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Titel: Ein Weihnachtsgeschenk für Walter
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt eine in einem Buch vertiefte Ratte – eine waschechte Lesratte sozusagen. Im Hintergrund kann man ein Fenster erkennen, durch das man Unmengen von Schneeflocken erkennen kann, während sich vor dem Fenster nicht nur die Leseratte, sondern auch zwei weitere Bücher befinden. Damit passt das Cover nicht nur zum Buch, sondern hat mich (als Leseratte) auch gleich angesprochen.
Walter ist eine gemeine Ratte, auch wenn er die Bezeichung norwegische Ratter oder die lateinische Bezeichnung bevorzugt. Gemein ist er definitiv nicht und mit seiner Fähigkeit zu lesen ist er sogar etwas besonderes. Walter lebt schon eine Weile bei Miss Pomeroy, eine älteren Schriftstellerin für Kinderbücher. Als er in ihrem immens großen Bücherzimmer auf ihre eigenen Werke stößt, ist Walter jedoch ziemlich enttäuscht: Miss Pomeroy schreibt einzig und allein über Mäuse. Walter beschließt, sich bemerkbar zu machen – und eh er sich versieht, entwickelt sich ein reger Schriftwechsel zwischen Ratte und Schriftstellerin.
Schon der Titel des Buches deutet an, worauf die Geschichte hinausläuft. Das tut selbiger jedoch keinen Abbruch. Denn bevor es zu Walters Weihnachtsgeschenk kommt, lernt der Leser die belesene Ratte erst einmal kennen. Ein Kennenlernen, das sich über das Leben einer Ratte an sich bis über Walters Lektüren hinaus erstreckt und den kleinen Ratterich äußerst sympathisch macht – und den einen oder anderen Leser die eigene Haltung Ratten gegenüber fast schon überdenken lässt.
Die Enttäuschung ob Walters Entdeckung von Miss Pomeroys Werken verspürt der Leser fast selbst, kann aber bald darauf ebenso wie Walter den regen Schriftverkehr zwischen ihm und Miss Pomeroy genießen. Anfangs noch recht gestelzt, kann man mit jeden Brief förmlich spüren, wie sich die zwei näher kommen, während man selbst Walter mit jedem seiner Gedankengänge lieber gewinnt und sich an seinem Vorbeihuschen in Wort und Bild (schließlich ist es ein illustriertes Kinderbuch) erfreuen kann.
An Weihnachten bekommt dann nicht nur Walter ein Weihnachtsgeschenk – seines ist mindestens so gut wie das von Miss Pomoroy. Der Höhepunkt der Geschichte ist allerdings nicht das titelgebende Geschenk, sondern der Weihnachtstag an sich – und genau so sollte es doch eigentlich sein.
“Ein Weihnachtsgeschenk für Walter” ist eine herzerwärmende Weihnachtsgeschichte über eine alte, menschenscheue Dame und einer oft missverstandenen Ratte. Eine Geschichte über Einsamkeit, Freundschaft und dem eigentlichen Sinn von Weihnachten. Es ist eine Geschichte zum Vor- oder Selberlesen, egal ob nun Leseanfänger, Vorleser oder junger Lauscher. Mir hat sie ausgenommen gut gefallen und wer ein wenig Weihnachtskitsch und Rührseligkeit nicht abgeneigt ist, kann die Geschichte sicher ebenso genießen wie ich.