Eine Rezension von Gloria Manderfeld |
Acht Jahre sind seit dem Fall des Dunklen Reiches vorüber gegangen, und das siegreich gebliebene Königreich Tybay hat das eroberte Land seinem eigenen Reich angegliedert, versuchend, den verwüsteten Landstrich wieder aufzubauen. Doch Darren Thul, ein Gefolgsmann des Königs Shawn von Tybay, der nun als König im besiegten Land seinen Teil zu tun versucht, leidet seit Wochen unter erschreckenden Alpträumen und macht sein gegenwärtiges Domizil, die dunkle Feste inmitten des ehemaligen Dunklen Reiches, dafür verantwortlich.
Als er an Hochkönig Shawns Hof Lywell reist, um diesem von den erschreckenden Vorgängen zu berichten, steht für Shawn fest, dass er sich selbst um die Angelegenheit kümmern muss, auch wenn es bedeutet, seine hochschwangere Königin Grace mit den gemeinsamen Kindern allein zu lassen. Die Reise wird zum Desaster, als Shawn in der Festung ankommt – denn Rebellen versuchen, sich seiner Herrschaft zu entledigen, und die düstere Präsenz, welche in der Festung zu hausen scheint, bemächtigt sich nun auch des Hochkönigs.
Die einzige, die Tybay und den Hochkönig noch retten könnte, wäre Königin Grace, die durch ihre Nähe zur Göttin von Tybay und das mächtige Sonnenamulett einst für den Sieg über das Dunkle Reich gesorgt hat – doch Grace stammt ursprünglich von der Erde der Jetztzeit und bleibt nach einer Reise in ihre Heimat mitsamt den Kindern auf der Erde gefangen. Shawns Lage spitzt sich zunehmend zu, und auch alte Gefährten scheinen unfähig, ihn aus den Fängen der Präsenz zu entreißen – ist das Königreich Tybay nun gänzlich verloren?
Die Erzählung beginnt mit dem notwendigen Rückblick auf den ersten Band – 'Der Weltenbezwinger' ist der Folgeband von 'Die Weltenwandlerin' und dürfte – ohne das Ende nun verraten zu wollen – wohl der Mittelband einer Trilogie sein, da die Geschichte nicht abgeschlossen wird. Generell ist das Erzähltempo eher langsam, es wird von der Autorin sehr viel Wert auf die Schilderung der Beziehung zwischen Grace und Shawn gelegt. Leider zu viel, denn angesichts der oft eher knappen Schilderung der anderen Figuren erhalten diese beiden mit ihren emotionalen Befindlichkeiten ein derartiges Übergewicht innerhalb der Erzählung, dass es bisweilen sehr mühsam ist, die Ehestreits und Unstimmigkeiten zwischen den beiden zu verfolgen.
Dabei scheinen sich weder Shawn noch Grace wirklich weiterzuentwickeln, gerade Grace wirkt durch ihre oftmals extreme Überspanntheit, die man nur der vermehrten Produktion von Schwangerschaftshormonen zuschreiben kann, sehr unsympathisch und wechselhaft. Es ist daher auch nur schwer nachzuvollziehen, dass ihre Gefolgsleute sie so hemmungslos vergöttern und in ihr die Lösung aller Probleme sehen, die in Tybay und dem ehemaligen Dunklen Reich existieren. Klischeehaft bleibt dann auch die Entwicklung des Hauptstorystrangs, der zwangsläufig darauf hinausläuft, dass Grace rettend eingreift – obwohl sie gerade erst entbunden hat und eine längere, kräftezehrende Kranheit hinter sich bringen musste.
'Der Weltenbezwinger' ist zudem ein Sammelsurium vertaner Chancen – durch die enorme Konzentration auf die Beziehung des Königs und seiner Frau bleiben viele Ansatzpunkte mit viel Potential vollkommen zurück. De Geschichte des Uiani Anders und des Gestaltenwandlers Eweligo hätten sicherlich mehr Raum erhalten können, hier werden sie leider nur hastig in jeweils einem eigenen Kapitel abgehandelt, um sich dann wieder Grace, Shawn und deren Familie zuzuwenden.
Auch Nebenfiguren wie Dagger Thul, die von der Erde mitgebrachte junge Frau Virginia oder die Kämpferin Ember Twain, deren Persönlichkeiten zumindest auf den ersten Blick weit interessanter wirken als die weinerliche, zickige Grace oder der übertrieben aufopferungswillige und verantwortungsbewusste Shawn, werden eher am Rande mitgeführt. Generell ist die Hauptgeschichte leider sehr vorhersehbar und durch den sprachlich eher anspruchslosen Schreibstil der Autorin, die zudem für die Beschreibung von Begebenheiten der Fantasywelt Tybay recht gerne sehr moderne Begriffe nutzt, anstrengend bis ermüdend zu lesen.
Fazit: Interessante Grundidee, mangelhafte Ausführung – nur für Liebhaber zuckriger Lovestorys im Fantasygewand. Vier von zehn möglichen Punkten.