Titel: White Horse Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches wirkt ziemlich düster: Es zeigt einen öde Fläche vor einem dunklen Haus und einem blattlosen Baum, darüber zwei dunkle Vögel, die am bewölkten Himmel kreisen. Auf dieser Ebene steht eine Frau, die irgendwie niedergeschlagen wird. Wendet man sich nun der Rückseite des Covers zu hat man die gleiche Szenerie vor Augen. Die Frau auf dem Cover hat nun jedoch ein Messer in der Hand und durchdringt mit ihren Augen die Dunkelheit.
Eine schreckliche Krankheit hat die Welt in ihre Fänge bekommen, der Großteil der Menschen starb unter der als “White Horse” bekannt gewordenen Seuche. Einige wenige überleben die Krankheit – und sind danach nicht mehr dieselben.
In dieser Welt lebt Zoe jetzt. Gemeinsam mit ihrem noch ungeboren Kind ist sie auf einer Reise mit nur einem Ziel: Hoffnung.
Der Klappentext verspricht ein “furchteinflößendes Debüt”, dass “in einer Liga mit Justin Cronin und Stephen King” spielt. Justin Cronin sagt mir nichts, aber mit Stephen King assoziiere ich ziemlich heftige Horrorromane und Psychothriller, die definitiv nicht mein Fall sind. Meiner Meinung nach spielt “Alex Adam” in einer anderen Liga (zum Glück). Er zeichnet zwar eine düstere und bedrohliche Welt, kommt aber ohne richtige Schockmomente aus. Es gibt Grausamkeiten (und die nicht zu knapp), die für sich genommen ebenfalls erschreckend sind, aber eben keine plötzlichen Horrorszenen.
Der Erzählstrang wechselt zwischen dem “Damals” und dem “Jetzt”. Ein “Jetzt”, das ziemlich erschreckend ist. Ein Großteil der Menschheit wurde von der Seuche dahingerafft, einige mutierten zu Monstern. Nur wenige Menschen sind immun, die Menschlichkeit ist mit dem Großteil der Toten vom Antlitz der Erde getilgt. Zoes Reise durch diese Welt ist von Grausamkeiten überschattet – auch wenn zumindest sie versucht, sich ihre Menschlichkeit zu erhalten. Ein unheimlicher “Schweizer”, der sich an ihre Fersen heftet, ist ein Paradebeispiel für das Gegenteil.
Über das “Damals” erfährt man mehr über das Entstehen der Seuche. Den langsamen Ausbruch, die Reaktion der Menschen – und die Ursachen. Für Zoe beginnt es mit einem unheimlichen Gefäß, das plötzlich in ihrer Wohnung auftauchte. Ein Gefäß, über das sie im Gespräch mit einem Therapeuten mehr herausfinden will.
Während Zoe im “Jetzt” Schritt für Schritt und mit einer bewundernswerten Ausdauer ihrem dem Leser noch unbekannten Ziel näher kommt, enthüllt sich dem Leser im “Damals” Seite für Seite mehr über “White Horse”. Damit hat der Leser gleich mehrere Rätsel zu lösen, während die bedrohliche Umgebung, durch die Zoe reist, ihn frösteln lassen und der Gedanke an eine solch dunkle Zukunft in Schrecken versetzt: Wie kam es zu dem plötzlichen Ausbruch der Seuche? Was hat das unheimliche Gefäß in Zoeys Wohnung damit zu tun – und wie ist es dort hingekommen? Wer ist der Vater von Zoeys ungeborenem Kind? Welches Interesse hat der Schweizer an ihr? Und was ist das Ziel ihrer Reise? – Viele Handlungsstränge, viele Informationen und die immer spürbare Gefahr lassen den Leser nicht viel Zeit, um alles zu ordnen, aber das ist auch nicht unbedingt nötig. Schritt für Schritt, Seite für Seite erkennt man einzelne Verbindungen, bis sich dann auf den letzten Seiten alles zu einem Informationsnetz verbindet, das dem Leser etwas sehr Wichtiges mitgibt: Hoffnung für die Zukunft.