Titel: Wings of War Miniatures - Revised Deluxe Set Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Worum geht es in diesem Spiel? Grundlagen...
Man befindet sich im Ersten Weltkrieg, Alliierte und Deutsche Flugzeuge kämpfen einen erbitterten Kampf - die Spieler müssen versuchen, ihre Flugzeuge alleine oder als Gruppe nicht nur gegen die angreifenden Maschinen zu stellen, sondern auch mit allerlei Gefahren, wie Flugabwehrfeuer oder Schützengräben zurecht zu kommen. Grundsätzlich ist "Wings of War" ein Tabletop-Spiel, das allerdings einige Eigenheiten aufweist, die es zu etwas besonderem machen. Grundsätzlich sind in dem vorliegendem Set vier Flugzeuge enthalten (Fokker Dr. I, Spad XIII, Sopwith Camel, Albatros D.VA), jedoch kann man ohne Probleme das Spiel auch durch weitere Maschinen erweitern. Allerdings kann man auch mit nur zwei Spielern die eine oder andere interessante Mission fliegen.
Jedes Flugzeug wird mittels einem kleinen Spielbrett gesteuert. Auf diesem werden nicht nur die Manöver geplant und, sondern auch Schäden am Flugzeug angezeigt. Manövriert wird mittels eines dem Spieler zur Verfügung stehendem Deck aus vorbestimmten Flugbewegungen. Dabei verhält sich jedes Flugzeug etwas anders. Manche Maschinen sind weniger, andere wiederrum schneller - je nach Mission können diese Eigenheiten mehr oder weniger gewinnbringend eingesetzt werden. In jeder Spielrunde werden nach einer Planungsphase drei vorher ausgesuchte Manöverkarten abgeflogen, zeitgleich mit allen anderen Teilnehmern. Dabei kann es zu Kollisionen kommen oder zu etwas unerwarteten Konfrontationen, die vorher nicht ganz so geplant wurden. Jede umgesetzte Manöverkarte wird vor dem Flugzeug aufgesetzt, schneller als man denkt, bewegt man sich quer auch über große Tische. Bei vielen Missionen ist ein Spiel auf dem Fußboden sowieso ratsam, da ansonsten die Spielfläche nicht ausreicht. Eine harte Unterlage ist hier empfohlen, auf Teppich funktioniert das Manövern nur bedingt.
Gerät ein gegnerisches Flugzeug in Reichweite, so kann mittels der auf der Maschine aufgedrucktem Schussbereich und einem beiliegendem Lineal schnell herausgefunden werden, ob und wie schwer man den Gegner mit seinem Maschinengewehr trifft. Dabei können Treffer ebenso am Flugzeug vorbei gehen, als auch als "Volltreffer" zum plötzlichen Abschuss der Maschine führen. Das zufällige Ziehen von Schadenskarten bringt hier einiges an Variationen ins Spiel. Ob Rauchentwicklung oder ein verletzter Pilot - immer hat ein Schaden einen bestimmten Nachteil. Manöver können nur noch bedingt geflogen werden, das Abfeuern der Bordwaffe zum Beispiel scheitert.
Im beiliegenden 20-seitigem Regelbuch sind einige Missionen beschrieben, im Internet oder in seinem eigenen Kopf findet man jedoch eine große Zahl von Möglichkeiten, die man alleine schon mit der Grundbox erspielen kann. Hier kann es um das Verteidigen von Wohngebieten gegen Bomber oder Jäger gehen, das Erkunden von Gebiet, das Ausschalten von Flugabwehrfeuer oder das Abwerfen von Bomben auf ein bestimmtes Zielgebiet. Die Möglichkeiten sind groß. Doch, um ein geflügeltes Wort aus dem Homeshopping-Bereich zu verwenden: Das ist nicht alles! Nicht nur in der zweidimensionalen Ebene können die Flugzeuge gesteuert werden, als Regelerweiterung ist auch die Einbeziehung der Flughöhe möglich. Hier ergeben sich dann viele weitere Elemente wie Wolken, Sturzflüge usw. Erstaunlich, was man alles nur mit einem Metallflugzeug auf einem Plastikständer und wenigen Karten umsetzen kann...
Wer den Blick über den Tellerrand des Grundsets wagt, wird schnell merken, das hier eine ganze Sturzflut an Möglichkeiten zur Erweiterung des Spieles wartet. Nicht nur das Ergänzen des eigenen Geschwaders mit anderen Flugzeugen, auch das Nachspielen der Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg ist mittels entsprechender Flugzeuge und Regelergänzungen möglich. Im Regelheft der Grundbox findet sich zum Beispiel ein langer Abschnitt über den Umgang einer Zweisitzermaschine (allerdings nicht im Lieferumfang vorhanden) mit ebenso zwei Maschinengewehren. Auch habe ich im Internet eine Star Wars Version des Spieles gefunden - hier kämpft man mit X-Wing und TIE-Fighter um den Todesstern herum. Oder man baut Zeppeline in das Spiel mit ein - das Spielprinzip ist immer dasselbe, nur einigermaßen sollten die Miniaturen zueinander passend sein.
Wenn man nicht so viel Geld zur Verfügung hat, um sich eine gewisse Zahl von Miniaturen zu kaufen, so kann man das System auch rein mit Karten spielen. Manche Begebenheiten wie beispielsweise die Kollision zwischen zwei Flugzeugen werden dann zwar schwierig umzusetzen, es ist jedoch möglich.
Angeblich gibt es noch bedruckte Spielmatten, gefunden habe ich auf die schnelle jedoch keine.
Spielspass
Dieser ergibt sich durch die unglaubliche Variation allein mit den Möglichkeiten des Grundkastens. Man ist versucht, sich selber Aufgaben zu stellen, um zu sehen, ob diese Erreichbar sind. Man kann sehr gut taktieren, benötigt beim einbeziehen der Flughöhe räumliches Denken und bekommt insgesamt durch all diese Dinge fast schon so etwas wie ein Fluggefühl. Persönlich habe ich den Eindruck, das man zu zweit eigentlich am besten hier aufgehoben ist, da bei einer größeren Gruppe und einem Komplettabschuss der eigenen Maschine man im Zweifel recht lange warten muss, bis die anderen Spieler die Mission beendeten. Aus der Erfahrung von etwa einem Dutzend Spielen hat sich eine Spielzeit zwischen 40 Minuten und eineinhalb Stunden herauskristallisiert - immer abhängig von der Mission und den eingesetzten Flugzeugen.
Das Regelbuch ist voller komplexer Mitteilungen, die erst verstanden werden müssen - schnell hat man jedoch bemerkt, das die ersten vier Seiten eingängig sind und als Grundregelwerk völlig ausreichen. Alles weitere baut nur auf diesen Grundregeln auf.
Negativ ist uns beim Spiel die Verbindung zwischen dem Fuß der Flugzeuge und der Minatur selbst aufgefallen: um die Maschine zu versetzen, nimmt man zwangsläufig das Flugzeug zwischen die Finger. Jedoch löst sich dann meistens dieses vom Fuß. Dieser wiederrum hat so angerundete Ecken, das das aufheben nicht so einfach klappt. Gerade, wenn man eng aufeinander spielt, führt dies zu einigen Flüchen.
Mein Fazit: "Wings of War" hat mich überrascht und zwar positiv. Geboten ist ein gut ausgeklügeltes und Ideenreiches Tabletop-Spiel mit vielen Erweiterungsmöglichkeiten. Für Pazifisten ist das Game jedoch nichts, wer sich scheut, auch mal einen Bahnhof zu bombadieren, der sollte lieber bei Monopoly bleiben. Für Table-Top Spieler, die brutale Schlachten zwischen riesigen Heeren gewöhnt sind, stellt "Wings of War" eine intelligente und unterhaltsame Alternative dar, wenn man nicht die Zeit hat, tagelang Miniaturen aufzubauen. Für lange Winterabende - auch in der Familie - eine empfehlenswerte Alternative zu den ewig gleichen Brettspielen.