Titel: 9/Tenths Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Das Ehepaar Jessica und William fliehen aus ihrer Heimatstadt angesichts immer häufiger werdender terroristischer Angriffe. William, verfolgt von allerlei Paranoia, hat eine Ranch erworben - hundert Meilen von jeglicher weiterer Ansiedlung entfernt im Nirgendwo. Als sie jedoch ihr neues Heim ereichen, ist dieses schon bewohnt. Der Mexikaner Elias hat sich hier häuslich eingerichtet - angeblich aufgrund eines Abkommens mit dem Vorbesitzer. Das ist William jedoch nicht bekannt, und so verjagt er den unliebsamen Mitbewohner aus dem Hause. Elias jedoch will nicht weichen und campiert weiter in der Nähe der Ranch. Mit der Zeit eskaliert der Streit, und der Höhepunkt wird nur nicht erreicht, da eine Radiomeldung die nahezu vollständige Zerstörung mehrerer amerikanischen Großstädte meldet - alle sind geschockt.
Jedoch hindert es William nicht, Elias weiter vom Haus entfernt zu halten - er verlässt allerdings Jessica, als die Essensvorräte zur Neige gehen, während Elias aufgrund seiner Fähigkeiten immer frisch erlegtes Wild auf seinem Teller hat. Als William auch nach Tagen nicht zurückkommt und Jessica vor Hunger und Durst keinen Ausweg mehr weiß, wendet sie sich an Elias und bittet ihn um Hilfe. Nach und nach baut der Mexikaner die Ranch auf und verwandelt sie in eine autarke und funktionsfähige Insel des Überlebens. Jessica entwickelt langsam Gefühle für ihren Retter.
Da taucht plötzlich William wieder auf - zerlumpt und zerissen - und Jessica wendet sich aprupt wieder von Elias ab und unterstützt ihren Ehemann in der Forderung, ihnen die Ranch sofort zu übergeben. Elias hingegen besteht auf seinem Anspruch und wirft die beiden mit Waffengewalt aus dem Haus. Während er die Früchte der Ranch erntet, leiden Jessica und William immer größeren Hunger und Durst - bis William seine Frau dazu überreden will, sich für Essen bei Elias zu prostituieren...
Der in der Zukunft gelegene Anschlag ist eigenlich nur ein Aufhänger für ein brutal inszeniertes Drama, das den Zusammenbruch gesellschaftlicher Regularien und moralischer Gesetze darstellt. Das Ehepaar wird als Beispiel herangezogen, was aus uns werden kann, wenn die Not groß ist und man buchstäblich zu allem bereit ist, um zu überleben. Grundsätzlich kann ich dem Film eine durchaus gute Note geben, denn dies ist spannend und überzeugend in Szene gesetzt - bis auf zwei Ausnahmen. Auf der einen Seite ist es - vielleicht nur für europäische Geister? - nicht ganz nachvollziehbar, warum Jessica aus Treue zu ihrem Mann - der sie ja schließlich ohne jeglichen Schutz und ohne Speis und Trank wochenlang zurückgelassen hat - bleibt und vor Hunger kurz vor dem völligen Zusammenbruch steht. Wäre es nicht wahrscheinlicher, dass sie auf ihre Ehe mit dem Paranoiker pfeift und sich dem Mann zuwendet, der sie auch ernähren kann und ihr Überleben sichert? An zweiter Stelle ist der Überfall zweier Fremder zu erwähnen, der aus den bisher in 100 Minuten gepflegten Todfeinden nun plötzlich Brüder im Kampfe macht - auch hier schlägt vielleicht eine amerikanische Gesellschaftsidee durch. In Europa gedreht, wäre der Film sicher wesentlich kompromissloser geworden - und damit aber auch vielleicht zu abschreckend für das Publikum. Schließlich braucht man in einem Film, mit dem man Geld verdienen möchte, positive Momente, die der Zuseher mit nach Hause nehmen kann. Unterm Strich dann leider nur Durchschnitt, kein Vergleich mit ähnlichen Szenarien wie beispielsweise in Right at Your Door - 6 von 10 Punkten