Titel: By Dawn's Early Light Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer
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Nach einem grundsätzlichen Wechsel der politischen Ausrichtung der Sowjetunion stehlen aufständische russische Militärs eine Nuklearrakete und feuern sie aus türkischem Gebiet auf die Sowjetunion ab. Deren Warneinrichtungen gehen natürlich sofort von einem Angriff der NATO auf ihr Territorium aus und beginnen mit einem massiven Abschuss von Interkontinentalraketen aus U-Boot-Stellungen. Kurz nach dem Start faxt der sowjetische Generalsekretär dem Präsidenten der USA, dass er feststellen musste, dass der Angriff von eigenen Leuten vorgetäuscht wurde. Er bietet der USA an, angesichts der drohenden Zerstörungen in Amerika im Gegenzug russische Städte zu vernichten - in einer Größenordnung zwischen sechs und neun Millionen Opfer. Bei einem größeren Angriff, so teilt er mit, kann er sein Militär nicht mehr zurückhalten und muss ebenfalls einen massiven Gegenschlag anordnen.
Während der Präsident noch mit sich ringt, den Angriff zu befehlen, wird Washington von einer Atombombe getroffen. Der Evakuierungsversuch der Regierungsmitglieder scheitert an der zu geringen Vorlaufzeit und der US Präsident wird bei dem Angriff zwar nur leicht verletzt - erblindet jedoch angesichts des Nuklearsprengkopfes und ist inmitten des weitläufigen Trümmerfeldes, das einmal eine Millionenstadt darstellte, verschollen.
Das US-Militär macht den Landwirtschaftsminister ausfindig - offenbar das einzig überlebende Mitglied der Regierung und in der Reihenfolge der Staatsgewalt der amtierende Präsident. Dieser stellt sich einerseits als unglaublich inkompetent in Bezug auf militärische Fragen heraus und andererseits als ziemlicher Haudegen - insofern verwundert es nicht, dass er einen massiven Gegenschlag der USA befiehlt und das Fax des Generalsekretärs als Hinterhalt interpretiert. Der Oberbefehlshaber der Army ist ebenso seiner Meinung - und selbst als der eigentliche Präsident wieder auftaucht, halten beide an ihrem Befehl fest. Schließlich kann der US-Präsident mit dem Piloten des fliegenden Stützpunktes des Strategic Air Commands Kontakt aufnehmen (das Flugzeug ist bekannt unter dem Codenamen "Looking Glass") und ihn bitten, die beiden Kriegseskalierer in der Air Force One auszuschalten. Beide Flugzeuge kollidieren schließlich über Washington - der Präsident kann den Krieg beenden.
Während des gesamten Filmes begleiten wir die Besatzung eines B52-Langstreckenbombers auf ihrem Weg in das sowjetische Einsatzgebiet - neben einer unterdrückten Liebesgeschichte und einer Revolte gegen die Angriffsbefehle gegen zivile Ziele kann man die Besatzung bei ihrem moralischen Auf und Ab begleiten und miterleben, wie sie mit diesem von ihnen wohl nie erwarteten Konflikt fertig wird.
Der Film gleicht in zwei Strukturen zwei schon bekannten anderen Streifen. Der angebotene Gegenschlag der einen Seite nach einem Fehler der anderen Macht wird schon in den zwei Versionen des Filmes "Fail Safe" behandelt. Dort ist es allerdings umgekehrt, die USA müssen eine Stadt dem Weltfrieden opfern.
Und schon in "Dr. Stangelove" wurde eine Flugzeugbesatzung Mittelpunkt eines Filmes - auch hier ging der Angriff gegen die Sowjetunion. Und James Earl Jones, der in diesem Film die Rolle des Oberkommandierenden der Luftstreitkräfte in der "Looking Glass" spielte, hatte als Lt. Lothar Zogg seinen Auftritt in Stanley Kubricks legendärem Film.
Grundsätzlich irritiert der Film massiv, zeigt er doch gnadenlos auf, dass inmitten eines nuklearen Konfliktes die Übernahme von Verantwortung und Macht auch in der sogenannten Lead-Nation sehr fehlerbehaftet ist und unterm Strich jeder nur seine persönlichen Ziele denen der Nation überordnet. So ist der eigentliche Spannungspunkt der Konflikt in der Air Force One - besonders als der richtige Präsident sich meldet und seinen Landwirtschaftsminister zur Rede stellt. Alles um diesen Angelpunkt ist ebenso überzeugend und spannend insziniert, nur die Rolle Martin Landaus als US-Präsident fällt meiner Meinung zu sehr väterlich und harmoniebedürftig aus. So ein Charakter hätte nie den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten überstanden...
Ein sowohl spannender als auch ergreifender Film, der nicht zu Unrecht für zwei Emmys nominiert wurde und einen davon gewann.
8.5 von 10 Punkten
Themenbereich "Der Dritte Weltkrieg"
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