| Titel: Winterwelt Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die vorliegende Kurzgeschichtensammlung mit dem Titel WINTERWELT beinhaltet 30 Erzählungen zum Thema Fantasy und Winter. Ausgehend von einem Storywettbewerb wurden von einer Jury die besten dreissig von über zweihundert Einsendungen ausgewählt. Die Sammlung selbst in Taschenbuchform gibt keinerlei Wertung an. Das macht das Lesen des Buches sehr angenehm und als Leser kann man selbst eine Wertung vornehmen und entscheiden, welche die beste Erzählung sein mag.
Lilith - Rixa von Erlenbach
Lilith ist die Geschichte einer Liebe zwischen einem Mann und einer zuerst unbekannten Frau. Sie klopft mitten im Winter an das Haus des erzählenden Grossvaters Samuel. Dabei verlieben sich die zwei ineinander. Lilith selbst verlangt aber von Samuel, dass er niemanden etwas davon erzählt. Als eines Tages Lilith nicht wiederkommt, betet Samuel zu Gott. Lilith hingegen fühlt sich verraten. Die Geschichte ist etwas ungewöhnlich, weil Lilith darin vorkommt und es eine ungewöhnliche Liebesgeschichte ist. Die Geschichte selbst hebt sich jedenfalls positiv von vielen anderen Geschichten ab.
Das Kloster im Schnee - Jeremiah David Morelli
Die Geschichte erzählt von einem jungen Paar, dessen Auto eine Panne hat. In der verschneiten Landschaft finden sie Unterkunft in einem alten Kloster. Ungewöhnlicher Weise werden sie in den Keller des Klosters untergebracht. Später werden sie zu einem Fahrzeug gebracht, dass angeblich auf sie wartet. Die Erzählung ist sehr schön geworden. Atmosphärisch dicht und bis zum Schluss ohne Möglichkeit, das Ende wirklich vorherzusagen.
Sohn des Schneelandes - Simone Walter
Wardir ist ein Mann auf der Suche nach seinem Gott und seiner Bestimmung. Der Weg führt ihn durch Schnee und Kälte über die Berge in ein fremdes Land. Er gelangt in die Stadt Aven-Loo und wird dort weiter leben. Der Erzählung von Simone Walter fehlt ein wenig die Spannung. Es ist eine flüssig geschriebene Erzählung. Leider nicht viel mehr.
Fluch der Winterwelt - Dietmar Preuss
Ein Zwerg als Händler ist in der Winterwelt unterwegs. Sein Ziel ist der Grosshof von Haroldsohn. Als Zwerg gehört er zu einer Minderheit, die verachtet wird. Als er jedoch ein verloren geglaubtes Kind zurückbringt, steigt er in der Achtung der Menschen.
Dietmar Preuss schrieb eine Kurzgeschichte, die auch ein wenig sozialkritisch ist. Das findet man selten in der Unterhaltungsliteratur. Damit hat er nicht nur eine interessante, sondern auch eine ungewöhnliche Fantasyerzählung geschaffen.
Rückkehr des Frost - Bernhard Weissbecker
Ella ist ein Mädchen, das im Dorf Frostheim wohnt. Sie ist, wie ihre Mutter vorher, eine Kräuterfrau und hilft den Dörflern. Gleichzeitig ist sie auch ein wenig sonderbar und spricht mit den Tieren. Das Dorf jedoch setzt sie in der Kälte aus, soll sie doch mit FROST glücklich werden.
Hier wird der Frost an sich personifiziert. Das Mädchen verliebt sich in ihn, doch er will gar nichts von ihr wissen.
Helraca oder der Eiswolf - Philipp Bobrowski
Das Mädchen Hild hat morgen Geburstag und wird fünfzehn Jahre alt. Doch vorher hat sie noch einen seltsamen Traum. Ihr erscheint Cwen, ihre Tante und Schwester der Mutter. Sie spricht mit ihrer Mutter über diesen Traum und sie erklärt ihr das ganze Familiendrama.
Bei dieser Geschichte ist der Hintergrund des Winters gar nicht wichtig, es könnte zu jeder Jahreszeit stattfinden. Wichtig ist die Geschichte des Mädchens Hild, die die wahre Geschichte ihrer Familie kennenlernt.
Nebel - Marion Charlotte Mainka
Fiona und Geoffrey, Geschwister, sind auf der Flucht. Bartholome ist ihr Verfolger und möchte das letzte Amulett in seine Sammlung aufnehmen. Doch die beiden möchten entkommen, das letzte Amulett seinen machtgierigen Fingern vorenthalten.
Marion Charlotte Mainka schreibt eine interessante Geschichte, die sich gut lesen lässt. Der Leser ist durchaus beeindruckt von der Idee.
Morrigan, die Geisterkönigin - Morgan Sanderford
Keltenfürst Lewellyen und sein Diener Gwion sind unterwegs zur eigenen Burg. Sie besuchten den Nachbarn, Fürst Cuscrid. Fürst Cuscrid drängte ihn mal wieder, sich eine Frau zu suchen, doch er hat noch nicht die richtige Frau für sich gefunden. Dies ändert sich, als er sich mit seinem Diener im Nebel verirrt. Diese Geschichte hat die Form eines klassischen Märchens. Von daher ist die Geschichte nicht besonders erwähnenswert. Wer jedoch Märchen mag, ist damit sehr gut bedient.
Bellami - Regina Masaracchia-Patito
Eine Geschichte um ein einsames Einhorn, dass ein Menschenskind aufzieht. Später bringt das Einhorn das Kind zurück zu den Menschen. Erst viel später wird das Einhorn wieder Begleiter und Kind haben.
Viele Leser und Autoren verstehen unter Fantasy-Geschichten solche, in denen Einhörner auftreten müssen. Auch diese Geschichte hätte ein wenig mehr gewonnen, wenn es kein Einhorn gewesen wäre. Dennoch eine ordentliche Geschichte.
Die letzte Wahrehit - Fran Henz
Juri ist ein Vampir. Auf der Suche nach Blut trifft er auf ein Wolfsrudel, dass eine Kutsche überfiel. Ein junges Mädchen, welches ihm beim Blutsaugen zusah, konnte er vor den Wölfen retten und bringt sie zu ihrem Onkel. Sie will jedoch nicht dort bleiben, weil sie die Leute dort nicht mag. Gleichzeitig wird der Vampir gefangen genommen und an einen Baum gebunden. Die Aufgehende Sonne würde ihn richten, so die Meinung der Bewohner.
Diese Erzählung kommt mit einem ungewöhnlichen Ende daher. Sehr schön gemacht.
Lady Amalia - Martin Platzer
Lady Amalia ist Vampirin, doch die Bewohner des Dorfes sind an sie seit Jahrhunderten gewöhnt. Sie trinkt kein Menschenblut und erhält dafür Ziegen und Schafe dafür zum Ausgleich. Aber sie hat so langsam ist des unsterblichen Lebens überdrüssig.
Eine Geschichte, die nicht neu ist, leider. Aber die Umsetzung ist gelungen.
Im Spiegel der Elysia - Markus Saxer
Jason Barnes ist im Winterwald unterwegs, um einen Tannenbaum für Weihnachten zu schlagen. Seine Frau ist durch Gewalteinwirkung ums Leben gekommen. Da trifft er auf einer Lichtung auf das Geistwesen Elysia. Sie will ihm drei Wünsche erfüllen. Doch es wird nicht so ausgehen, wie er es sich vorstellte. Diese Kurzgeschichte ist eine der Besten dieser Sammlung und ich könnte mir vorstellen, dass gerade Markus Saxer weitere Geschichten veröffentlichen wird.
Wintertraum (I) - J. K. Brandon
Michael macht Urlaub in einer öden Wildnis, um sich selbst zu trösten, da ihn seine Freundin verliess. Auf der Suche nach einem Weihnachtsbaum trifft er auf nackte Kinderspuren im Schnee. Er wundert sich darüber sehr und folgt den Spuren. Eine nette Elbengeschichte, deren Ende ich etwas anders gestaltet hätte.
Das Blut des Königs - Carsten Roeger
Kohr und Zern haben sich in einer alten Hütte versteckt. Sie erwarten den König um ihn seines Schwertes zu berauben. Das Königsschwert wollen die beiden Brüder einem Händler verkaufen. Mit dem Geld möchten sie ihrer kranken Schwester helfen. Doch als der König kommt, erzählt er ihnen von ihrer kranken Schwester, die in seinem Beisein leider gestorben ist.
Carsten Roeger schreibt eine Geschichte, die nicht mit einem erfreulichen Ende aufhört. Doch selbst diese überraschte mich noch. Eine sehr gute Idee.
Senissa - Oliver Bosch
Gelon von Burg Branioc ist unterwegs zu einem Kloster um die Arznei gegen das rote Fieber zu besorgen. Die Tochter Korigans ist am Fieber erkrankt. Doch der Weg ist weit und gefährlich. Auf dem Rückweg geht ihm viel Zeit verloren. Und doch gelingt es ihm, die Burg rechtzeitig zu erreichen. Sein eigenes Verdienst ist das nicht. Die Geschichte fällt nicht weiter auf. Sie ist, wie viele andere, getragen von der Idee von Hilfe und Gegenhilfe.
In Ewigkeit - Rüdiger Bartsch
Arndt lernt in Tibet die schwedischen Geschwister Stina und Karl Hanson kennen. Gemeinsam feierten sie noch den ersten Advent, dann machten sie sich auf zu einer Trekkingtour in Tangdrangnar. In einer Nacht wurde das Zelt der Hansons zerstört und Arndt vermutet ein Verbrechen. Später findet er Karl mit gebrochenen Genick, doch von Stina fehlt jede Spur. Als er Stina findet, lernt er auch, an den Yeti zu glauben.
Idee eines Sammlers von Schönheit ist mal etwas anderes und wurde vom Autor gut umgesetzt. Von Rüdiger Bartsch würde ich gern mehr lesen.
Schneeflocken im Wind - Quirin Herzog
Ein Mann, von dem wir nichts wissen, liegt sterbend im Schnee. Nur aus seinem Mund erfahren wir mehr über seine Eltern und letztlich auch, was geschah, warum er sterbend im Schnee liegt.
Die Geschichte geht einen anderen Weg als die Erzählungen die wir bisher hatten. Sie fällt dadurch auf und bietet somit mehr Abwechslung in dieser Kurzgeschichtensammlung. Über Oliver Strecke von www.taladas.de wurde ich auf Quirin Herzog und diese Kurzgeschichtensammlung aufmerksam. Bis jetzt habe ich es nicht bereut, diese Sammlung zu lesen.
Einhornliebe - Nicola Oster
Ein junges Einhorn gewährt einem Menschen in der Höhle der Einhörner Schutz vor der Kälte und dem Schneesturm. Weil der Mensch aber zum gefürchteten König und Einhornjäger will, wird das junge Einhorn verstossen. Sie bringt den Mann bis in die Nähe des Schlosses.
Am Ende der Geschichte erfolgt eine Überraschung, die ich nicht erwartete. Andererseits finden sich Einzelheiten, die ich nicht für gelungen halte. Selbst wenn Einhörner Intelligent sind, wird sich ein Herdentier nicht in einer Höhle verstecken, da es dort sehr schnell in einer Falle sitzt.
Kristall der Liebe - Rena Larf
Ein Junge wird von einem Magier durch ein magisches Tor auf die Erde gesendet, damit er den Kristall der Liebe findet. Er soll damit den machtbesessenen Zauberer Orkwin besiegen.
Die vorliegende Geschichte ist eine typische Mädchenfantasie, da am Ende eine liebreizende Fee den Prinz der Galaxis verliebt.
Der silbergraue Wolf - Ulrike Stegemann
Jerilla ist im Schneesturm unterwegs, um den Temeran-Pass zu überqueren. Auf ihrem gefährlichen Weg bricht unter ihr das Eis und sie stürzt in einen See. Gerettet von einem seltsamen Mann erkennt sei bald sein Geheimnis. Eine andere Art eine Werwolfgeschichte zu schreiben.
Lord Valdurs verschwinden - Marcus Hiltl
Lord Valdur lässt seine Männer nach Ralda suchen, nur um zu erfahren, niemand ist in der Lage seine Frau zu finden. Schliesslich macht er sich selbst auf, seine Frau zu suchen. In einer alten Festung findet er sie schliesslich. Sie und ihre Brüder, die er nie kennengelernt hatte. Und seine Frau Ralda vertraut ihm zwei Geheimnisse an.
Auch in dieser Erzählung gibt es Elfen. Dies ist eine Geschichte mit der üblichen Suche nach etwas bestimmten. In diesem Fall ist es die Frau des Königs.
Düsterrabe und Blutstein - Sandra Grzywatz
Amelyn war auf der Suche nach ihrem Gefährten Devlon. Doch als sie ihn fand, war er bereits nicht mehr am Leben. Nicht wie sie es erwartete. Letztlich kommt es aber darauf an, den Dämonen Zukaras zu besiegen.
In dieser Geschichte geht es um die Bekämpfung eines Dämons. Und natürlich um die Liebe zweier Menschen.
Wenn Wolken weinen - Ralph Mueller-Wagner
Rick fährt mit seinen Langlaufski durch das abgelegene Taubertal. In der abgelegenen Wildnis trifft der Engländer auf eine blutende Wolke, die "bitte hilf mir" in den Schnee schreibt. Dabei geht es darum, dass Rick den Wirt und Saufkumpan der letzten Nacht retten soll.
Eine neue Idee, die ich noch nicht kannte, machte diese Geschichte überaus spannend. Die verwendete Sprache hingegen war locker leicht, so dass eine moderne Geschichte herüberkam.
Der Nordwald - Stephan Berger
Carla ist mit ihrem Vater unterwegs. Als die beiden überfallen werden, eilt sie schutzsuchend in den geheimnisvollen Nordwald. Hier leben geheimnisvolle Wesen, die ihr helfen. Trotzdem soll Carla den Wald nicht verlassen, weil es der letzte Rückzugspunkt ist, den die Fabelwesen haben. Probleme ergeben sich erst, als Carla unbedingt ihre Mutter wieder sehen will.
Stephan Berger schafft es, in dieser kurzen Geschichte mehr an Informationen und Handlung einzubringen, als manch ein Autor in ein ganzes Buch.
Wintertraum - Melanie Brosowski
Ian O’Donell ist seit mehr als einer Woche in Wind und Schnee unterwegs. In Irland herrscht Hungersnot, zudem ist das Land in den Händen der Engländer, die es ausbeuten. Auf der Suche nach Lebensmitteln versetzt er in Kilkenny die goldene Uhr seine Grossvaters. Auf dem Rückweg verläuft er sich und gerät in den Bann einer Banshee. Doch sie hat Mitleid und lässt ihn leben. Die Kurzgeschichte geht einen anderen Weg, als viele der hier vorgestellten Geschichten von WINTERWELT. Melanie Brosowski erregt damit meine Aufmerksamkeit. Ich bin überzeugt davon, von Melanie noch mehr zu lesen, wenn sich die Autorin entschliesst, weiter zu schreiben.
Verstehe einer die Frauen - Bettina Zens
Samira ist eine junge Kriegerin. Sie trifft auf den Krieger Katan, der bereits viel länger als sie kämpft und doch von ihr besiegt wird. In vielerlei Hinsicht. Eine nette Liebesgeschichte, die auf dem ersten Blick keine ist.
Krieger im Eis - Dagmar K. Holler
Gunvar ist ein Geschichtenerzähler. Und so sitzt er am Feuer und erzählt den anwesenden Leuten eine Geschichte. Dabei geht es um Svenja, der Tochter Oleg Einulfssons und um Havis. Im Wikingermilieu ist die Geschichte angesiedelt. Mit Drachenreiter wie von `Pern’. Eine aufregende Geschichte und sehr angenehm zu lesen.
Das alte Dorf - Marina Ebner
Anna ist unterwegs in der kalten Winterwelt. Ihren Job hat sie gekündigt und sucht nun eine neue Stelle, Unterkunft und eigentlich etwas zum Aufwärmen. Während sie im Schnee sitzt, um zu verschnaufen, schläft sie ein und erwacht in einem grossen Himmelbett. Ihr Retter ein alter Graf steht in der Nähe und erklärt ihr, was geschah. Dabei erkennt sie erst sehr spät, dass hier etwas nicht stimmt. Die Kurzgeschichte greift das Thema der Unsterblichkeit und eines Fluches auf, der nur durch eine reine Seele wieder gebrochen werden kann.
Fluch der Kälte - Britta Hennecke
Garry Thornwood ist Seemann auf der QUEEN VICTORIA. Als er von Bord geht, lernt er die freundliche Shannon kennen. Er als ein Fluchträger ist zwar davon angetan, doch weiss er nicht wie er seinen Fluch, ruhelos umherzuwandern, loswerden kann. Natürlich wird auch dieser Fluch gebrochen, nur ist das ein wenig unlogisch. Schade. das Ende hätte beser sein können.
Refugium der Kälte - Sebastian Kühl
Wegrow hat sich eines Fehlverhaltens Schuldig gemacht und wird mit seiner Frau verbannt. Das Orakel sagt aber, sein Sohn wird eines Tages eine grosse Rolle für das Volk spielen.
So nimmt auch diese Kurzgeschichte ein glückliches Ende. Wie und weshalb lest bitte selbst, da ich sonst zu viel verraten müsste.