Titel: 10.5 Apocalypse Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Erinnert man sich an den Vorgänger dieses Filmes, so überkommt den auch nur einigermaßen mit geologischem Allgemeinwissen bedachten Menschen das kalte Grausen. Umso mehr freut es wahrscheinlich John Lafia, den gepeinigten Zuschauern noch einen Dreiteiler mit noch mehr Unsinn und Plattitüden um die Ohren schlagen zu können. NBC unterstützt als produzierende Fernsehanstalt den Krampf auch noch mit gutem Gewissen.
Worum geht es? Nur Minuten nach den Begebenheiten des ersten Teiles überschwemmt ein Tsunami die Küsten von Hawaii und verheert die Inseln - ein Nebenschauplatz, der nur dazu gedacht ist, den Thrill zu erhöhen, da er keinerlei Auswirkungen auf die Ereignisse im Film zeigt. Die Gegend um Los Angeles kommt nach dem 10,5-Beben nicht zur Ruhe; es werden Dutzende von Mikrobeben ausgelöst, die immer größer werden und schließlich zu einer großen Erdspalte führen, die droht die USA auseinanderzureißen. Das kennt man? Ja, der Leser hat recht - der zweite Teil scheint die Vorlage des 2009 erschienenen Filmes Megafault zu sein, der in seiner Grundthematik dem Sequel zu 10.5 ziemlich ähnelt.
Mit von der filmischen Bebenpartie sind wieder die üblichen Verdächtigen. Beau Bridges als ständig verzweifelt dreinblickender US-Präsident erlebt hier wieder einmal eine Sternstunde der Schauspielkunst - allerdings eine negative. Kim Delaney als Dr. Samantha Hill bekämpft persönliche Verluste mit professioneller Hilflosigkeit, und zusammen mit ihrem Vater, den man aus dem in Sand und Dreck versunkenen Las Vegas rettet, kommt sie auf die einfachste aller Katastrophenschutz-Lösungen: Man behilft sich mit Atombomben! Kein Wunder, denn der große Graben wandert beharrlich auf ein Atomkraftwerk zu!
Die Ideen sind ja im Ansatz nett. Die verschiedenen Szenarios - der Untergang von Las Vegas, die verschiedenen Städte, die vernichtet werden, Ausbrüche erloschener Vulkane sowie der sich vergrößernde Graben - typische Katastrophenfilmunterhaltung eben. Gewürzt wird das Ganze mit dem typischen Trän-Trän: Des Präsidenten Tochter engagiert sich als Rot-Kreuz-Helferin, ihr Teilzeitfreund verliert seine Eltern und Dr. Hill ihren engsten Mitarbeiter. Alles zusammen jedoch ist ein wenig viel und bewirkt, dass man sich keiner Szene mehr als wenige Minuten widmen kann, um sofort den nächsten Handlungsschauplatz in das Blickfeld zu rücken. Dass dies auf Kosten von Logik, Sinn und Handlung geht, kann man sich denken - von nachvollziehbarer Charakterentwicklung kaum zu reden.
Ich freue mich schon auf den dritten Blödsinn, der mit Sicherheit den Titel 10.5 - Ragnarök tragen wird ;-)