Titel: Welt aus Staub Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext
Im Jahr 2177 ist die Erde ein toter Planet. Ein Pilz hat sämtliche Vegetation vom Angesicht der Welt getilgt, und die überlebenden Menschen in die Zuflucht der Megacitys gezwungen. Einige wenige Reiche herrschen über Millionen von Mittellosen. In dieser dunkelsten Stunde der Menschheit erheben sich vier Menschen, um das Schicksal des Planeten zu verändern: Danny, ein junger Ingenieur in der einzigen Firma, die Lebensmittel herstellt; Tessa, eine Prostituierte, die sich Nacht für Nacht auf den Straßen einer der letzten Städte des Planeten durchschlägt; Elaine, eine Schmugglerin, die den sterbenden Planeten nach lebendigen Pflanzen absucht, die sie an den Meistbietenden verkaufen kann; und schließlich Sam, der an der ersten oberirdischen Plantage arbeitet, die die Menschheit vom Pilz befreien könnte. Wenn ihr Leben bis zu ihrer ersten Begegnung schon kein Zuckerschlecken war, so beginnt danach der Ärger erst richtig.
Meine Meinung:
Mit „Welt aus Staub“ entführt der Autor Stephan R. Bellem seine Leser in die Zukunft. In das Jahr 2177, in dem nichts mehr so ist, wie wir es heute kennen. Man wird beim Lesen mitten in dieser Welt abgesetzt und muss sich im Prolog förmlich wie die Protagonistin Elaine selbst durchschlagen. Dabei wird die Umgebung so gut und eindringlich beschrieben, dass man beinahe das Gefühl hat, selbst in dieser Welt aus Staub zu stehen.
Auf den nächsten Seiten, auf denen auch die Megacity beschrieben wird, in der die Handlung hauptsächlich spielt, hatte ich am Anfang erst einmal das Gefühl, dass ein paar Mal zu oft beschrieben wird, wie es dort aussieht, dass die Natur komplett fehlt. Kein Grashalm, kein Unkraut, schon gar keine Zimmerpflanze oder ein Baum am Straßenrand. Tatsächlich ist es aber notwendig, dass dies dem Leser aus Sams Perspektive mehr als einmal vor Augen geführt wird, denn beim ersten Lesen ist es einfach unvorstellbar. Selbst in der größten Stadt sieht man heutzutage ein wenig Grün, dass sich in einer Asphaltritze festklammert oder einen Baum, Grünstreifen, Vorgärten. Es fällt nicht leicht, sich eine andere Welt vorzustellen. Ist der Leser aber diesen Schritt gegangen, kann man sich auch in Sam hineinversetzen, der von der Künstlichkeit, der nachgemachten Welt, um sich herum einfach nur genervt, frustriert, ja förmlich angeekelt ist. Ich hatte erst den Eindruck, ich hätte es mit einem Jammerlappen zu tun, aber das ist nicht der Fall. Es wird einfach eindringlich beschrieben, wie es in ihm aussieht und wenn man sich auf die Geschichte einlässt, wird auch der Leser sagen: Ja, so sähe es in mir auch aus, wäre ich in seiner Situation.
Die Handlung ist von Beginn an spannend und das ist weniger ein Verdienst von Actionszenen – diese sind in diesem Buch nur sparsam an exponierten Punkten eingesetzt – sondern ein Verdienst der entstehenden Fragen. Was geschieht hier? Was hat das alles zu bedeuten und wie hängen die einzelnen Charaktere da mit drin? Diese Fragen stellen sich und die Spannung schleicht sich förmlich an, ohne dass ich sie erst bemerkt habe. Selbst wenn ich beim Lesen unterbrochen wurde, kreisten meine Gedanken noch um Sam, Paul, Elaine und Tessa und versuchten das Puzzle zu einem Ganzen zusammen zu setzen. Man rätselt mit den Charakteren und obwohl der Leser durch die verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird, vor jedem einzelnen Charakter einen Wissensvorsprung hat, gelingt es dem Autor die Auflösung zu verschleiern. Erst wenige Seiten bevor dem Leser das Puzzle in seiner Gesamtheit präsentiert wird, hatte ich es für mich zusammengesetzt. Die Handlung bleibt also bis zuletzt nicht vorhersehbar.
Erwähnt werden muss hier, dass ich persönlich einen All-Age-Roman erwartet hatte. Das wird so tatsächlich nirgendwo gesagt, aber vermutlich durch die Aufmachung und auch durch das Genre, das im Moment mehr oder weniger ein „All-Age-Dystopien-Genre“ ist, hatte ich das vorausgesetzt. Es ist aber definitiv kein All-Age-Roman und kein Jugendbuch. Für diese Genres sind einige Szenen zu brutal beschrieben oder sexuell aufgeladen. Das macht es für den erwachsenen Leser aber spannender und stellt die Gesellschaft, die man in diesem Roman antrifft, klarer dar. Es passt zu den menschlichten Abgründen, die hier teilweise auftreten.
Die Sprache ist klar und eingängig. Die Charaktere, insbesondere die männlichen, haben einen sehr aktuellen Sprachschatz, was eine schnelle Lektüre des Buches unterstützt, damit möglichst bald Antworten auf die Fragen, die man sich stellt, bekommt.
Fazit: In der Masse der erscheinenden Dystopien hervorzustechen, ist derzeit sicherlich ein kleines Kunststück, denn Dystopien sind angesagt und beliebt. „Welt aus Staub“ schafft es damit positiv aufzufallen, dass ein Setting geschaffen wird, das auf einer relaistischen Grundlage fußt und erklärt wie es mit der Welt und der Natur soweit kommen konnte. Dieses Setting wird mit einer spannenden Handlung verknüpft, die dadurch lebt, dass man als Leser nach Antworten auf die entstehenden Fragen verlangt.