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Reihe: Das Rad der Zeit, 12. Band Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Selbst jene, die bislang alle Zeichen leugneten, können nun nicht mehr das Heranrücken der letzten Schlacht leugnen. Die kämpfenden Parteien versuchen nun verzweifelt die Ereignisse zu beschleunigen. Die Seanchan verfügen über das größte Wissen von den Prophezeiungen und vieles muss noch geschehen, bis Rand al’Thor die letzte Schlacht schlagen kann. Er selbst jedoch beginnt an der Last zu brechen die ihm die Prophezeiungen aufbürden - zu viel wird von ihn erwartet und zu viele wollen ihn manipulieren. Währenddessen kämpft Egwene al’Vere einen einsamen Kampf gegen die Amyrlin Elaida. Mit Geduld stemmt sie sich gegen ihre Widersacherin und allmählich gewinnt sie unter den Aes Sedai von Tor Varlon an Unterstützung. Doch auch Egwene läuft die Zeit davon, denn vor der letzten Schlacht müssen die Aes Sedai an der Seite von Rand al’Thor stehen und nur dann hat die Welt eine Chance, den Konflikt heil zu überstehen.
Nach dem Tode Robert Jordans stand der Abschluss des Mammutzyklus „Das Rad der Zeit“ zunächst in den Sternen. Doch der Autor hatte ausführlichste Notizen verfasst, so dass ein Autor den Zyklus alleine fertigschreiben konnte. Die Wahl fiel auf Brandon Sanderson, einen erfolgreichen Fantasy-Autor, der auch bekennender Fan der Reihe war. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Gegensatz zu Robert Jordan erzählt Brandon Sanderson die Geschichte nicht mit oft (zu) langen Dialogen, sondern mehr mit Selbstreflexion der Protagonisten. Dadurch werden die Personen besser beschrieben und gewinnen an Kontur. Vor allen die weiblichen Protagonisten gewinnen dadurch und werden nicht mehr so klischeehaft wie früher dargestellt. Diese andere Schreibweise führt auch dazu, dass alles insgesamt kompakter erzählt wird und die Blickpunkte nun auch häufiger wechseln. Insgesamt muss man tatsächlich sagen, dass Brandon Sanderson dem Stoff besser gerecht wird als Robert Jordan selbst. Dessen größte Stärke war auch seine größte Schwäche: Sein unglaubliches Vorstellungsvermögen der Welt mit all den kleinen Details führte dazu, dass er stets glaubte, den Leser daran teilhaben lassen zu müssen. Dies führte aber immer wieder dazu, dass er vom Hundertstel ins Tausendstel kam und die Handlung einfach nicht mehr voranschreiten wollte. Bei Brandon Sanderson hingegen ist das anders: Die Geschichte schreitet langsam, aber kontinuierlich voran und es ist auch nicht mehr so, dass sich die Höhepunkte auf die letzten Seiten des Romans konzentrieren. Nein, das Gegenteil ist eher der Fall, denn der Autor lässt das Buch zum Ende hin recht ruhig (und ohne Cliffhanger) enden.
Fazit: The Gathering Storm ist eine erstaunlich gute Fortsetzung der Reihe. Obwohl man einen eigenen Stil erkennen kann, lässt Brandon Sanderson das alte „Rad-der-Zeit-Feeling“ auferstehen. Er wird allen Figuren gerecht und baut die Figuren sogar noch aus. Die Handlung ist flotter und die Handlungsebenen werden häufiger gewechselt. Es werden zwar nicht alle Figuren angesprochen, aber fast jeder Protagonist erhält seinen Raum. Insgesamt hat Brandson Sanderson von Beginn an genau das richtige Maß gefunden und mit einen der besten Romane der Reihe geschrieben. Eine wahrhaft angenehme Überraschung.
10 von 10 Punkten.