Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?
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Kurzbeschreibung:
Herzen brechen, bildlich gesprochen, eigentlich jeden Tag. Ja, die Liebe kann schon verdammt heimtückisch sein! Davon kann auch die 15jährige Aubrie, kurz Brie genannt, ein ironisches Lied singen. Immerhin katapultierten die unschönen Worte "Ich liebe dich nicht" sie ins zeitlose Himmelreich. Die darauffolgende Diagnose schockiert nicht nur Brie´s verletzte Seele, sondern auch ihren Vater, der von Beruf Kardiologe ist und nun ratlos vor dem zweigeteilten Herz seiner Tochter steht. Wie kann das sein? Diese Frage stellt sich auch Brie, die im Jenseits nicht vergessen kann und mit Hilfe des entspannten Patricks einen Plan schmiedet, der ordentlich nach Rache schreit, stellt sich erst einmal heraus, dass Herzensbrecher Jacob Fischer nicht immer aufrichtig zu ihr war.
Meine Meinung:
"Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast?" ist schon ein einprägsamer Buchtitel, der mich im Vorfeld höchst neugierig machte und perfekt zum Inhalt von Jess Rothenbergs Debütroman passt. Denn hier wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Herz entzwei gebrochen und was darauf folgt, kann sich absolut lesen lassen, getreu dem Motto: Liebe macht manchmal tatsächlich blind & Rache kann schon verdammt süß, aber auch schmerzhaft sein. Autsch!
Sinnbildlich betrachtet wurden bereits etliche Herzen gebrochen. Hat Amors Pfeil erst einmal seine Wirkung verloren, kann die Liebe durchaus grausame Züge an den Tag legen. Davon kann auch die fünfzehnjährige Ich-Erzählerin Aubrie in dieser bittersüßen Dramödie ein ironisches Lied singen. Immerhin manövrierten die unschönen Worte "Ich liebe dich nicht" sie direkt ins Jenseits und so lernt man das einst lebenslustige Mädchen von der ersten Seite an in ihrer körperlosen, sarkastischen & leicht verbitterten Gestalt kennen - eingangs den Leser in der erfrischend direkten und manchmal leicht gewöhnungsbedürftigen Du-Form auf den aktuellen Stand bringend. Das macht nicht nur Laune, sondern trifft auch mitten ins Herz! Denn was zunächst eine paranormale Lovestory vermuten lässt, ist weitaus mehr. Schicksalhafte Ironie trifft auf herzzerreißende Momentaufnahmen, vor allem wenn Brie´s drei BEST-Friends der verstorbenen Freundin gedenken.
Es mag sicherlich schon einige Bücher/Filme gegeben haben, in denen ein Geist oder gar Engel sich seiner Vergangenheit stellen oder eine Aufgabe erfüllen muss, derweil im Himmel landet oder unwissenden Erdenbewohnern einen Besuch abstattet. Mir zumindest kam einiges sogleich bekannt vor und doch wertet Jess Rothenberg ihre Welt über den Wolken mit viel Phantasie sowie kreativen Ideen auf. Insbesondere Aubrie´s intensive Phasen der Trauer, die unter anderem aus Verleugnung sowie Wut bestehen und in fünf Abschnitte unterteilt sind, geben der Story eine bedeutungsvolle Note. Brie muss eben einen langen Weg gehen, bis sie endlich das Kapitel Jacob Fischer ad Acta legen und im ewigen Jenseits glücklich werden kann, dass jedoch nicht nur schmackhafte wie sonnige Aussichten zu bieten hat.
Brie, deren Seele übrigens auch ohne feste Hülle recht menschlich wirkt, ist indes ein Mädchen, das in bestimmten Momenten ihrem Alter entsprechend handelt und in anderen Belangen wieder reifer/erwachsener wirkt. Speziell, wenn es um Herzensbrecher Jacob geht, mutiert sie mitunter zu einem kleinen Racheengel, der Recht & Unrecht nicht recht zu unterscheiden vermag. Man könnte sagen, sie kehrt zuweilen ihre fiese Ader heraus und das machte sie mir wiederum sympathisch und die Story glaubhaft. Denn alles andere wäre wohl weniger authentisch, wenn man buchstäblich an einem gebrochenen Herzen stirbt, unfein abserviert wurde und einen treulosen Verdacht hegt - wobei die "Sünden"-Kartei in Brie´s früherem Umfeld schon typische Merkmale ausweist. Dennoch zeigt Rothenberg geschickt auf, dass nicht immer alles auf den ersten Blick sein muss, wie es wahrhaftig zu sein scheint und voreilige Schlüsse nach hinten losgehen können. Doppel-Autsch!
Was dann Aubrie´s lässigen wie himmlischen Tom Cruise Verschnitt (nach "Top Gun"-Art) Patrick betrifft, der gemeinsam mit ihr die Zeit im Jenseits totschlägt und für (fast) jeden Schabernack zu haben ist, war ich zuweilen skeptisch. Die Infos über ihn und seine Vergangenheit sind anfangs recht knapp, doch das hat schon seine Gründe und die können sich lesen lassen, wenngleich am Ende schon ein kleiner Kitschfaktor dadurch entsteht, der aber irgendwie unverkitscht rüber kommt. Für mich hat´s gepasst! Dafür sorgen Patrick & Brie einfach für allerhand köstliche Dialoge, aber auch tiefsinnige/süße Augenblicke und ja, der Spitzname Brie kann durchaus für neckende Kommentare sorgen, die sehr amüsant sein können. In dieser Angelegenheit steht Jess Rothenberg schon ein vielfältiges Vokabular zur Verfügung. Ganz nach meinem Humor!
Mein Highlight: Aubrie steht auf die Hits der 80er Jahre und somit hat dieser (Jugend-)Roman auch musikalisch einiges zu bieten. Das macht sich anhand von Songausschnitten am jeweiligen Kapitelanfang sowie im Roman selbst bemerkbar. Ich sage nur: Take my breath Away oder Eternal Flame. Kleine Kritik: es gibt da einen Moment, in dem mir Aubrie´s Umdenken ein wenig zu übereilt erschien und der Plot ist an einigen Stellen schon vorhersehbar. Schmälern konnten diese Punkte mein unterhaltsames, amüsantes wie manchmal tränenverdrückendes Leseerlebnis aber keinesfalls. Somit kann ich Lauren Oliver´s Zitat auf dem hinteren Buchdeckel ("einfallsreich, mitreißend, witzig und - JA - herzzerreißend. Dieses Buch muss man einfach lieben") nur beipflichten. Denn unperfekt ist doch, seien wir mal ehrlich, in manchen Fällen einfach perfekt!
Kurz gesagt:
Hier ist der Buchtitel wahrlich passend gewählt und bietet auch inhaltlich ein vielfältiges Programm! Gespickt mit kreativen Ideen, spritzigen Dialogen & einer Hauptprotagonistin, die in ihrer Rolle als selbsternannter Racheengel nicht immer die richtigen Entscheidungen triff, erzählt Jess Rothenberg eine bittersüße wie leicht romantisch angehauchte Phantastik-Dramödie, die einfach wunderbar unterhält und gleichzeitig zu Tränen rührt - herzerwärmend, witzig & wahrhaftig nachdenklich stimmend. Jess Rothenbergs (für mich) perfekt unperfekter Debütroman hat mir ganz sicher nicht das Herz gebrochen!