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Reihe: Yelena, Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt eine junge Frau in Lederrüstung, die mit einem Stab (oder Speer) bewaffnet ist. Im Hintergrund kann man eine beleuchtete Burg erkennen, im Vordergrund sieht man einen Tisch mit verschiedenen Ampullen und zwei aufgeschlagenen Büchern. Und auch wenn Yelena sicher nicht mit Lederrüstung und Speer durch die Gegend wandert, fängt das Cover doch ein wenig die Atmosphäre des Buches ein – mir gefällt es damit ausnehmend gut.
Auf diejenigen, die einen Menschen töten, wartet der Tod – egal wie gut der Grund für ihre Tat gewesen sein mag. Und so sitzt auch Yelena im Kerker und wartet auf ihre Hinrichtung. Am Tag ihres Todes macht ihr der Sicherheitschef des Kommandanten, Valek, ein verlockendes Angebot: Anstatt zu sterben kann sie auch die Arbeit als Vorkosters des Kommandanten annehmen. Eine Arbeit, bei der in jeder Ecke der Tod lauert, aber auch eine, die ihr Leben zumindest vorerst verlängert. Yelena wäre eine Närrin, würde sie ablehnen – auch wenn sie das, was sie erwartet, bei Weitem nicht abschätzen kann.
Das Buch fängt nicht gerade beschaulich an, Yelena sitzt im Kerker und wartet auf ihren Tod, während sie von düsteren Erinnerungen geplagt wird. Erinnerungen, die dem Leser schnell klar machen, dass sie einen wirklich guten Grund für ihren “Mord” hatte. Als Leser weiß man zumindest grob, was sie anstelle des Strickes erwartet, aber trotz der entgangenen Hinrichtung ist Yelenas Tag bei weitem nicht so gut wie gedacht: Denn wer Gift erkennen will, muss wissen wie es schmeckt – kleine Kostprobe gefällig?
Trotz schlechter Bezahlung (keiner) und Morddrohungen (durch den Vater ihres “Opfers”) findet sich Yelena erstaunlich schnell in ihrem neuen Leben zu Recht. Mit ihrem Einfallsreichtum und der Gabe, das Beste aus jeder Situation herauszuholen, rückt sogar eine Bezahlung in greifbare Nähe. Und auch wenn einige aus dem Gesinde und der Herrschaft Yelana nicht gerade wohlgesonnen sind, findet sie Freunde. Valeks Vertrauen muss sich Yelena allerdings erst verdienen – ebenso, wie sie lernen muss, mit ihrem eigenen Vertrauen und Urteilen vorsichtig zu sein. Aber nicht nur Yelena liegt stellenweise ziemlich falsch, ebenso wie sie entwickeln sich auch die unterschiedlichen Nebenfiguren in die eine oder andere Richtung.
Anfangs lernt Yelana nur, sich bei Hofe zu Recht zu finden, der neuen Aufgabe gerecht zu werden und mordlustigen Gesellen aus dem Weg zu gehen – ihr Aufgabengebiet umfasst jedoch bald einiges mehr: Die Soldaten des Kommandeurs auf Trab zu bringen, Kampfkünste zu lehren und einer Zauberin aus dem Weg zu gehen. Letztendlich geht es aber um mehr als Yelenas Schicksal, auch wenn selbiges schon spannend genug wäre. Die sympathische Hauptfigur schlittert von einer gefährlichen Situation in die Nächste – und das, obwohl sie sich stetig weiterentwickelt und fast überall freundschaftliche Bande knüpft. Sie ist eine wirkliche Überlebenskünstlerin, von der letztendlich nicht weniger als das Schicksal des Reiches abhängt.
Mit ihr hat Maria V. Synder eine Figur geschaffen, in die ich mich wirklich verlieren konnte: Während Yelena von einer spannenden Situation in die nächste gelangte, flogen bei mir die Buchseiten nur so dahin. Und auch wenn das Ende relativ abgeschlossen ist bin ich verdammt froh, dass die Geschichte um Yelena mit der letzten Seite noch nicht zu Ende ist. Der nächste Band ist schon längst auf dem Weg.