Titel: Wind der Zeiten Eine Rezension von Angelika Mandryk |
Klappentext
Nachdem die junge Hamburger Journalistin Johanna von ihrem Freund betrogen wurde, reist sie nach Schottland, um ihren Liebeskummer zu überwinden. Als sie auf einem Reitausflug dem gut aussehenden Alan begegnet, ahnt sie noch nicht, dass sich ihre Leben für immer verändern wird. Denn Alan ist ein Krieger aus einer anderen Zeit, und sein Schicksal ist mit dem Johannas unauflöslich verknüpft. Ehe sie sich versieht, findet sich Johanna auf einmal im Schottland des Jahres 1728 wieder …
Rezension
Jeanine Krock wurde in Braunschweig geboren und war unter anderem in Frankreich, Griechenland sowie Großbritannien als Model-Bookerin und Costumiere tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Mit ihrem phantastischen Engelroman „Flügelschlag“ feierte sie einen großen Erfolg und präsentiert nun mit „Wind der Zeiten“ einen weiteren, dieses Mal sehr gefühlvollen, aber historischen Roman.
>> Ich reichte Alan die Hand, um unser Abkommen zu besiegeln. Erstaunt schaute er mich an und schlug dann ein. „Vielleicht bist du wirklich vom Himmel gefallen. Mein Pferd hast du jedenfalls schon verhext“, lachte er, als Brandubh mich mit dem Maul anstieß, augenscheinlich, weil er seinen Leckerbissen vermutete. Ich sagte ihm nicht, dass Brandubh eigentlich mein Pferd war. Er hätte es nicht verstanden. <<
Johanna ist wohlhabend, frisch getrennt und dabei, ihr Leben wieder auf die Beine der Selbstständigkeit zu stellen. Eine Auszeit muss her inklusive räumlicher Veränderung. Was liegt also näher, als sich mit Sack und Pack zur besten Freundin zu flüchten, die ein traumhaftes Leben in Schottland führt? Eine wunderbare Pension, gutaussehende Männer, temperamentvolle Pferde, viel Grün und noch mehr weitläufige Wälder – zur Ruhe kommen steht im Vordergrund. Mit dem „starken Geschlecht“ möchte Jeanine Krocks Protagonisten jedoch erst einmal nichts mehr zu schaffen haben. Ihr Vorsatz gerät Wochen später dennoch kräftig ins Wanken: während eines Ausrittes in einen magischen Zirkel geraten, findet sich Johanna im Schottland des 18. Jahrhunderts sowie den starken Armen von Alan wieder. Als Clanchief wird er von der Autorin teilweise sehr strenger, auch mysteriöser beschrieben. Im Grunde ebenso verantwortungsbewusst, erweicht er Johannas Herz nach und nach, obwohl beide natürlich nur selten einer Meinung sind. Jeanine Krock hat die langsam reifende Liebesbeziehung aber nicht unbedingt in den Mittelpunkt gestellt. Schon bevor sich die beiden Hauptcharaktere näher kommen, lädt die Autorin den Leser ein, das 18. Jahrhundert durch Johannas Augen eingehend zu betrachten. So lernt der Leser die Dörfler von Gleann Grianach gerne kennen und bewundert unglaublich stimmige Landschaftsbilder. Leidenschaft pur für die historischen Alltäglichkeiten verbirgt sich hinter vielen atmosphärischen Details. Farbenfroh geschildert durch einensehr malerischen, amüsanten Stil, kann die Autorin gerade mit dieser Stärke immer wieder begeistern und tröstet somit über manches Manko hinweg. Dinge, die in diesem Fall sicherlich sehr geschmacksabhängig sowie eng mit den Erwartungen des Lesers verbunden sind.
Denn „Wind der Zeiten“ möchte nicht mit Action überzeugen, oder durch sich immer wieder neuerfindende, dramaturgische Höhepunkte. Viva Phantastik (Feen und Legenden) aufgewertet, wird dem Leser hingegen ein Einblick in sanitäre Anlagen, historische Kleidung, diplomatische Ränkespiele, romantische Hochzeiten sowie amüsante, aber auch schockierende (Religions-)Ansichten geboten. Gerade Alan und seine Johanna haben hierbei viele Stolpersteine zu überwinden. Ihre Meinungen sind verständlicherweise grundverschieden, doch die (vor allem erst erotische) Anziehungskraft bringt beide stets wieder auf den Pfad der Liebe. In diesen Dingen bedient sich die Autorin beinahe gänzlich klassischen Ansätzen – beide Helden erfüllen alle Voraussetzungen für ein Traumpaar, sehen fabelhaft aus, haben ganz vortrefflichen Sex und verlieben sich, ohne allzu erkennbaren, emotionalen Grund. Hierbei wird sich mitunter auch auf das Schicksal verlassen, das natürlich ebenso in Sachen Endauflösung (überzeugend) auszuhelfen weiß. Leser, die sich an solchen Punkten nicht stören, stimmungsvolle Detailarbeit und beste Unterhaltung durch unterschiedliche Charaktere und Freundschaften zu schätzen wissen, kommen mit diesem Roman ganz auf ihre Kosten. Selten liest man so viel herzliches, kann so schön Lächeln und sich an einer derart authentischen Stimmung der schottischen Highlands erfreuen. Wer aber Neues, bzw. gänzlich Innovatives erwartet, ist hier ordentlich fehl am Platz.
Fazit
„Wind der Zeiten“ von Jeaniene Krock besticht durch wahrlich überzeugende Atmosphäre, einen tollen Unterhaltungswert und sehr gut ausgearbeiteten, aber auch allzu klassischen Charakteren. Fans von verträumten, emotionalen (Liebes-)Geschichten, Schottland und starken Männern, sollten zugreifen und sich diese liebevoll gestaltete Geschichte nicht entgehen lassen!
Pro & Contra
+ wunderschönes Setting (schottische Highlands)
+ gut gestaltete, liebenswerte Protagonisten
+ voller historischer Alltagsdetails
+ amüsanter, bildreicher, einfach toller Stil
+ liebevoll gestaltete Antagonisten
o in vielen Punkten sehr klassisch für dieses Genre
- kaum Action, bzw. wenig Handlung
Wertung: 4 Sterne
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 3,5/5