Titel: Wir beide, irgendwann Eine Rezension von Sonja Zeiler |
Klappentext:
Was wäre wenn ..., ich dich heute küsse?
Im Mai 1996 bekommt die 16-jährige Emma ihren ersten Computer geschenkt. Mithilfe ihres besten Freunds Josh loggt sie sich ein und gelangt zufällig auf ihre eigene Facebook-Seite – 15 Jahre später. Geschockt stellt sie fest, dass sie mit 31 Jahren arbeitslos und unglücklich verheiratet sein wird. Josh hingegen, bislang alles andere als ein Frauenheld (der erst kürzlich von Emma einen Korb bekommen hat), wird das hübscheste Mädchen der ganzen Schule heiraten und zudem seinen Traumjob ergattern. Emma ist jedoch nicht gewillt, sehenden Auges in ihr Unglück zu laufen. Um das Zusammentreffen mit dem Jungen zu verhindern, der sie später mal unglücklich machen wird, beginnt sie, bewusste Änderungen in der Gegenwart herbeizuführen. Doch der Versuch, in ihr Schicksal einzugreifen und dadurch ihr künftiges Facebook-Profil zu verändern, setzt eine fatale Kettenreaktion in Gang ...
Meine Meinung:
Einfach nur toll!
Ich gestehe, schon beim Durchblättern des Verlagsprogrammes ist mir dieses Buch sofort ins Auge gesprungen. Von "Tote Mädchen lügen nicht" aus der Feder von Jay Asher war ich bereits restlos begeistert, weshalb dieses Buch schon zu einer Art "Pflichtlektüre" für mich zählt. Da ich mir bei der Idealo Sommerchallenge ein Buch aussuchen durfte, habe ich mich für dieses entschieden - und nicht bereut.
Sobald ich es in den Händen hatte, habe ich mit dem Lesen angefangen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte von Josh und Emma wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Einmal folgt man dem Erzählstrang aus Emma´s, einmal aus Josh´s Sicht. Beide haben eine ziemlich komplizierte Zeit hinter sich, weshalb die Entdeckung der Facebook-Seite sie zunächst wieder etwas zusammenbringt. Doch lange hält der zarte Annäherungsversuch der beiden nicht. Denn die Seite "Facebook" hat ihre Tücken. Emma wird in 15 Jahren unglücklich verheiratet sein und versucht deshalb ihre Zukunft so weit zu beeinflussen, dass sie glücklich wird. Was Josh nicht gerne sieht, denn seine Zukunft macht ihn sehr glücklich und jede von Emmas Änderungen, könnte auch seine Zukunft verändern..
Die Charaktere von Josh und Emma sowie deren Gefühle sind einem ab der ersten Seite bekannt. Spannend gestaltet sich hierbei die wechselnde Erzählperspektive zwischen den Protagonisten. Aufgrund mancher doch abrupt endeten Kapitel sowie den Versuchen etwas an der Zukunft zu ändern hält sich die Spannung kontinuierlich, was ein Beiseitelegen sehr schwer macht. Während Emma zunächst stellenweise selbstsüchtig erscheint, ist Josh der nette Junge von nebenan. Seine Gefühle sind durch Emmas Korb sehr verletzt, weshalb die freundschaftliche Beziehung welche die beiden von Kindesbeinen an hatten, einen ziemlichen Knick erhalten hat. Die Anspannung zwischen ihnen ist sofort greifbar, sodass selbst ich mich zu Beginn etwas unbehaglich gefühlt habe, als Josh Emmas Zimmer seit Langem wieder betreten hat. Dass Josh eine glückliche Zukunft führen wird, kann er zunächst nicht glauben. Und doch lässt auch er sich durch dieses Wissen, wenn auch unbewusst, beeinflussen.
Die Idee, eine Facebook-Seite in der Zukunft zu erschaffen, welche sich durch die kleinsten Ereignisse sowie Entscheidungen der Gegenwart ändert, fand ich sehr spannend und gelungen umgesetzt. Die Möglichkeit, die Zukunft zu beeinflussen ist eine wirklich verführerische Aussicht, weshalb Emmas Handeln zwar zunächst egoistisch erscheint, aber durchaus nachvollziehbar ist. Wer würde nicht gerne einmal am Rad der Zeit drehen oder stellte sich noch nie die Frage: Was wäre wenn?. Dennoch vermittelt das Buch die Botschaft, dass man nicht ins Schicksal eingreifen, sondern den Dingen seinen Lauf lassen sollte. Denn nicht immer verläuft auf den ersten Blick alles so, wie es zunächst scheint.
Dass Emma aufgrund der Beeinflussung an ihrer Zukunft die Gegenwart fast vollkommen aus den Augen lässt und alles daran setzt sich diese so schön wie möglich zu gestalten, ist ihr nicht bewusst. Sie vernachlässigt ihre Freunde, lässt sich von Josh nicht ins Gewissen reden und versucht mit ihrem Wissen an ihren großen Schwarm heranzukommen. Doch es kommt doch meist anders, als man denkt... Und so auch für Emma.
Die Anspielungen auf Facebook sowie für die jetzige Zeit "alltägliche" Dinge fand ich gelungen und auch amüsant umgesetzt. So wundert sich Emma, im Jahr 1996, weshalb sie 15 Jahre später im Internet für andere öffentlich bekannt geben sollte, dass sie sich Strähnchen hat machen lassen oder was sie sich zu Essen machen wird. Auf den ersten Blick wirkt es amüsant, lässt mich im Nachhinein aber doch auch nachdenklich zurück. Denn diese "Postings" sind mittlerweile Alltag und kein Mensch wundert sich darüber. Der Großteil des Lebens vieler spielt sich vor dem Computer und in sozialen Netzwerken ab, was nicht unbedingt schlecht sein muss, aber oftmals überhandnimmt und hierdurch das Leben "außerhalb" der vernetzten Welt vernachlässigt wird.
Fazit:
"Wir beide, irgendwann" ist ein leicht zu lesend sowie fesselndes Jugendbuch mit einer Botschaft dahinter. Obwohl ich der empfohlenen Altersgruppe schon leicht entwachsen bin, hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es auch nach Beenden zum Nachdenken anregt.
Die Botschaft ist leicht verständlich und in der heutigen sozial sehr vernetzten Zeit sehr treffend dargestellt.