Titel: Weisser Fluch Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der fast volljährige Cassel Sharpe gilt im Internat als düsterer Sonderling. Tatsächlich hütet er ein dunkles Geheimnis. Seine Familie brachte seit Generationen Fluchmagier hervor. Einer von Tausend Menschen verfügt über Sonderfähigkeiten, aber Cassel Sharpe scheint als Einziger seiner Familie nicht mit einer Gabe gesegnet zu sein. Dennoch kam es vor ein paar Jahren zu einem schlimmen Vorfall als Cassel offensichtlich ein Mädchen tötete. Seine Familie verwischte die Spuren, doch Cassels Schuld konnten sie nie tilgen und damit muss er leben. Doch ist das, was Cassel zu verstehen glaubt, wirklich die volle Wahrheit? In einer Familie voller begabter Menschen kann man sich da nicht ganz sicher sein.
Zu Beginn gibt Autorin Holly Black nur wenig Informationen preis, ja sie geizt förmlich damit und erzeugt damit eine ungeheure Spannung, die erst ab der Mitte nachlässt. Mehr aber noch spielt sie mit der Erwartungshaltung der Leser und überrascht diese mehrfach mit Wendungen, die dieser nicht erwartet. Überraschungen sind in Romanen immer eine gute Sache, weil dies bedeutet, dass der Autor sich nicht auf die gängigen Klischees stürzt, sondern eine eigene Geschichte verfasst. Nichts ist schlimmer als ein Roman, dessen Ende man nach den ersten zwanzig Seiten bereits vorher sagen kann. Bei Weißer Fluch ist lange unklar wohin die Reise gehen wird und es ist auch vollkommen ungewiss, wie die Trilogie fortgeführt wird. Für so etwas bin ich heutzutage sehr dankbar, denn man bekommt so viel Mittelmäßigkeit geboten, dass man sich einfach freuen muss, wenn man einen Handwerklich gelungen Roman in den Händen hält.
Doch auch die Welt in der Cassel Sharpe lebt ist gelungen beschrieben. Er lebt in einer Parallelwelt in der in den 1930er Jahren die Magie verboten wird und ähnlich wie in den USA währen der Alkohol Prohibition übernahmen Mafiastrukturen das Geschäft und alles was der Staat erreichte war, dass die Wirkung von Magie nun illegal gewirkt wird und sich jeglicher Kontrolle entzieht. Die sechs Gangsterfamilien konnten so über die Jahrzehnte unglaubliche Macht und ein gewaltiges Vermögen anhäufen. Vor diesem Szenario spielt also diese Geschichte und dieses interessante Konzept ist nicht nur für die angepeilte, jugendliche Leserschaft geeignet, sondern auch für erwachsene Leser, die hier und da mal gerne ein Jugendbuch lesen. Alles in allen ein mehr als gelungener Auftakt einer neuen Trilogie.
8 von 10 Punkten.