Reihe: Die große Erzferkelprophezeiung, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Eherne Imperium ist die wirkliche Welt der Zwerge. Tief unter der Erde schürfen sie nach Erz und trinken Bier. Oder sie trinken Bier und schürfen nach Erz. Also ein abwechslungsreiches Leben voll Abenteuer und Abend teuer. Was soll man auch machen, denn beim letzten Krieg wurden die Frauen der Unterirdischen getötet. Nachwuchs gibt es nur noch selten, wenn eines der besonders bewachten Eier ausgebrütet wird. Ja, Zwerge legen Eier - und die sind jetzt sehr wichtig und wertvoll geworden. Anscheinend werden keine Frauen mehr geboren. Für die Zwerge heißt das: Über kurz oder lang, wohl eher lang, werden sie aussterben. Zwar werden für jeden toten Zwerg zwei Eier aus der streng bewachten Schatzkammer entnommen, doch auch die Zahl der Eier ist endlich.
Mit dem Ende der Eier geht eine große Prophezeiung in Erfüllung. Die große Erzferkelprophezeiung berichtet von einem unmöglichen Zwergenhelden, einem, der kein Bier trinkt. Daher glaubt so niemand recht an diese Vorhersage. Wie das mit Sagen so ist (Wettervorhersage, Heldensagen und so weiter): Alle haben einen wahren Kern, der Rest ist frei erfunden. Zumindest ist das die Ansicht vieler Zwerge. Daher möchte niemand am jetzigen Stand der Dinge rütteln.
Niemand ist etwas übertrieben, da gibt es noch jemanden, der sich der Neue Stahl nennt. Heimlich macht sich der Neue Stahl auf, mit seinen Dienern ein wenig die bestehende Ordnung zu seinen Gunsten zu verändern, das Zwergenvolk zu unterwerfen. Er möchte alte Zöpfe abschneiden, pardon, mit alten Traditionen brechen: Sobald erst der Überzwerg Einzug hält, wird sich alles ändern. Soweit die Theorie. Manch einer der Zwerge ist mit diesen Plänen nicht einverstanden und will die Umstürzler stürzen. Als dann auch noch die Prophezeiung in diesen Interessenskonflikt eintritt, ist das Chaos perfekt.
Wer weibliche, barttragende Zwerginnen eines Terry Pratchett erwartet oder die Zwerge eines Markus Heitz, der ist nicht ganz auf dem Laufenden. Christian von Aster entwickelte seine Zwerge weitab von Märchen und Sagen der bekannten Fantasy-Literatur, nicht ohne diese als Quellen zu benutzen und regelmäßig auf den Arm zu nehmen. Wenn es den Zwergen dreckig geht, dann kann der Leser dreckig lachen oder nur einfach ein Grinsen im Bart verstecken (sofern er einen sein Eigen nennt) - oder einfach nur schmunzeln.
Mich hat das Buch überzeugt. Mir gefällt zudem, dass auch der Lyx Verlag inzwischen deutsche Autoren in sein Programm aufgenommen hat. Eine Besinnung auf heimische Autoren scheint sich, zumindest bei der deutschsprachigen Phantastik, langsam bemerkbar zu machen.