Titel: Wendigo |
Keine bösartigen Tiere, sondern die Natur als Ganzes steht im Mittelpunkt des Filmes "Wendigo". Für Drehbuch und Regie ist der New Yorker Independent-Regisseur Larry Fessenden verantwortlich. Dieser hat es geschafft, mit erstaunlich geringen Mitteln einen überaus guten, wenn nicht sogar sehr guten Horror-Film zu machen, der beim Woodstock Filmfestival den ersten Preis erhielt.
"Wendigo" erzählt die Geschichte von Kim, George und ihrem acht Jahre alten Sohn Miles, die ein Winterwochenende in dem Landhaus ihres Freundes verbringen möchten, um einmal vom Alltagsstress loszukommen. Doch schon auf dem Weg dorthin geschehen sonderbare Dinge. George überfährt einen Hirsch und löst dadurch einen Streit zwischen einer kleinen Gruppe von Jägern aus, die den Hirsch gejagt haben. Doch auch im Landhaus scheint nicht alles geheuer. Miles hat unheimliche Alpträume. Irgendetwas scheint in dem Wald zu wohnen, an dessen Rand das Haus steht. Besonders Miles spürt dessen verstörende Gegenwart. Schließlich geraten die Dinge außer Kontrolle...
Von Anfang an kennzeichnet den Film eine dichte, unheimliche Atmosphäre. Die unruhige Kamera am Anfang lässt den Konflikt zwischen der Familie und den Jägern wie eine mysteriöse Live-Reportage erscheinen. Zunehmend wird die Geschichte unheimlicher und mystischer. Im Zentrum steht dabei Miles, der zum ersten Mal aus der Großstadt aufs Land kommt und die Natur als fremdartig empfindet. Wunderschöne, stark atmosphärische Naturaufnahmen vermitteln den Eindruck einer belebten Natur. So werden die Bewegung der Äste, das Rauschen des Windes oder auch ein fließender Bach zu möglichen Verkörperungen des Wendigo, eines indianischen Naturgeistes, der das Schicksal der Menschen, die ihm ausgesetzt sind, auf schrecklichste Weise beeinflussen kann.
Miles erfährt von einem Indianer in einem kleinen Touristen-Shop zum ersten Mal vom Wendigo. Seine Eltern halten jedoch alles für pures Geschwätz. Für Miles aber wird mit einem Mal die Welt undurchsichtiger. Plötzlich wirkt die Natur um Miles herum äußerst bedrohlich. Versucht tatsächlich eine überirdische Macht nach ihm zu greifen? Sehr geschickt setzt Fessenden die zunehmende Unsicherheit Miles' in schier perfekte Bilder um: plötzliche Zeitraffer bei den Naturaufnahmen; Bäume scheinen Gesichter zu haben; Traumsequenzen vermischen sich mit der Realität; weite, düstere Landschaftsaufnahmen. Ein genialer Soundtrack mit Songs des New Yorker Musikers Tom Lavarack untermalen die Bilder und geben ihnen eine zusätzliche mystisch-unheimliche Note.
"Wendigo" ist ein wundervoll inszenierter, ästhetischer Gruselfilm, der die Entfremdung des Menschen von der Natur zum Thema hat. - Der Film sollte so schnell wie möglich das Stadium als Geheimtipp überwinden.