Serie/Zyklus: Hainish-Zyklus, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Ai Genry ist ein Abgesandter der Hainish Hegemonie (im Buch fälschlich als Ökomene bezeichnet - es kann sein, dass dies in der Neuauflage verbessert wurde) bezeichnet. Er soll die Staaten des Planeten Winter, der eine menschliche Zivilisation aufweist, dazu bringen, dem Verbund beizutreten. Doch das ist alles andere als leicht, denn zum einen sind die Staaten der Welt von Monarchien geführt und zum anderen gibt es einen großen Unterschied zwischen den Terranern und den Einwohnern des Planeten Winter.
Die Gethianer, wie sie sich selber nennen, verleben den Großteil ihres Leben als hermaphroditische Neutren. Nur im Kemmer Stadium sind sie in der Lage, ein Geschlecht anzunehmen. Das macht Genry die Arbeit nicht leicht, denn seine offensichtliche, permanente, männliche Sexualität läßt ihn den Gethianern wie ein Monstrum - wie eine Perversion erscheinen. Auch politisch kommt er nur wenig voran. Er wird im Zuge, einen Verhandlungspartner zu finden, festgesetzt und in ein Arbeitslager deportiert.
Als ihm mit Hilfe eines Freundes die Flucht gelingt, passiert das, was Genry immer gefürchtet hatte. Während ihrer langen Flucht durch das Eis fühlt sich sein Freund zu ihm hingezogen und wechselt zum weiblichen Geschlecht.
Das Buch gilt als maßstabsetztend, was SF und Sexualität betrifft. Das ist eigentlich recht amüsant, denn das Buch schlägt sehr leise Töne an. Weder werden wilde Sexszenen beschrieben noch ist Sexualität das beherrschend zentrale Thema des Romans. Doch das ist gut so, denn nur deswegen wirkt der Roman glaubwürdig. Hätte sich die Autorin zu intensiven Beschreibungen hinreissen lassen, wäre der Roman zu Farce verkommen. So aber ist er zu einem Klassiker der SF geworden.
Ursula K. LeGuin ist eine der wichtigsten Autorinen der SF. Außerdem war sie der bestimmende Autor der SF in den frühen 70er Jahren. Das sie Literatur studiert hat und ihr Handwerk versteht, wird beim Lesen des Romans schnell klar. Geschickt führt sie den Leser mittels Legenden und Tagebuchaufzeichnungen in die Welt Winter ein, so dass die Welt dem Leser sehr schnell vertraut wird.
Auch der Stil ist über jeden Zweifel erhaben. Das Buch selbst lässt allerdings nach einem sehr guten Start ein wenig nach und weist Längen auf. Das Schluss kommt nach einer sehr langen, ruhigen Phase im Mittelteil ein wenig abrupt. Dennoch ist Winterwelt ein Roman, den man gelesen haben sollte, da er Aspekte der SF beleuchtet, die man sonst kaum findet.
7 von 10 Punkten.
Die Linke Hand der Dunkelheit - Rezensionsübersicht
Besprechung im Literaturzirkel des SF-Netzwerk Forums - Teil 1 |
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