Titel: Wyvern Mystery Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Großgrundbesitzer Fairfield nimmt Alice, die Tochter seines verstorbenen Pächters, bei sich auf. Als sie langsam erwachsen wird, beginnt Fairfield ihr jedoch seine Aufwartung zu machen. Kurzerhand beschließt Alice, gemeinsam mit einem von Fairfields Söhnen durchzubrennen. Da aber wird Alice auf einmal von unheimlichen Visionen geplagt, in denen sie von einer schwarz gekleideten Frau heimgesucht wird...
Den irischen Schriftsteller Sheridan Le Fanu (1814-1873) würde man heutzutage sicherlich als Thrillerautor bezeichnen. Damals, im viktorianischen England, bezeichnete man seine Werke - wie auch diejenigen seines Zeitgenossen Willkie Collins ("Der Monddiamant", "Die weiße Frau") - schlichtweg als Schauerromane, in denen es um ein Familiengeheimnis, sonderbare Personen, ein Spukhaus und unheimliche Geschehnisse geht. Am bekanntesten sind seine beiden Romane "Onkel Silas" und "Schachmatt" sowie seine Erzählungen "Carmilla" und "Grüner Tee". Seine Bücher waren sehr erfolgreich, doch trotz seines großen Erfolges, zog sich Le Fanu nach dem Tod seiner Frau immer mehr in die Einsamkeit zurück, wo er zunehmend an geistiger Umnachtung litt. Kurz vor seinem Tod vollendete er noch seinen letzten Roman, dessen Titel "Willing to Die" wie eine Vorahnung auf seinen Tod klingt.
Mit "The Wyvern Mystery" drehte der Regisseur Alex Pillai einen Fernsehfilm, der die Atmosphäre der viktorianischen Schauerromane exakt wiedergibt. Wer sich mit dieser Romangattung auseinandersetzt, wird diesen Film lieben. Der Film ist sehr dramatisch inszeniert, ohne aber kitschig zu wirken. Im Gegenteil, die Figuren wie auch die Handlung wirken sehr realistisch. Es hat zum Teil den Anschein, als habe Pillai Le Fanus Roman direkt in eine Filmrolle gepackt. Vielleicht entfacht dieser Film ja in dem ein oder anderen die Lust, einen Roman von Le Fanu zu lesen bzw. sich näher mit der viktorianischen Phantastik auseinanderzusetzen. Und vielleicht spornt ja diese Verfilmung andere Regisseure dazu an, weitere Romane und Erzählungen Le Fanus zu verfilmen.