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Titel: Zu viele Flüche Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Als Zauberer hat man kein einfaches Leben. Man muss Zaubersprüche aufsagen, Tinkturen und magische Gegenstände herstellen, Flüche aussprechen und Monster gefangen halten. Zudem benötigt man Hilfe, weil man nicht alles selbst machen kann - etwa einen Kobold, der den Haushalt führt. Wenn man nicht mit der Arbeit zufrieden ist, kündigt man dem Kobold nicht etwa, sondern lässt ihn durch einen Nurgax fressen. So weit die Theorie. In der Praxis sieht dies jedoch ganz anders aus. Denn dummerweise wurde der Zauberer selbst von diesem Nurgax als Mahlzeit ausersehen. Und plopp, der Zauberer ist gefressen, das Nurgax satt (hoffentlich!) und die Koboldin Nessy wird von der Haushälterin zum Haushaltsvorstand. Es ändert sich aber nichts wirklich. Denn die Zauber des Zauberers Margle lösen sich nicht auf. Uuups.
Die malträtierten Geister - wie Vampirkönige, Schwerter in Kohlköpfen, Gehirne in Einmachgläsern und ähnliches mehr -, die erfolglos auf Erlösung hofften, müssen nun zusammenhalten, damit Nessy zaubern lernen kann. Unterstützung erhält Nessy vom Bruder des Zauberers Margle, eben jenem Gehirn im Einmachglas. Die Unterrichtsstunden gestalten sich etwas schwierig. Natürlich geht auch so mancher Zauber in die Hose. Aber damit nicht genug, es tritt noch eine Magierin auf, die in die Fußstapfen von Margle treten will. Als alles nichts mehr hilft, muss Nessy den schweren Gang gehen und sich der-Tür-am-Ende-der-Halle zuwenden.
Von A. Lee Martinez sind inzwischen ein halbes Dutzend Fantasy-Bücher erschienen. In allen Romanen stellt er skurrile Figuren in den Vordergrund, die alles andere als Gewinner sind. Bis zum Schluss einer Erzählung sind die Heldinnen und Helden meist Verlierer. Nicht unbedingt gescheiterte Existenzen, aber das Schicksal (in diesem Fall der Autor) meinte es nicht gut mit ihnen. So geht es auch der Koboldin Nessy. Sie beugt sich der auferlegten Last der Haushälterin und kümmert sich nicht nur um das Anwesen, sondern auch deren seltsame Bewohner. Und als der Zauberer nicht mehr ist, flieht sie nicht etwa, sondern will den anderen Verfluchten behilflich sein.
Ich habe bei der Lektüre des Buches nicht unbedingt lauthals gelacht, doch freute ich mich über die seltsamen Wesen wie den pausenlos polierenden Silbergnom, eine Katze, die mit einer Sonnenblume spricht und plötzlich einen versteinerten Schwanz hat ... Für den viel lesenden Fantasy-Fan ist vieles, was sich ereignet, vorhersehbar. Dennoch ist das Buch eines der wenigen humoristischen Werke, die zurzeit auf dem Markt sind. Aus diesem Grund lesens- und empfehlenswert.