Reihe: Das magische Land, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Königreich Lys wird weiterhin von den dunklen Kräften bedroht. König Clodovec hat mit seiner uralten Schlangen-Magie, an die kein Mensch mehr dachte, den Orden der Rose vernichtet. Der Herzog von Quitaine ist gestorben, seine getreuesten Ritter vernichtend geschlagen und nur die wenigsten von ihnen konnten sich in das Land Prydain retten. Um ihr Land vor eben jenen Mächten zu schützen, begibt sich die Tochter des verstorbenen Herzogs in die Höhle des Löwen. Am Hof von König Clodovec wähnt sie sich eine Zeit lang in Sicherheit. Doch wer mit den Wölfen heult, muss auch mit ihnen jagen. Clodovec gibt ihr ein Jahr Zeit, sich am Hof einzugewöhnen. Nach dem Jahr soll sie einen dem König genehmen Günstling heiraten. Der König wird jede Möglichkeit ergreifen, sich die aufsässige Herzogstochter gefügig zu machen, sie mit einem ihm genehmen Mann unter Kontrolle zu halten und natürlich das Herzogtum zu beherrschen. Obwohl sich die mutige Herzogstocher Averil mit eigenen Ränkespielen dagegen stellt, verfällt sie bald dem fesselnden Charme von Esteban, dem Prinzen von Moresca. Da hilft es nicht, dass sich Freund und Getreuer Gereint mahnend zum Warner erhebt.
Die Idee, den König mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, erweist sich nicht gerade als Averils beste Idee. Zwar ist Esteban nicht unbedingt der Freund des Königs, aber die Mittel, die er einsetzt, um gegen den König zu bestehen, sind auch nicht besser und menschlicher als dessen Mittel. Um der Heiratsfalle Clodovecs zu entgehen, bleibt ihr nur eine überstürzte Flucht. Ihr Ziel ist die Glasinsel, auf der sich gerade die Priesterinnen gegen einen Angriff des Königs vorbereiten. Doch ihr Fluchtschiff sinkt während eines magischen Sturmes.
Gereint, der ehemalige Bauernlümmel, wird sehr schnell zum Knappen. Die Reste des Ordens der Rose nehmen jeden auf, um wieder ihre stolze Stärke zu erreichen. Vor allem, wenn er über wilde, starke Magie verfügt, die er einsetzt, um Averil und das sinkende Schiff zu retten.
Es ist nicht nötig, den ersten Band, "Der Orden der Rose", zu kennen. Es wäre aber schade, ihn nicht gelesen zu haben. Zu Beginn des Romans wird eine kleine Zusammenfassung gegeben, und selbst während des Erzählens lässt Kathleen Bryan Erklärungen einfließen. Wichtig ist vor allem die Beziehung zwischen Gereint und Averil. Die Magie der beiden passt absolut zusammen, ergibt ein Ganzes. Hinzu kommt die Liebe als verbindendes Element. Weil sich jedoch eine Menge Hindernisse den beiden in den Weg stellen, bleibt diese Liebe erst einmal unerfüllt. Denn eine Herzogin darf nur von Stand heiraten, und ein Ritter der Rose darf gar nicht heiraten.
"Das Amulett der Schlange" nimmt als Titel des Buches die Spannung. Weil Clodovec eine dunkle Gottheit befreien will, muss er drei magische Artefakte in seine Hände bekommen. Es ist klar, was gesucht wird, und es ist genauso klar, dass es ihm gelingt. Es ist mal wieder das Spiel "Aller guten Dinge sind drei", das hier gespielt wird, angefangen bei den drei Artefakten bis hin zu den drei Büchern, in denen die Erzählung abgehandelt wird. Die Erzählung erinnert mich persönlich an die britischen Rosenkriege, und wenn ich mir die Karte ansehe, dann ist Erin eindeutig Irland, Prydain ist Britannien und Lys nichts anderes als die französische Normandie.
Judith Tarr schreibt einen spannenden Roman mit starken Anleihen bei der britischen Geschichte. Ihre handelnden Figuren sind sympathisch geschildert. Die Bösen sind natürlich fies und mit dem Prinzen von Moresca, einer zwielichtigen Gestalt, hat sie einen sehr guten Griff getan. Die Handlungsträger und die Geschichte ergeben eine gute Mischung.