Titel: Die Welt am Abgrund Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Geisterspiegel schrieb 2008 auf seiner Internetseite in Zusammenarbeit mit dem Wismarer Persimplex Buchverlag einen Romanwettbewerb aus. Den Sieg errang Andreas Zwengel mit seinem Roman Die Welt am Abgrund.
Ausgangspunkt der Erzählung ist der 31.12.1899. Kurz bevor das neue Jahr eingeläutet wird, ist ein Team noch mit Bohrungen beschäftigt. Während andere sich auf den Jahrhundertwechsel freuen, passiert ein großes Unglück, denn in Wales werden Raupenbohrer von einem unheimlichen Objekt angegriffen.
Als Nächstes geht es weiter mit dem Berliner Vermessungsingenieur Anton Slabon und seiner Reise nach China. Seine Frau geht zwangsläufig mit auf die siebenwöchige Reise. In deren Verlauf kommt schließlich Tochter Esther auf die Welt. Deren Leben wird sehr schnell gefährlich: Anton Slabon und seine Frau werden während des chinesischen Boxeraufstands ermordet und Tochter Esther entführt. Esther findet sich bald darauf in Deutschland wieder. Eine seltsame Gruppierung skrupelloser Wissenschaftler tritt auf den Plan. Als das Mädchen von dieser Gruppe untersucht und getestet wird, stellt es sich als übersinnlich begabt heraus. Die unangenehmen Experimente veranlassen es zur Flucht aus Frankfurt. Doch das Leben ist damit nicht einfacher geworden. Vier gefürchtete Kopfgeldjäger sind hinter ihm her. Doch geht es weniger um das Mädchen, mehr um ihre Kräfte. Wer das Mädchen besitzt, der kontrolliert ihre unglaublichen Kräfte.
Etwa zur selben Zeit sind der ehemalige Polizist Walter Seyfred und Geheimrat von Holstein in Berlin unterwegs. Sie forschen mysteriösen Zeichen nach, die immer häufiger - nicht nur in Berlin, sondern in ganz Europa - im Untergrund erscheinen. Diese Zeichen tauchen immer dann auf, wenn in der Nähe ein Unglück im Untergrund geschah; sie ergeben eine geheimnisvolle Karte mit einem mystischen Geheimnis dahinter. Und plötzlich treffen die zwei auf Albinos, die ein altertümliches Burgundisch sprechen. ‚Was hat es mit ihnen auf sich?’, fragen sich unwillkürlich die Ermittler. Geheimrat von Holstein stellt dem ehemaligen Polizisten Seyfred Professor Piscator zur Seite. Seyfred kann sich nicht entscheiden, ob der Professor eigen- oder wahnsinnig ist.
Obwohl ich mit dem Geisterspiegel auf die eine oder andere Weise zusammenarbeite und den Wettbewerb natürlich mitbekam, war das beim Buch von Andreas Zwengel nicht der Fall. Irgendwie ging es an mir vorüber. Und ich muss jetzt sagen: Leider. Denn selten las ich ein interessanteres Buch, das seine Fühler erst ins viktorianische England und dann bis nach China ausstreckt. Im Mittelpunkt stehen aber eindeutig das deutsche Kaiserreich und Andreas Zwengels überbordende Phantasie. Da diese Phantasie hier auf ein augeprägtes Wissen um die wilhelminische Kaiserzeit trifft, ergibt sich ein Roman, den man so schnell nicht aus der Hand legen mag.