Reihe: Stadt der Finsternis, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ähnlich wie beim Rollenspielsystem Shadowrun erwacht in der Welt der Ilona Andrews die Magie wieder zum Leben. Die mystischen Wesen aus Märchen, Sagen und Legenden bewegen sich wie selbstverständlich durch die Welt der überraschten Menschen, während gleichzeitig die technologischen Fortschritte dem Verfall preisgegeben sind. In dieser Zeit des magisch-technologischen Umbruchs sind Kopfgeldjäger und Söldner wie Kate Daniels gefragt. Immer wieder müssen sie - ähnlich wie Kammerjäger, nur im größeren Stil - irgendwelche magisch erwachten Wesen zur Strecke bringen. In anderen Fällen arbeiten sie als Leibwächter, um die Auftraggeber vor Neidern zu schützen, die Magie gegen sie anwenden, wenn die Technologie bzw. deren Reste versagen. Kate wählte diesen Beruf mit Bedacht und Vorsatz aus. Denn solange sie selbst zu den Jägern zählt, bleibt sie unbehelligt und kann ihr eigenes Geheimnis bewahren. Käme dieses ans Tageslicht, würde sie über kurz oder lang selbst zum gejagten Großstadtwild.
Kate, wohnhaft in der Nähe von Atlanta, Georgia, schlittert unversehens in ein neues Abenteuer, als ihr Patenonkel zerfleischt aufgefunden wird. Kate ist nicht gut behütet, hat keinen festen Freund, und auch die übrigen Bekannten lassen sich eher an zwei Händen abzählen. Dabei könnte sich die Sache mit dem festen Freund ändern, denn sie lernt im Leichenschauhaus einen Chirurgen kennen, der sich deutlich um sie bemüht. Sie beginnt mit ihren Nachforschungen nach den Übeltätern, die das Einzige, was sie an ihre Familie band, ermordeten, und gerät dabei zwischen die Fronten eines Krieges zwischen Nekromanten und Gestaltwandlern. Unterstützt von Werwölfen, wie etwa dem jungen Derek, und zumindest nicht mit Knüppeln im Weg versorgt von den Vampirherrschern, macht sie sich auf den Weg, den Täter dingfest zu machen.
Kate Daniels ist keine Heldin, wie sie im Buche steht. (Eine schöne Wortspielerei, steht es doch im Buch). Sie hat ihre Ecken und Kanten und ist sicherlich nicht fehlerlos. Im Gegenteil, sie ist ein wenig großkotzig und von sich eingenommen. Zwar hat sie bereits einiges hinter sich, lässt sich aber nicht unterkriegen. Der Sympathiefaktor liegt also erst einmal wieder am Boden. Doch nach und nach gewinnt man sie richtig lieb. Langsam wird man ‚warm’ mit ihr, bis man ganz zum Schluss die Heldin als solche sieht und sich auf den nächsten Roman freut. Dieser Umstand liegt darin begründet, dass das Autorenehepaar, das unter dem gemeinsamen Namen Ilona Andrews schreibt, sich selbst nicht so ernst nimmt und eine große Portion Humor, davon auch viel des schwarzen Humors, und etwas Selbstironie in die Erzählung einbringt.
Die handlungsrelevanten Figuren wie etwa Ghastek, der Nekromant, oder Curran, der Herrscher über die Gestaltwandler, sind ebenfalls gut beschrieben. Sie wirken zumindest in ihren Handlungen überzeugend, genauso wie die bösen Gegner und die Nebenfiguren.
Die Handlung an sich ist fesselnd und abwechslungsreich, die Dialoge spritzig. Jedoch kein Buch für die Romantiker unter den Horrorfans.
Die Nacht der Magie - die Rezension von Rupert Schwarz