Serie: Anita Blake 3. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Welt der Anita Blake ist nicht ganz die Welt, die wir tagtäglich um uns herum haben. Ihre Welt ist voll mit den seltsamsten Bewohnern, wie Menschen, die sich in Wölfe, Ratten oder andere Tiere verwandeln können. Im Zirkus der Verdammten kommt zudem noch eine Lamia vor, eine unsterbliche Art, die halb Mensch und halb Schlange darstellt. Vampire haben zudem ein Bürgerrecht. Das heißt im Klartext, Vampire haben ein Recht auf Leben, dürfen aber genauso keinen Menschen schaden. Und das ist eine Gratwanderung, die nicht sehr einfach ist. Das Gleiche gilt für alle wer-artigen Kreaturen. Anita Blake arbeitet für die Firma Animators Inc. als Totenbeschwörerin. Mit dieser besonderen Fähigkeit übt sie die Kontrolle über kürzlich Verstorbene aus, die mit ihrer Hilfe einen Abstecher in die Welt der Lebenden machen dürfen. Dieses ermöglicht den Ordnungsbehörden, die Toten zu befragen, wer ihr Mörder ist, hilft bei Streitigkeiten und Erbfolgeregelungen. Daher arbeitet Anita für eine Sondereinheit der Polizei, die sich mit außergewöhnlichen Erscheinungen und Vorfällen befasst. Aus diesem Grund wird schnell klar, dass sie bei seltsamen Morden herbeigerufen wird.
Anitas Vampire sind ganz besondere Wesen. Bringen sie jemanden um, können auch sie hingerichtet werden. Aber nur nach einem Gerichtsurteil, sonst wäre die Tötung eines Vampirs ebenfalls Mord. Die Vampire sind weiterhin allergisch gegen Silber, Weihwasser, Kreuze und Holzpflöcke. Nur, je älter einer der Untoten ist, desto eher ist es ihm möglich, eine Immunität dagegen aufzubauen. Ein Vampir stirbt jedoch immer, wenn man ihn pfählt oder einen Kopf kürzer macht. Leider weigern sich die Vampire, jemanden so dicht an sich heranzulassen, dass diese Tätigkeit von Erfolg gekrönt würde. Die Vampire sind also ein besonderer Schlag `Menschen’. Sie sind in der Lage, Menschen zu beeinflussen, so, wie es wahrscheinlich auch Jean-Claude bei Anita macht. Anita fühlt sich zu dem Meister von St. Louis hingezogen, dient ihm in gewisser Weise und würde ihn doch im wahrsten Sinn des Wortes gern vom Hals haben.
Im vorliegenden Roman gerät Anita wieder einmal zwischen die Stühle. Auf der einen Seite steht der Meistervampir Jean-Claude, auf der anderen Seite der Herausforderer, ein unbekannter namens Alejandro, der gern die Position des Meistervampirs einnehmen würde. Alejandro stachelt Vampire dazu an, im Rudel Menschen anzufallen. Es tauchen zudem eine Menge Wesen auf, die ihr Hilfe anbieten. Uneigennützig, wie sie ihr versichern. Aber kann sie sich da so sicher sein? Der Einzige, bei dem sie sich etwas sicher sein kann, ist Richard. In ihn verliebt sie sich und hat ihr persönliches Happyend mit ihm. Gut, einmal im Monat bei Vollmond hilft der beste Rasierapparat auch nicht mehr, aber sonst ist er ganz in Ordnung.
Aber zurück zu Aljandro und seinen Beißern. Alejandro gehört zu den Vampiren, die nicht auf der Seite von Jean-Claude stehen. Er gehört zu den Herausforderern. Um den Meistervampir zu töten, müssen sie wissen, wo sein Schlafplatz ist. Den könnte die vom Meister gezeichnete Anita Blake kennen. Könnte, muss aber nicht zwangsläufig so sein. Die Kennzeichnung von Anita bringt sie jedenfalls in große Schwierigkeiten, die sie mal wieder gebrauchen kann wie einen Pickel auf der Nase. Letztlich gibt sie die Schlafstelle ihres Meisters tatsächlich preis, will ihn aber gleichzeitig warnen. Es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen, die in dieser Welt scheinbar zur Tagesordnung gehören.
Das Besondere an diesem Buch von Laurell K. Hamilton ist der Schreibstil. In einer Art Tagebuch beschreibt sie das Leben von Anita Blake. Mit diesem Trick lässt sie die Leserschaft an den Gedanken und den Gefühlen der Hauptdarstellerin teilhaben. Dass diese manchmal sehr drastisch in Richtung Erotik oder Gewalt gehen, mag manch einen Leser stören. Nimmt man aber die gewalttätige Welt der Anita Blake als gegeben hin, erscheinen diese auch durchaus logisch und nachvollziehbar. Dabei gebe ich mich der Meinung, möglicherweise irrigen Meinung hin, dass die Übersetzerin Angela Koonen entsprechende Stellen entschärfte. Liest man das Buch durch, entsteht stellenweise der Eindruck, als würde sich die Handlungsträgerin mit dem Leser unterhalten, so wie mit einem Geist, der ständig dabei ist, aber weder eingreifen kann noch darf. So ist es in jedem Fall möglich, den Gedanken zu folgen, die die junge Dame von gerade mal vierundzwanzig Jahren hat. Ob diese typisch weiblich sind, sei dahingestellt. In vielen Dingen sind es jedoch keine männlichen Gedanken.