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Titel: Wo die wilden Kerle wohnen Eine Rezension von Damaris Metzger |
Max tobt verkleidet durch die Wohnung. Er hat nur Unfug im Kopf und ist frech zu seiner Mutter. Diese hat schnell genug. Sie schickt Max in sein Zimmer, er muss ohne Essen ins Bett.
Das Zimmer wird für Max der Ausgangsort für eine Traumreise. Er stellt sich vor, dass sein Zimmer zu einem Wald wird und dass er mit einem eigenen Schiff davon segelt. Bis zu dem Ort wo die wilden Kerle wohnen. Die wilden Kerle empfangen Max nicht freundlich, sondern versuchen ihm Angst zu machen. Der kleine Max lässt sich aber nicht einschüchtern und zähmt die wilden Kerle. Das imponiert ihnen so, dass sie Max zum König machen. Von nun an ist Max der "Bestimmer" und macht natürlich das, was alle Kinder am liebsten machen: Quatsch! Und alle wilden Kerle machen mit.
Obwohl Max in seinem Traumland machen darf, was er will und keine Regeln von seiner Mutter bekommt, fühlt er sich bald einsam und will nach Hause "wo ihn jemand am allerliebsten hat". Er verabschiedet sich von den wilden Kerlen, die ihn natürlich nicht gehen lassen wollen, und segelt mit seinem Schiff zurück in sein Zimmer. Dort hat seine Mutter ihm ein Essen bereitgestellt, welches sogar noch warm ist.
Die Aussage des Bilderbuches ist deutlich. Kinder sollen auf ihre Eltern hören, sonst haben sie mit den Konsequenzen (ohne Essen ins Bett) zu rechnen. Der kleine Max steht über diesen Konsequenzen und macht mit den imaginären wilden Kerlen alles, was ihm zu Hause verboten wird. Und trotz dieser Freiheiten wird ihm bald bewusst, dass er seine Mutter vermisst. Er entscheidet sich in den sicheren Hafen nach Hause zurückzukommen. Dort scheint auch die Mutter ihr hartes Verhalten eingesehen zu haben, indem die Max ein Essen ins Zimmer gestellt hat.
Man mag es kaum glauben, aber dieses Bilderbuch ist über 40 Jahre alt und noch genau so aktuell wie damals. Mit seiner Grundaussage begeistert es heute noch Kinder, sowie Erwachsene. Die deutsche Jugendbuchautorin Isabel Abedi hat die Geschichte sogar in ihrem Roman "Lucian" mit eingeflochten und sagt öffentlich, dass "Wo die wilden Kerle wohnen" ihr Lieblingsbilderbuch ist.
Das Bilderbuch kommt mit sehr wenig Text, manchmal sogar nur mit einem Satz pro Seite, aus. Die Zeichnungen sind kleine Kunstwerke, die die Gefühle der vorkommenden Personen perfekt widerspiegeln. So verstehen sogar schon kleine Kinder die Geschichte und sind von Max und seiner Zähmung der wilden Kerle beeindruckt.
Kritik bekommt das Buch manchmal, weil man meinen könnte, dass die wilden Kerle, gerade für junge Kinder, zu gruselig erscheinen. Dem ist aber nicht so, weil schon kleine Kinder ihre Fixierung auf Max (der ja selbst noch ein kleines Kind ist) richten können. Sie sind von seiner Art, mit den wilden Kerlen umzugehen, begeistert. Schon wirken diese nicht mehr so schrecklich. Für Erwachsene wirken die wilden Kerle einfach nur drollig und sorgen mit Aussagen wie "Geh bitte nicht fort - wir fressen dich auf -, wir haben dich so gern!" für manchen Schmunzler.
Persönliches Fazit
"Wo die wilden Kerle wohnen" ist alt, und alter Wein schmeckt bekanntlich ja am besten und "Alte Liebe rostet nicht". So gehört dieses Buch verdient zu meinen persönlichen Lieblingsbilderbüchern. Es begleitete bereits mich als Kind und steht nun als Neuauflage im Regal meiner eigenen Kinder. Die Bilder sprechen eine eigene Sprache und der kurze Text, bzw. auch die Bilder ohne Text machen das Anschauen und Vorlesen zum Vergnügen. Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch!