Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber |
Neben dem bereits im Heyne Science Fiction Jahresband 1997 erschienenen Roman Wind der damals schon positiv überraschte, enthält dieser Band das neueste Werk des Autors: Der zweite Versuch.
Auch bei diesem Roman wird dem Leser eine Welt präsentiert, die stark an Shadowrun erinnert: Mitte des 21. Jahrhunderts ist die Welt zersplittert, Bürgerkriege führten zur Teilung der USA und Deutschlands, und ein Großteil der Bevölkerung leidet unter den Folgen. Die Macht liegt dank Solarenergie in den Händen der ehemaligen Dritt-Welt-Länder sowie einiger transnationaler Konzerne.
All dies - so eine weitverbreitete Theorie, die vor allem von der CSS, einer christlichen Hardliner-Sekte (die Wernher von Braun als zweiten Messias ansehen) mit bedeutendem Einfluß, vertreten wird - hat seine Ursachen in der gescheiterten "Apollo 11"-Mission des Jahres 1969 (Armstrong und Collins zerschellten in dieser Alternativwelt auf der Mondoberfläche). Die CSS versucht nun, 100 Jahre nach dem Disaster, mit Hilfe einiger Staaten und Megakons einen "zweiten Versuch" zu starten, der Nordamerika wieder zu einer Einheit zusammenschweißen soll.
Doch dieser Handlungsstrang wird eigentlich zur Nebensache. Denn all dies wird dem Leser keineswegs einfach dahingestellt, sondern kurze Epsioden aus dem Leben von Personen, die teils an dem "Apollo II"-Projekt beteiligt sind, meistens aber vollkommene Durchschnittsbürger sind, geben Einblicke in diese Welt des 21. Jahrhunderts. So begleitet man eine Beamtin bei ihrer Suche nach Schwarz-Fernsehern, erlebt die Vorbereitungen zu einem illegalen "Auto"-Rennen und erfährt die Erlebnisse eines Kriegsveterans.
Urteil: Liest man mehrere Bücher mit der Struktur von Der zweite Versuch, verliert man sicherlich schnell die Lust, doch als einmaliges Experiment, wie es meiner Meinung nach gedacht war, ist es bemerkenswert. Auch wenn man anfangs aufgrund des ungewohnten Aufbaus und des plötzlichen Auftauchens (und ebenso Verschwindens) von Charakteren etwas verwirrt ist, findet man schnell Gefallen.
Mit diesem Doppelband liefert Hammerschmitt jedenfalls den Beweis, daß die deutsche SF noch nicht tot ist (wie ich nach einigen harten Klöpsen der letzten Zeit vermuten mußte) und mit dem internationalen Niveau mithalten kann.
Bewertung: 8 von 10 Punkten