung fällt ständig fragwürdige Entscheidungen und ist von einem zum nächsten Moment gar nicht mehr handlungsfähig; und Leo verliebt sich auch noch in die Nachbarstochter, die er natürlich retten muss.
Nach dem Einschlag der Kometenteile widmet sich der Film nach dem zerrütteten Storygemisch der Flucht und den Special Effects, die leider völlig in den Hintergrund geraten, da sie überschattet werden von selten hanebüchenen und klischeehaften Szenen. So stirbt die Journalistin am Strand in den Armen ihres Vaters, nachdem sie ihre erfolgreiche Flucht rückgängig machte und wieder in das Einschlagsgebiet fuhr. Und - als Höhepunkt des Filmes - fährt Leo Beiderman mit seinem Mofa und der Freundin auf dem Rücksitz bergauf der heranrasenden Flutwelle davon. Haben die Drehbuchautoren schon einmal gehört, dass nach einem Impact die Flutwelle nahezu Schallgeschwindigkeit erreicht? Mal von der Druckwelle und der verdrängenden Atmosphäre abgesehen? Zu guter Letzt schaffen es die Kinder, und ihre Turnschuhe werden nur noch von etwas Atlantik umspült....
Am Ende verkündet man vor den Ruinen des Capitols die Weltregierung und den gemeinsamen Aufbau - wahrscheinlich, ohne die anderen Nationen überhaupt gefragt zu haben. Aber das ist US-Ideologie.
Deep Impact ist zu hanebüchen, um wenigstens als Popcornunterhaltung durchzugehen - zu sehr muss man sich über Fehler in Dialogen, Szenen und Handlungen ärgern. Mit dieser Besetzung hätte man einen anderen Film schaffen können, mit mehr Geduld beim Schreiben und Umsetzen. So ist das Ganze ein großer Käse geworden - mit vielen Löchern.
Meine Meinung: 4 von 10 Punkten.