Genre: Mystery / Comedy Eine Besprechung / Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Watanuki, dessen Name man mit dem Zeichen für den 1. April schreibt, kann Geister und andere übernatürliche Phänomene sehen. Eines Tages wird er geradezu magisch von einem mysteriösen Haus angezogen, in dem ihn zwei seltsame kleine Mädchen und die noch seltsamere Yuko erwarten. Yuko verspricht, Watanukis Wunsch, keine Geister mehr sehen zu müssen, zu erfüllen. Als Gegenleistung muss er jedoch erst für sie arbeiten und so wird Watanuki zum Mädchen für alles. Er bekocht Yuko und die Mädchen und erledigt mysteriöse Aufträge. Dabei muss er mit seinem Mitschüler Domeki zusammenarbeiten, der zwar keine Geister sieht, aber sie durch bloße Anwesenheit vertreiben kann.
„xxxHolic“ basiert auf der gleichnamigen Mystery-Mangareihe von Clamp und setzt diese in insgesamt 24 Animefolgen um. Die ersten acht Folgen sind, verglichen mit anderen Clamp-Serien, relativ spannungsarm – zumindest wenn man Spannung mit Action gleichsetzt. Zwar hat Watanuki stetig Kontakt mit Geistern, die ihm meist Böses wollen, doch die Serie zieht ihre Spannung hauptsächlich aus den mysteriösen Andeutungen von Yuko. Diese kann scheinbar Wünsche erfüllen, für eine Gegenleistung natürlich, doch eigentlich macht sie selten etwas. Viel mehr bringt sie ihre Kunden mit Worten dazu, sich ihre Wünsche selbst zu erfüllen – was nicht immer funktioniert. „xxxHolic“ steckt voller philosophischer Gedanken, an denen man seine Freude haben muss. Der Anime funktioniert mit leisen Tönen und wer genau hinhört, wird bei vielen Szenen ins Grübeln kommen.
Watanuki ist ein temperamentvoller und auch ein wenig schusseliger Protagonist, der sich schnell auf die Palme bringen lässt. Insbesondere wenn es um seine Schulfreundin Himawari geht, in die er unsterblich verliebt ist, verliert er die Nerven. Auf Domeki ist er furchtbar eifersüchtig und auch sonst ist ihm der ruhige Fels unsympathisch. Doch auch wenn Watanuki Domeki nicht leiden kann, erfüllt dieser mehrere Aufträge mit ihm und steht ihm aufrichtig zur Seite. Von einer Freundschaft kann man nach acht Folgen noch nicht sprechen, doch der gegenseitige Respekt wächst nach und nach. Yuko ist der undurchsichtigste Charakter der Serie. Sie besitzt offensichtlich übernatürliche Fähigkeiten und wirkt sehr intelligent, gleichzeitig frönt sie der Vollerei und betrinkt sich maßlos. Watanuki macht sie das Leben schwer, in dem sie viele Geheimnisse für sich behält – und auch der Zuschauer wünscht sich, etwas mehr über ihre Fähigkeiten und die Geister zu erfahren.
Ein roter Faden ist nach acht Folgen noch nicht erkennbar. Viel mehr wandert Watanuki von Auftrag zu Auftrag. Die Einzelgeschichten fügen sich gut in die Länge einer einzelnen Episode ein und warten mit verschiedenen Themen auf. So wird einer Frau ihre Selbstüberschätzung zum Verhängnis, eine andere Dame will von ihrer Internetsucht loskommen, eine falsche Wahrsagerin wird entlarvt und ein Fuchsgeist serviert Watanuki selbstgekochten Eintopf. „xxxHolic“ punktet mit kreativen Ideen und zeichnet sich insbesondere durch den Kontrast zwischen Mystery- und Comedyelementen aus. Der Humor ist dabei sehr japanisch und für den westlichen Geschmack sicherlich gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit entwickelt man jedoch einen Heidenspaß daran, zuzuschauen, wie Yuko den armen Watanuki mit ihrer Geheimnistuerei und vielen extravaganten Wünschen in den Wahnsinn treibt.
Zeichnerisch unterscheidet sich „xxxHolic“ von anderen Clamp-Serien, wobei der Stil gut zu den mysteriösen Ereignissen passt. Geister und übernatürliche Phänomene werden meist als psychedelisch gemusterte Erscheinungen dargestellt, wohingegen Menschen, die keine Rolle in der Geschichte spielen, blass und schwarz/weiß gezeichnet sind. Die Gliedmaßen der Charaktere sind clamptypisch lang – dieses Mal etwas zu lang. Insbesondere Watanuki wirkt schlaksig und ungelenk, doch auch die Proportionen anderer Charaktere passen nicht. Yukos Outfits sind kreativ und meist weit ausgeschnitten und die Mädchen, die für sie zu arbeiten scheinen, trumpfen mit grotesken Frisuren auf. Zudem gibt es ein kleines Wesen, das bei Yuko lebt und sehr süß gezeichnet ist. Doch auch wenn der Stil gut zur Serie passt: Man hat schon Besseres von Clamp gesehen. Teilweise sind die Hintergründe wunderbar ausgestaltet und die Zeichnungen haben ein besonderes Flair, doch teilweise wirken sie auch skizzenhaft und lieblos.
Die Bildqualität der DVD ist okay, auf einem mittelgroßen Flachbildfernseher wirkt sie stellenweise etwas schwammig. Die Veröffentlichung liegt allerdings schon einige Jahre zurück, insofern sieht die Serie recht gut aus. Die Synchronisation ist gut gelungen, insbesondere Watanukis Ausbrüche wirken authentisch und die Stimmen passen jeweils gut zu den Charakteren. Die Gestaltung der DVD-Box sticht sofort ins Auge: die düsteren Farben passen zum Inhalt, der schöne Schmuckkarton ist Stabil und wartet mit glänzend-mattem Reliefdruck auf. Sammlerherzen schlagen da sofort höher. Extras gibt es allerdings so gut wie keine, lediglich ein paar Trailer zu anderen Serien.
Fazit
„xxxHolic“ spielt mit übernatürlichen Phänomenen und mysteriösen Andeutungen. Watanuki ist temperamentvoll und chaotisch und unterhält den Zuschauer mit seiner aufbrausenden Art bestens. Die ersten acht Episoden bestehen aus Einzelgeschichten, die zwar stimmungsvoll umgesetzt sind, jedoch den roten Faden vermissen lassen. Insgesamt ist „xxxHolic“ recht speziell, versprüht jedoch jede Menge Charme. 7 von 10 Punkten.