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Eine Rezension von Christel Scheja |
Die amerikanische Autorin Karina Cooper ist nach ihrer Geburt in San Francisco oft umgezogen und hat so viele Orte und ihre Menschen kennen gelernt. Heute lebt sie zurückgezogen mit ihrem Mann und einigen Tieren an der Küste des Nordwestpazifiks und verarbeitet ihre Erlebnisse in Romanen. So ist „Fegefeuer“ nicht nur der Start der Reihe „Dark Mission“, sondern auch ihr Debüt. Seattle ist in nicht all zu ferner Zukunft zu einem Moloch aus Beton und Stein geworden, der aus vielen Ebenen besteht und viel zu vielen Menschen Schutz bietet. Jessica Leigh hofft die Anonymität der Masse ausnutzen zu können, um sich zu verstecken, denn sie ist auf der Flucht vor den Missionaren, die Stadt und Land kontrollieren. Da sie eine Hexe ist, steht sie ganz oben auf der Abschussliste der fanatischen Jäger, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Magieanwender auszuradieren. Silas Smith gehört zu den erfolgreichsten Killern des Ordens. Zur Zeit ist er auf der Suche nach dem Hexer Caleb Leigh. Dieser hat schon mehrere Frauen in seinen bestialischen Ritualen ermordet. Deshalb kommt ihm Jessica wie gerufen – immerhin ist sie Calebs ältere Schwester und sicher darauf bedacht, ihren kleinen Bruder zu beschützen. Doch so könnte sie ihn auch ungewollt zu seinem Ziel führen. Er verschont sie, rettet ihr sogar das Leben und lässt sie dann in Ruhe, um sie in Sicherheit zu wiegen. Aber die junge Frau ist nicht dumm. Sie ahnt, dass sie benutzt wird und versucht ihn hinters Licht zu führen. Dann zwingen sie allerdings widrige Umständen, mit Silas Hand in Hand zusammenzuarbeiten und ihn zwangsweise näher kennen zu lernen als ihr lieb ist, denn die Verschwörung ist größer und bedrohlicher als vermutet. Gefahren und Abenteuer wecken allerdings schon bald überraschende Leidenschaften und Liebe ... Paranormale Romanzen wie „Fegefeuer“ werden zwar gerne zur Fantasy gerechnet, sind allerdings mehr oder weniger verkappte Liebesgeschichten, in denen es in erster Linie darum geht, die Helden, die aus zwei miteinander verfeindeten Lagern, in diesem Fall Ordensbrüder und Schwarzmagier, zusammenzubringen. Die Bedrohungen sind eher dazu da, um die Beziehung mit Würze zu versehen nicht etwa eines der wichtigen Themen. Karina Cooper arbeitet deshalb auch ihren Hintergrund nicht sonderlich aus, sondern verlässt sich auf vertraute Archetypen – auf der einen Seite haben wir den fanatischen Orden mit seinen Inquisitoren, die alttestamentarischen Regeln folgen, auf der anderen Seite gibt es die Hexenzirkel und Schadenszauberer, die ihre Macht gerne schon einmal auf Blutopfer gründen. Der Auftaktband von „Dark Mission“ ist zwar sehr flott geschrieben und liest sich ohne Längen, aber er bietet keine Überraschungen oder Figuren, die aus der Norm ausbrechen. Jessica und Silas entsprechen den Rollen, die sie ausfüllen – sie ist die Hexe, die natürlich eher einem lebensbejahenden Weg folgt, er der Ordensbruder, der zweifelt. Solide nutzt die Autorin Handlungsmuster und Spannungsmomente, wie man sie aus entsprechenden Lehrbüchern für kreatives Schreiben kennt. Das Buch ist sauber austariert, die Erwartungen des durchschnittlichen Lesers werden erfüllt. Der Hintergrund mag zwar phantastisch sein, aber er ist nur Staffage, könnte leicht durch anderes ersetzt werden. Größter Schwachpunkt ist wohl der Showdown, der viel zu schnell über die Bühne geht und ebenfalls so abläuft, wie es gerade erfahrene Leser erwarten. „Fegefeuer“, der erste Roman der „Dark Mission“-Reihe ist zwar ein solide geschriebener romantischer Thriller, hat aber nicht sonderlich viel mit dem Fantasy- und Myster-Genre zu tun und kann noch weniger überraschen. Er gehört zu den Romanen, die man zwar gerne schon einmal zur Entspannung liest, dann aber auch wieder schnell vergisst. Nicht mehr und nicht weniger.