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Titel: Zara von Asphodel - Rebellin und Magierin
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Bei diesem Buch war es tatsächlich das Cover, das meine Neugier geweckt hat. Es zeigt das Gesicht einer jungen Frau in dem Flügel einer Krähe. Der Rest des Covers ist, abgesehen von Titel, Autor und Klappentext und einer kleinen schwarzen Feder auf der Rückseite komplett weiß. Ein stimmungsvolles Cover, das recht gut mit dem Inhalt des Buches harmoniert.
In einer Welt, in der Magie alles zählt, steht Zara als Tochter des Erzmagiers an der Spitze der Macht. Und doch würde sie nichts lieber tun, als das System zu stürzen und Rache zu nehmen. Rache an dem Mann, der ihr das einzige nahm, was ihr wirklich etwas bedeutet hat, ihre nichtmagische Freundin Swift.
Schon nach wenigen Seiten hat man als Leser das Gefühl, Zara schon seit Jahren zu kennen. Die kursiv gedruckten Ausflüge in ihre Vergangenheit vermitteln dem Leser einen Eindruck von Zaras Kindheit und dem, was sie bewegt. Der Grundstein dafür wird schon mit dem Prolog gelegt, der von Zaras Geschenk zum fünfjährigen Geburtstag erzählt: Das Tributkind Swift. Ein Geschenk, aus dem eine ebenso innige wie verbotene Freundschaft entsteht. Eine Freundschaft zwischen Magier und nicht magisch begabtem Menschen. Eine Freundschaft, ohne die es diese Geschichte sicherlich nicht gegeben hätte – und ohne die Zara jemand ganz anderes geworden wäre.
Zum Zeitpunkt der eigentlichen Geschichte ist die sechzehnjährige Zara Meisterschülerin der Magie und Spionin der Rebellen – letzteres vermutlich weitaus erfolgreicher und ehrgeiziger als ersteres. Die Anlagen für die Magie stecken in ihr, es fehlt allerdings am Willen – bis Zara beobachtet, wie ein junger Gefangener in den Palast gebracht wird. Ein Gefangener, dessen Willen ebenso stark ist wie Zaras – und der sowohl sie als auch die Rebellen in Aufruhe versetzt. Denn Aidan stammt von jenseits der Mauer, einer Mauer, die die Magier und ihre Welt von einer Welt ohne Magie trennt.
Ehe Zara jedoch mehr über Aidan erfahren kann oder ihn gar befreien könnte, wird sie enttarnt. Nun muss sie in die dunkelsten Ecken des Reiches fliehen und wie die Diebe in den Schatten wandeln. Um ihre Ziele weiter zu verfolgen, muss sie eben diese Diebe von ihren Absichten überzeugen – keine einfache Aufgabe für eine Magierin und noch weitaus gefährlicher als ihre einstigen Tätigkeiten als Spionin. Mich hat die Situation ein bisschen an Trudi Canavans “Die Gilde der schwarzen Magier” erinnert – nur, dass die Situation umgedreht und etwas gefährlicher ist: Diesmal muss sich eine Magierin vor denen aus dem Untergrund beweisen, in Trudi Canavans Reihe ist es genau umgekehrt. Und ich glaube auch, dass der Wechsel für Zara etwas schwerer ist – vom Palast in den Untergrund zu gehen ist sicher härter als von der Straße in ein Gildenhaus. Und die Menschen, unter denen Zara nun wandelt, töten, was sie fürchten – und Zara fürchten sie zu Recht, letztendlich könnte sie jeden von ihnen mittels ihrer Gedankenkraft töten.
Den Großteil des Plots machen Zaras Handeln und ihre Beweggründe sowie die Beschreibung der Welt, in der sie lebt, aus. Eine faszinierende Welt, in der man durchaus noch etwas mehr Lesezeit verbringen könnte – gerade die Welt hinter der Mauer würde mich zum Beispiel sehr interessieren. Zaras Beweggründe sind deutlich – und durch die Blicke in ihre Vergangenheit absolut nachvollziehbar. Ihrem gerechten Zorn kann man sich als Leser eigentlich nur anschließen. Die romantischen Gefühle zu Aiden nehmen nur einen kleinen Teil des Buches ein, wobei Ellen Renner damit sicherlich den Grundstein für mehr gelegt hat. Richtig spannend wird es erst mit Zaras Eintritt in den Untergrund. Dann, wenn wirklich alles riskiert wird, wenn wirklich niemand mehr weiß, wem man trauen kann, wenn in jeder Ecke Verrat lauert und falsche Entscheidungen fast unwiderruflich den Tod nach sich führen. Dann, wenn man als Leser ein Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen kann.
Im finalen Showdown riskiert Zara alles, um die Pläne ihres Vaters zu stören und Aiden aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Ein Kampf, bei dem Zara und den Leser einige Überraschungen erwarten – die meisten davon weit besser, als man hätte denken können. Mit dem Ende des Kampfes hat sie gezeigt, was in ihr steckt: Mehr Menschlichkeit als in manch Anderen (egal ob Magier oder einfach Mensch). Ihr Kampf und auch der der Rebellen ist allerdings noch längst nicht beendet, auch wenn Zara ihn anders weiterführen wird, als sie (und auch der Leser) gedacht hätte. Richtig zu Ende ist Zaras Geschichte damit lange nicht, aber abgeschlossen genug, um in Ruhe auf die Fortsetzung, die im englischen den Titel “Outcaste” trägt, zu warten.
Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen – und ich bin sicher, dass alle, die Geschichten um junge magische Held(inn)en in fantastischen Welten (wie zum Beispiel auch Sonea) mögen, auch Zara mögen werden. Das Buch ist abgeschlossen genug, um allein gelesen zu werden, aber eben auch faszinierend genug, um ein weiteres Mal in Ellen Renners Welt eintauchen zu wollen. Ich jedenfalls werde die Augen nach “Outcaste” aufhalten.