Reihe: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit dem Krieg gegen die Roten Korsaren sind fast fünfzehn Jahre vergangen. Fitz Chivalric, der ehemalige Assasinen-Adept, hat, nachdem er für tot gehalten wird, sich in einer Waldhütte ein neues Zuhause eingerichtet. Dem königlichen Bastardsohn wurde geistig und körperlich zuviel abverlangt. Fitz will sich nur noch um seinen Ziehsohn Harm kümmern, den er wie einen eigenen Sohn liebt, und mit seinem Wolf Nachtauge hat er Gesellschaft genug. Das heißt ab und zu kommt auch Merle auf einen Sprung vorbei.
Die Zeit vergeht, und eines Tages benötigt sein Ziehsohn eine Lehrstelle. Wenn er nicht im Wald sein ganzes Leben verbringen will. Daraus entsteht aber ein kleines Problem. Denn obwohl der Krieg gegen die Roten Korsaren siegreich beendet wurde, herrscht weiter Unruhe im Land. Aus diesem Grund hat Königin Kettricken beschlossen, dass ihr Sohn heiraten soll. Eine Liebesheirat, denn die Königin liebt es, wenn im Land Ruhe einkehrt. Dummerweise sind nicht alle Herzöge von der Aussicht begeistert, eine Outislander Prinzessin als zukünftige Königin vor die Nase gesetzt zu bekommen. Aber das ist ja nur ein kleiner Teil der Probleme. Die magisch begabte Minderheit, die Menschen mit Tiermagie, wird mehr noch als zur Zeit vor dem Krieg verfolgt und für alles Schlechte verantwortlich gemacht. Die meisten Menschen vom „alten Blut“ ziehen es vor, sich von den Normalen zurückzuziehen. Allerdings haben einige „Zwiehafte“, wie sie genannt werden, beschlossen, sich zu wehren. Mit Gewalt und Terror schlagen sie zurück, pressen gemäßigtere Zwiehafte in ihre Dienste. Die Gewaltbereiten werden durch ihr Verhalten eine Gefahr für das Reich und die Krone.
In dieser Situation kommt Chade zu Fitz und bittet ihn, die Ausbildung von Prinz Pflichtgetreu zu übernehmen. Der alte Lehrmeister von Fitz hofft, Fitz an die Krone zu binden und ihn dazu zu bringen ein Auge auf Prinz Pflichtgetreu zu werfen. Außerdem hat man die Befürchtung, dass der Prinz selbst die Gabe des alten Blutes besitzt. Und plötzlich ist Prinz Pflichtgetreu verschwunden, nicht sehr pflichtgetreu. Ob er weggelaufen ist oder entführt wurde, lässt sich im ersten Moment nicht sagen. Chade stellt die Vermutung an, der Prinz habe sich mit einer Katze verschwistert, die zudem einen schlechten Einfluss auf ihn ausübe. Also macht sich Fitz auf in die Stadt, wo er seinen Ziehsohn unterbringt. Als Tom Dachsenbless ist Fitz auf der Suche nach dem Prinzen.
Der erste Band der neuen Trilogie beginnt ganz ruhig, sachte und einfühlsam. Eine Fantasywelt muss dem neuen Leser erst nahe gebracht werden. Daher ist es kein Wunder, wenn man die ersten einhundert Seiten durchaus als langweilig bezeichnen kann. Positiv anzumerken ist, dass zu Beginn viele Begriffe wie ‚altes Blut’ oder ‚die Gabe’ nicht nur erwähnt, sondern erklärt werden. Erklärt wird zudem, dass eine Verschwisterung mit Tieren Probleme bringt. Während die Tiere geistig bis auf das Niveau des Menschen steigen können, kann der Mensch zu viele tierische Verhaltensmuster übernehmen. Zudem gibt es die Gabe und die auch nicht mehr sehr häufig. Der Weitseher ist nichts anderes als eine Art Telepath. Fitz hat nun beides: einmal die Gabe und einmal das alte Blut. Aber in beidem ist er nicht ausgebildet. Jetzt gilt es, den Prinz zu finden, mit oder ohne Hilfe der Gabe. Zur selben Zeit wird durch die Zwiehaften des Prinzen Gabe bekannt gemacht und zu allem schlechten Überfluss steht er anscheinend unter deren Einfluss. Die neue Trilogie beginnt mit den fertigen Charakteren der ersten Trilogie. Die Autorin muss daher das Rad nicht neu erfinden. Dazu gesellen sich neue Personen in Nebenrollen und Hauptrollen. Die Autorin lässt Menschen leben, lieben, sterben. In der Tat sind ihrer Handlungsträger wirklicher als in manch einem anderen Buch. Robin Hobbs Figuren entwickeln sich über die Zeit und wachsen den Lesern ans Herz. „Der lohfarbene Mann“ ist ein gutes Buch. Es verbindet Teile der Zauberschiff-Trilogie, die in der gleichen Welt spielt, mit der Weitseher-Trilogie. Die Handlung ist spannend, umfassend und phantastisch in jeder Hinsicht. In den meisten Fällen ist es so, dass die Weiterführung einer Buchreihe nicht so gut gelingt wie die Vorgänger. Bei Robin Hobb ist das nicht der Fall. Die Schriftstellerin versteht es, die Leser zu fesseln, die Handlung ideenreich weiterzuführen und somit eine farbenprächtige Welt erneut auferstehen zu lassen.
Der goldene Narr - Erik Schreibers Rezension zu Band 2