Reihe: Band 1 von 3 Eine Besprechung / Rezension von Sophia Tepe |
Klappentext:
Wenn die Welt verloren ist, zählst nur noch du.
Eine Welt, die alle Hoffnung verloren hat. Eine junge Frau, die ihr ungeborenes Kind beschützen muss. Ein uraltes Geheimnis, das für uns alle zur tödlichen Gefahr wird … Dies ist die Legende vom Ende unserer Welt – und unserer Zukunft danach. Fesselnd erzählt in Vor- und Rückblenden, wurde »White Horse« über Nacht zum Bestseller.
Die junge Zoe entdeckt in ihrer Wohnung ein merkwürdiges Glasgefäß, dessen Herkunft sie sich nicht erklären kann. Es enthält ein furchtbares Geheimnis. Denn als Zoe den Behälter öffnet, breitet sich eine geheimnisvolle Seuche aus, »White Horse«. Unzählige Menschen sterben, das Ende aller Zeiten scheint gekommen. Zoe verliert nicht nur ihre Familie, sondern auch ihren geliebten Nick, der verschwunden ist. Und sie stellt fest, dass sie von ihm schwanger ist. Auf sich allein gestellt, zählen für Zoe bald nur noch zwei Dinge – wird sie Nick wiederfinden, um das Geheimnis von »White Horse« zu lüften? Und wie kann sie ihr ungeborenes Kind in einer Welt beschützen, die dem Tod geweiht ist?
Meine Meinung:
Erster Satz: Es ist so: Mein Therapeut soll nicht denken, dass ich verrückt bin.
"White Horse. Die Seuche, die einen Großteil der Weltbevölkerung ausgelöscht hat. [..] Alle glaubten zunächst, dass es sich um eine Art Grippe-Epidemie handelte, die uns lediglich vom höchsten Ast des Evolutionsbaumes auf einen niedrigeren stoßen würde. Aber dem war nicht so. White Horse ließ sich mit keiner bekannten Krankheit aus den Medizienbüchern vergleichen, außer vielleicht mit Krebs im Endstadium." - S. 41
Alex Adams Debütroman ist grausam. Als Leser hat man es mit Vergewaltigungen, Morden und anderen Gewaltverbrechen zu tun, die in der von der Autorin geschaffenen Welt längst ins Alltägliche übergegangen sind. Der Großteil der Bevölkerung ist gestorben und die wenigen, die überlebt haben sind meist zu kaum noch menschlichen Monstern mutiert, auch ein neu entwickelter Kannibalismus oder ähnliches sind keine Einzelfall mehr. Man wird des öfteren mit Gewaltszenen konfrontiert, bei denen man erst einmal schlucken muss bevor man sich wieder der Handlung zuwendet und weiterliest. Schaut man auf das Gesamtbild, passen diese zwar perfekt, trotzdem sollte man meiner Meinung nach vorher wissen, was einen erwartet und dann entscheiden, ob man wirklich zu dem Endzeitroman "White Horse" greifen möchte.
In solch einer Welt finde ich das Verhalten der Protagonistin kaum verwunderlich: Ihren Mitmenschen begegnet Zoe sehr verschlossen, indem sie versucht ihre Gefühle vor ihnen zu verbergen und wegzuschließen, um nicht noch mehr Verluste einstecken zu müssen. Auf mich wirkt sie sehr realistisch und ihre Versuche, so weit wie möglich menschlich zu handeln erscheinen mir außerdem sehr glaubwürdig. So setzt sie sich beispielsweise für ihre blinde Weggefährtin Lisa ein, versucht sie zu beschützen und das, ohne unnütze Gewalt anzuwenden. Teilweise ist ihr selbstloses Verhalten schon fast ein bisschen zu viel des Guten, da sie zum Beispiel ihrer ebenfalls erwachsenen Begleiterin keine falsche Tat übel nimmt und für jede ihrer Entscheidungen eine Entschuldigung sucht. Die knapp einunddreißig-jährige erweist auf ihrer langen Reise jedoch auch viel Stärke, Mut und Disziplin, ohne die sie womöglich nie so weit gekommen wäre.
Zoe ist nämlich auf der Reise nach Griechenland und hat am Anfang der Geschichte, als sie sich in Italien befindet schon den größten Teil des langen Weges zurückgelegt. Auf der Suche nach ihrer großen Liebe Nick besteht sie viele Gefahren und lässt so einiges über sich ergehen, um an ihr Ziel zu gelangen. Durch regelmäßige Rückblenden in die Zeit vor der Seuche und dem Krieg lernt man ihren eigentlichen Therapeuten kennen und kann selbst mitverfolgen, wie sich die Beziehung der beiden langsam aber sicher entwickelt. Durch keine überstürzten Gefühlsausbrüche und ohne die altbekannte Liebe auf den ersten Blick wirkt ihre Liebe echt, auch wenn diese verhältnismäßig keinen großen Teil der Handlung einnimmt.
Alex Adams Erzählstil wird sicherlich durch den verwendeten Wechsel zwischen vor und nach der Seuche spielenden Ereignissen geprägt. Die mit DAMALS und JETZT beschriebenden Abschnitte der Handlung wirken anfangs noch wie zwei einzelne Geschichten, nach und nach lassen sich aber beson-ders im DAMALS Ereignisse erkennen, die für das JETZT keine unbedeutende Rolle spielen. Versteht man anfangs also einige Teile aus der Zeit der Katastrophe nicht, gehen Erklärungen aus dem anderen Teil der Handlung hervor, der sozusagen die Vorgeschichte bildet. Kompliziert wird es an einigen Stellen, wenn die Seuche DAMALS beispielsweise noch gar nicht ausgebrochen ist, JETZT aber schon 90% der Men-schen daran gestorben sind oder Zoe schon schwan-ger ist, im Verlauf der Handlung jedoch noch nie mit Nick oder einem anderen Mann geschlafen hat. Gewöhnt man sich aber erst einmal an diese Weise des Erzählens, lernt man über vereinzelte Fragen vorerst hinwegzusehen und anstatt sofort eine Antwort zu erwarten, im DAMALS danach zu suchen. Meiner Meinung nach ist es gerade dieser Wechsel zwischen den zwei Handlungen, der einen Großteil des Charmes ausmacht, den dieser Roman besitzt. Ohne Vorgeschichte würde das nötige Wissen zum Verstehen der Geschichte fehlen, in der richtigen Reihenfolge aneinandergereiht würde dagegen die nötige Spannung fehlen, die zum Weiterlesen animiert und so finde ich diese Lösung von der Autorin wirklich klug gewählt.
Spannung hat mir anfangs sowieso noch etwas gefehlt, meiner Meinung nach plätschert die Handlung nur leicht dahin und viel handlungsrelevantes passiert sowohl DAMALS als auch JETZT nicht. Mit der Zeit legt sich dieses Problem jedoch und je weiter die Handlung fortschreitet, desto dringender möchte man auch das Geheimnis um die mörderische Seuche endlich lüften. Ist man schließlich am Ende angelangt, sind die meisten Fragen geklärt, sodass man den Roman beruhigt aus der Hand legen und ins Regal stellen kann, anstatt zitternd auf Band 2 zu warten. Und auch wenn ich mich auf diesen schon freue, könnte man "White Horse" auch als Einzelband lesen und als abgeschlossen betrachten.
Fazit:
Die Zukunftsversion, die Alex Adams in ihrem Roman geschaffen hat ist gewaltsam. Zwar passt diese Gewalt gut zum Rest der Geschichte, aber ich finde man sollte vorher davon wissen. Bis aus ein wenig fehlende Spannung zu Beginn und anfängliche Verwirrung durch die Erzählweise habe ich nichts an "White Horse" zu meckern und vergebe somit gute 4 Sterne. Ein Muss für alle Fans von düsteren, gut durchdachten Endzeitromanen!