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Titel: Dämon wider Willen Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Leben ist gemein, brutal, grausam und ungerecht. Dieser Lieblingsspruch des Rezensenten ist im Falle der Siedler, die Karl-Heinz Witzkos Alter ego König Oluf im ehemaligen Höllenland siedeln lässt, eher eine Verharmlosung. Der Hintergrund, meine lieben Leser, ist ja der, dass König Oluf ein bisserl Ärger hatte, weil einige Dämonenhorden die Absicht hatten, die Welt zu erobern. König Oluf war gar nicht begeistert von dieser Situation, trat an seine Hauptleute heran und sagte, sie sollten das mal erledigen. Gesagt, getan. Die tapfern Krieger des Aldermannlandes traten die Dämonen, bildlich gesprochen, in den Hintern und warfen sie aus dem Land. Damit nicht genug, sie eroberten sogar Teile des Höllenlandes. Dieses Stück Land wurde umgetauft und neue Menschen wurden dort angesiedelt. Steuervergünstigungsprogramme, bei denen Frau Merkel die Tränen in die Augen gestiegen wären, verhalfen den Bauern zu überaus günstigen Konditionen, um Land zu erwerben, zu bearbeiten und dauerhaft dort zu siedeln.
Dies ist nun schon Geschichte und wir blenden um zu einem holden Fräulein namens Myrkfredda. Jenes Mädchen, allein in der Fremde, geplagt von Allergien gegen dies und jenes, u. a. gegen ehrliche Arbeit, geht dem Beruf der Diebin nach. Bislang ging es ja auch gut mit dem Broterwerb. Wobei Broterwerb eindeutig die falsche Bezeichnung ist, denn die richtige Bezeichnung wäre Beutelschneiderei. Und da kommen wir wieder zu dem Problem der Allergie. Just in dem Moment, als sie bei einem Tavernengast den Beutel mit den Geldstücken durchschneidet, bekommt sie einen Niesanfall, das Messer rutscht ab und der eben noch vor Leben sprühende Mann findet sich unversehens im Land der Toten wieder. Von diesem Herrn nehmen wir so schnell Abschied, wie Myrkfredda aus der Taverne herauskommt und suchen mit ihr das, was man gemeinhin das Weite nennt. Dies war nun eindeutig der Böse Part in der Geschichte. Kommen wir zum Gegenstück.
Das Gegenstück, den guten Part, übernimmt der königliche Korrektor Harkwart von Garonnje. Korrekt, wie er nun einmal ist und wie es sein Titel ausweist, muss er sich mit den Kriminellen des Landes herumschlagen und selbige verfolgen und dingfest machen. Gesagt, getan und die Geschichte wäre zu Ende. Das wäre ja dann nur eine ziemlich unbefriedigende Kurzgeschichte. Da schlägt das Schicksal, genannt Autor Karl-Heinz Witzko, ohne Erbarmen grausam zu. (An dieser Stelle sich bitte das Geräusch vorstellen, wie sich die Faust eines Boxers in einen wehrlosen Sandsack bohrt.) Plötzlich findet sich der königliche Korrektor Harkwart von Garonnje inmitten einer Beschwörungszeremonie wieder. Er hatte bereits davon gehört, dass Menschen der neuen Ländereien immer wieder verschwinden und manchmal sehr leidend wieder aufgefunden werden. Und nun trifft es ihn. Immerhin, er erfährt, wohin all die Menschen verschwanden. Ein gewisser Herr namens Andraz von Posvar hat ihn gerufen. Mittels einer Dämonenbeschwörung. So langsam wird nämlich klar, dass die Zauberer, Magier und sonstig Schöngeistigen der arkanen Künste just aus diesem Landabschnitt ihre Dämonen beschworen. Nun trifft es aber ausgerechnet die dort siedelnde menschliche Bevölkerung. Dieser arrogante Arsch, Verzeihung Zauberer, nimmt Harkwart, der mit seinen eingebildeten Freunden Harkwart-Katze, Stepanja und Gleich-hinter-mir unterwegs ist, nicht ganz ernst, als dieser ihm erklärt, wer er ist. Das ist ja auch nicht weiter verwunderlich, denn mit mehr Tentakeln, die minütlich an Anzahl zunehmen, als Beinen (riesige Hühnerfüße) muss der sonst so aufrichtige und überkorrekte Beamte drei Aufgaben für seinen Meister erledigen. Erst dann werde ihn der Zauberer aus seinen Diensten entlassen. (Wär’s glaubt, wird selig). Natürlich kommt einiges anders. Der bekannte Großkotz - Entschuldigung, Großmeister - Lazlo von Hugosch pfuscht Andraz von Posvar ins arkane Handwerk und erhebt selbst Anspruch auf die Dienste des überaus gefährlichen Dämons, (wovon Harkwarth nicht sonderlich überzeugt ist) und sorgt damit zusätzlich für Verwirrung. Zudem soll unser Dämon wider Willen, durch ein Missverstädnis nun als Lekmih, der Vernichter, bekannt, recht widerwillig ein Dorf in Angst und Schrecken versetzen, ohne jemandem ernsthaft weh tun zu müssen. Trotzdem zieht er eher versehentlich eine Blutspur hinter sich her. Zudem trifft er auf die eingangs erwähnte Diebin. Und mal ehrlich die Beschreibung das Aussehen aber Hallo ... auch als Dämonin.
Das Miniaturtaschenbuch Dämon wider Willen ist durchaus ein kurzweiliges Fantasy-Abenteuer. An manchen Stellen wirkt der Humor zwar etwas aufgesetzt, dennoch fand ich mich gut unterhalten. Ein wenig erinnert mich das Buch an die Dämonen-Reihe von Robert Asprin bezeihungsweise an den Autor Terry Pratchett mit seinen Scheibenweltromanen. Die dahinter stehende Idee ist herrlich verrückt und witzig. Die Handlungsträger überzeugen mit skurrilen Einfällen und Besonderheiten. Geschickt wird hier jedwedes Klischee der Fantasy auf den Arm genommen. Leider ist die irrwitzige Reise durch die Fantasy, ein überaus vergnüglicher und lesenswerter Roman, schnell beendet.
Insgesamt ist Dämon wider Willen ein spaßiger, humorvoller Fantasyroman. Und bitte nicht dem Klappentext des Buches vertrauen. Er suggeriert etwas, was das Buch nicht hält. Er vermittelt den Eindruck, es gehe um alle Krieger des Aldermannlandes und wie sie als Dämonen beschworen werden. In der Tat geht es aber nur um Harkwart von Garonnje und die Diebin Myrkfredda.