| Titel: Zwischen den Sternen Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
John Scalzi konnte mit seinem Erstlingswerk Krieg der Klone und den folgenden weiteren Romanen der Trilogie über den 75-jährigen John Perry und seine Frau Jane für großes Aufsehen in der Szene sorgen. Wegen seines Schreibstils wird er als der neue Heinlein gefeiert und nun wandelt Scalzi weiter auf den Spuren des Altautors und schrieb einen Jugendroman. Als Grundlage seiner Geschichte nahm er John Perrys Adoptivtochter Zoí Boutin und lässt die Handlung parallel zum Buch Die letzte Kolonie spielen. Allerdings klingen die Ereignisse aus dem Roman nur leicht an. Der Roman selbst dreht sich nur um Zoí, die die ganzen Ereignisse nur aus ihrer Teenager-Sicht betrachtet und natürlich über kein Hintergrundwissen verfügt. Allerdings ist Zoí Boutin für das Volk der Obin Prinzessin und religiöse Führerin in einer Person. Dieses Mysterium erschließt sich aus dem Verhältnis ihres verstorbenen Vaters zu den Obin - eines Mannes, der dem Volk zu dem verhalf, was es seit jeher erstrebte: einem eigenen, individuellen Bewusstsein. So verehren die Obin Zoí als Erlöserin und die beiden Leibwächter, die nie von ihrer Seite weichen, übertragen ihr gesamtes Leben an alle Obin. Als nun Zoí mit ihren Eltern aufbricht, um jene politisch wichtige Kolonie zu gründen, die zum zentralen Brennpunkt der Politik in der Galaxis wird und den Konflikt zwischen der Erde und dem Konklave entscheiden wird, sind die Obin zutiefst besorgt. Zoí jedoch kümmert das nur wenig. Sie macht das, was Teenager in ihrem Alter so machen: Sie verliebt sich.
Das Universum, das John Scalzi geschaffen hat, ist sehr unterhaltsam und interessant. Ganz ohne Zweifel wird er in Zukunft noch mehr darüber schreiben, auch wenn er jetzt erst einmal eine Pause angekündigt hat. Der vorliegende Romane hätte auch nicht erscheinen sollen, doch viele Rückfragen der Fans in seinem Blog überzeugten John Scalzi, nun die Geschichte von Zoí zu erzählen. Die Leserschaft dankte ihm das prompt mit einer Hugo-Nominierung, auch wenn er am Ende das Nachsehen hinter Neil Gaiman hatte, der aber auch mit einem Jugendbuch gewann. Wieder erzählt der Autor Scalzi eine ungewöhnliche Geschichte. Besonders der Beginn mit dem Flug zur Kolonie ist hervorragend geschrieben. Aus der Sicht der jugendlichen Teenagerin wird der Schiffsalltag beschrieben und wieder einmal erinnert Scalzis Schreibstil an den Altmeister Robert A. Heinlein, der mehr als ein Dutzend wunderbarer Jugendbücher verfasst hat. Im Mittelteil verliert das Buch an Fahrt und die Beschreibungen des Koloniealltags während der Krisen konnten nicht so überzeugen - wohl auch, weil diese Ereignisse im Vorgänger-Roman ausführlich behandelt worden waren. Eine Kürzung dieses Abschnitts wäre wünschenswert gewesen, doch dann wäre das Buch vielleicht nicht mehr eigenständig lesbar gewesen. Zum Ende hin jedoch läuft John Scalzi wieder zur Höchstform auf, als sich der Autor endlich dem Thema widmet, von dem ich zunächst annahm, dass es der Hauptinhalt des Buchs sein würde, nämlich Zoís Reise zu den Obin. Hier entschädigt Scalzi den Leser für gewisse Längen im Mittelteil. Insgesamt ist dies also ein durchaus gelungener Roman, der dem Leser ein kurzweiliges Vergnügen beschert.
7 von 10 Punkten
Zwischen den Sternen - die Rezension von Erik Schreiber