Titel: Crimson Spell - Band 1 Eine Rezension von Gloria Manderfeld |
Um das Königreich Alsviez gegen schreckliche Dämonen zu retten, greift Prinz Valdrigue (meist Vald genannt) zum magischen, purpurroten Schwert seiner Vorfahren. Es gelingt ihm zwar, die Angreifer zu besiegen, aber die Benutzung der Waffe zieht den auf der Waffe liegenden Fluch auf den jungen Prinzen, der von jenem Tag an des Nachts in eine wilde, unbezähmbare Bestie verwandelt wird.
Zwar ist es möglich, die Bestie durch magische, von alsviezischen Zauberern hergestellte Handschellen zu bändigen, doch Vald will verständlicherweise den Fluch ganz loswerden und reist zum berühmten Hexenmeister Halvir (genannt Havi), der sich als Fluchbrecher einen Namen gemacht hat. Der Hexenmeister schließt mit dem verzweifelten Prinzen einen Handel ab – so dieser ihn zu einem heiligen Schrein begleitet, wo er mit Valds Hilfe einen Drachen bezwingen will, wird er den Fluch brechen. Zudem wäre auch Valds Schwert als magisches, mächtiges Artefakt für den Magier interessant – ein zweiter Grund, den Prinzen nicht gehen zu lassen.
In der ersten Nacht vor dem Aufbruch jedoch kann Halvir seine Neugierde nicht bezähmen und macht sich daran, das Geheimnis des Prinzen aufzudecken – er löst Valds Handschellen und sieht sich mit einem ausgesprochen sexgierigen, wilden Biest mit Fangzähnen, langen Krallen an Händen und Füßen und einem tätowierten Leib konfrontiert, das nur nach Erlösung von seinem erotischen Leidensdruck strebt. Havi wäre kein Magier, würde er hierbei nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – zum einen genießt er das Liebesspiel mit seinem animalischen Gespielen, zum anderen gewinnt er durch die unbändige Kraft der Bestie magische Energie.
Als Vald am nächsten Tag erwacht, hat er vor allem gut und erholsam geschlafen – und erinnert sich an nichts. So wird der Zwiespalt des Magiers begründet – soll er Vald wirklich von seinem Fluch befreien und sein Versprechen halten, oder aber seinen Liebhaber behalten? Als sie beiden den Drachen besiegt haben und die Reisegruppe durch ein magisches, fliegendes Kaninchenwesen ergänzt wird, muss Halvir Vald ein Geständnis machen – der Fluch muss von mehr als nur einem Hexenmeister gebrochen werden, und dafür bedarf es der Hilfe jener, von denen sich Halvir einst abgewandt hatte …
Wer es durch den 'ab 18' Aufkleber auf der Mangafrontseite noch nicht geahnt hat, dürfte nach den ersten zehn Seiten sehr genau wissen, aus welchem Genre 'Crimson Spell' stammt – Yaoi, oder auch „Boys Love“ genannt.
Man nehme einen gutaussehenden dunkelhaarigen Helden, idealerweise ein Kämpfertypus, einen ebenso gutaussehenden, hellhaarigen Helden, idealerweise Denkertypus, würze dies mit einem Fantasyhintergrund und humorvollen Dialogen, einer uralten Sage und natürlich einer immer wiederkehrenden Gelegenheit zu sexuellen Handlungen, und schon hat man die Hauptbestandteile von 'Crimson Spell' (und vielen anderen Yaoi-Mangas).
Dabei ist die handwerkliche Qualität der Zeichnungen von Ayano Yamane sehr hochwertig, klare, saubere Lineart mit verspielten Details und perspektivisch korrekten Hintergründen machen 'Crimson Spell' zu einem optischen Hingucker, bei dem man auch gerne einmal von der Story abgeht und nur die Bilder betrachtet.
Auch die Naturszenerien und Fantasygebäude sowie Kleidung und Aufmachung der Welt von 'Crimson Spell' können überzeugen und erschaffen eine glaubhafte, lebendige Atmosphäre. Die hohe Dichte an Sprechblasen und immer wiederkehrende Einblicke in die Persönlichkeit der beiden Hauptcharaktere machen es leicht, in die Story als Leser hineinzurutschen, auch wenn natürlich gängige Yaoi-Klischees über die Maßen strapaziert werden. So erzählt 'Crimson Spell' nichts revolutionär neues, aber dafür altbekanntes in einem hübschen Gewand. Allein die relativ gleichförmig verlaufenden Erotikszenen reißen nicht wirklich mit, dafür wird auch zu platt auf sie hingeführt.
Fazit: Wer Yaoi will, bekommt hier eine hübsche, humorvolle Fantasy-Story mit hübschen Jungs. Für Leute, die Boy X Boy nicht mögen: Finger weg. Sieben von zehn möglichen Punkten.