Reihe / Serie: Die Legende vom Weitseher, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Ina Peters |
Der junge Fitz ist der Bastard eines edlen Prinzen und wird in den Ställen des königlichen Haushaltes großgezogen. Er ist ein Ausgestoßener, dessen bloße Existenz seinen Vater um den Thron gebracht hat. Nur der alte König nimmt sich seiner an: Heimlich lehrt er ihn die Künste der Assassinen, um ihn zu einem willigen Werkzeug zu machen. Denn Fitz besitzt die magischen Fähigkeiten der Weitseher, und bald liegt das Schicksal des Landes in seiner Hand .
Ich war begeistert, wie Hobb es schafft aus den einfachsten Dinge, solche Wunder zu schaffen. Ich war sowohl vom Aufbau der Geschichte begeistert, als auch von den Landschaften und natürlich auch von den Charakteren die sie erschafft. Schon auf den ersten Seiten ist es nicht schwer sich in das Buch fallen zu lassen. Der Ich-Erzähler Fitz, erzählt seine Geschichte im Rückblick. Am Anfang jedes Kapitels wird das sehr deutlich, auch seine eigenen Schwierigkeiten, die er hat, wenn er an seine Vergangenheit zurück denkt. Und es bleibt nachvollziehbar an allen Stellen, warum er so fühlt, warum er so handelt etc. Vor allem die Beschreibung des Heimatortes von Kettricken hat es mir angetan. Eine Welt in der auch ich gerne leben würde. Die Hierarchie, die dort herrscht, die Ausübung der Politik, die Beschreibungen der Gärten, die Könige, die sich selbst an Opfernde sehen, das alles war herrlich. Die Chyurda sind ein sehr spannendes Volk und auch ein sehr liebenswertes. Auch wenn Fitz in seiner Heimat Blocksburg bei Burrich in den Ställen übernachtet, kann ich die Geborgenheit, die er dort erfährt fast mitfühlen.
Hobb erschafft an allen Stellen eine dichte Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Ich mag die meisten Charaktere sehr gerne, denn nicht nur die "Protagonisten", sondern auch die "Antagonisten" sind sehr schön in Szene gesetzt. Alle bleiben glaubwürdig, und keiner Person kann man ohne Gefühle begegnen. Zu meinen Lieblingen zählen Fitz, Burrich und Jonqui (die leider nur im ersten Teil, am Rande, eine Rolle spielt, aber eine nicht weniger Wichtige) Ich mag auch Kettricken und Veritas. Wenn mir auch Veritas noch ein bisschen zu blass bleibt. Chade und der Narr sind beides sehr spannende Charaktere, die bei mir mehr mit einer starken Aufregung einhergehen, wenn sie auftauchen, weniger mit Sympathie. Beide formen Fitz auch ein Stückchen mit. Sie sind wohl auch die geheimnisvollsten Charaktere des ganzen Buches. Der Narr noch mehr als Chade. Auch wenn Galen und Edel, beides Charaktere sind, die ich verachte. So weckt Edel in mir mehr Hassgefühle als Galen, weil er hinterrücks bösartig ist und nicht so offen wie Galen. Auch ist Edel mehr für die Ewigkeit angelegt. Galen scheint als Marionette zu dienen. Hobb schafft es aber allen Figuren und ihrer Handlung am Ende eine gewisse Rolle zuzuspielen, die an manchen Stellen mehr als überraschend ist.
Am Ende kamen mir ein zwei Tränen. Hobb spart nicht an emotionalen Szenen und auch nicht mit den Begriffen für Ehrgefühl und Aufopferung. Generell fasziniert war ich sowieso von der alten Macht und der Gabe. Die magischen Teile des Buches. Die alte Macht, eine verbotene Magie, die hilft, sich an Tiere zu binden und sie besser zu verstehen. Vor allem dass Fitz die alte Macht beherrscht, macht mich neidisch, so etwas würde ich auch sehr gern können. Burrichs Abneigung dagegen konnte ich teilweise nicht begreifen. Dennoch machte ihn das zu einem sehr ausgereiften Charakter. Und ich hoffe, noch Vieles über ihn lesen zu dürfen, denn diesen alten Mann hatte ich von Anfang an in mein Herz geschlossen, mit all seinen Stärken und all seinen Fehlern.
Mein FAZIT also: Glaubwürdige Weltengestaltung, ausgereifte Charakterprägung, interessanter Erzählstil, mit spezieller Erzählperspektive. Altes scheint neu zu werden, nichts wirkt übertrieben. Die Geschichte bleibt von Anfang an spannend, ohne sich dabei zu verlaufen, sie lebt von einer Ausgewogenheit von actiongeladenen Szenen und ruhigeren Stellen. Emotionalität kommt aber definitiv nicht zu kurz. Ein Buch dass ich empfehlen würde, außer man kann mit wechselhaften Gefühlen überhaupt nicht umgehen.
Ich gebe für dieses Buch: 10 von 10 Punkten
Cover: Das Cover der Neuauflage gefällt mir definitiv nicht sehr gut. Es entspricht der Klischeegestaltung von Fantasybüchern. Nichtssagender Hintergrund, eine Gestalt in Umhang mit Waffe im Vordergrund. Es wirkt platt und hätte mich ohne die Empfehlung einer Freundin sicherlich nicht zum Kauf angeregt.
Preis/Leistung: 15 Euro ist ein stolzer Preis und für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Ich meine das Buch ist wirklich mehr als gut und bei wirklich guten Büchern, sollte der Preis fast egal sein, aber irgendwie wurmen mich die 15 Euro dann doch.