| Serie/Zyklus: Titel: Zeitschichten Originaltitel: Redshift Rendezvous Autor: John E. Stith Übersetzung: Norbert Stöbe Verlag/Buchdaten: Heyne 1999
Eine Besprechung / Rezension von Christian Plötz
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Mit der überlichtschnellen Raumfahrt ist das so eine Sache. Einstein hat behauptet, daß c im Universum konstant ist (glaub' ich jedenfalls, aber Physik hab ich in der 11. Klasse abgewählt). Wie auch immer, die Redshift kann jedenfalls im Hyperraum Entfernungen recht schnell überbrücken. Allerdings ist das Leben an Bord nicht einfach, da die meisten relativistischen Effekte dort am eigenen Leib erfahrbar sind. So ist beispielsweise die Lichtgeschwindigkeit so niedrig, daß man die Gesten eines Gesprächspartners erst mit ca. 4 Sekunden Verzögerung wahrnimmt. Dasselbe gilt für den Schall: Ein guter Sprinter kann locker die Schallmauer durchbrechen. Auch die Zeit verläuft in den von der antreibenden Gravitationsquelle entfernten Decks schneller. Allerdings kann ein Mensch ohne lebenserhaltendes Feld in dieser Umgebung nicht überleben. Diese Erfahrung machen einige Gangster, die versuchen, das Schiff zu kapern, aber nicht mit der Tatkraft des 1. Offiziers gerechnet haben, der, an diese bizarre Umgebung gewöhnt, den Raumpiraten eine nette Schlacht liefert. Damit aber noch nicht genug, die Opfer dieser Ganoven sind gar nicht so wehrlos, im Gegenteil, die sind gerade die wirklich moralisch völlig verkommenen Subjekte, und am Ende weiß der arme Jason Kraft gar nicht mehr, wen er als nächsten kaltstellen soll.
Anmerkung: Wer das Buch lesen will, sollte sich zunächst mal darüber klar werden, ob er Hard SF oder irgendein moralisch anspruchsvolles Traktat, mehr oder weniger liebevoll in ein Science Fiction Mäntelchen gehüllt, lesen will. Hier geht es nämlich eigentlich nur um die zugegeben witzigen relativistischen Effekte an Bord des Raumschiffes. Stith hat einfach in ein paar Gleichungen andere Zahlen eingesetzt und dann mal "was wäre, wenn... " gespielt und heraus kommt ein wirklich amüsant zu lesender Roman. Wer die "veranschaulichenden Beispiele" zur allg. Relativitätstheorie kennt (Relation Beobachter zu einem mit c fahrendem Zug usw.) und bei den Erklärungen kein Kopfweh bekommen hat, wird hier sicherlich seinen Heidenspaß haben. Die Handlung ist ohne größere Schnitzer konzipiert und stört auch nicht weiter. Die Hauptsache aber, und das sagt der Autor im Nachwort selbst, ist das Raumschiff: die Redshift. A propos Nachwort: Allein das würde schon die Anschaffung des Buches lohnen, die Erläuterungen von Stith sind einfach sauwitzig zu lesen.