Reihe: Watersong, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches zeigt ein tauchendes Mädchen erkennen, vermutlich die weibliche Hauptperson, Gemma. Oberhalb des Meeresspiegels zieht das Licht eines Leuchtturms seine Bahnen. In Kombination mit der, eine Wasseroberfläche imitierenden Beschichtung, macht das Cover damit schon einiges her. Wenn man den Schutzumschlag des Buches abnimmt, erwartet den Leser sogar noch mehr: Die Rückseite des Schutzumschlages hat nämlich fast schon Posterqualität. Sie zeigt das auf dem Cover abgebildete Mädchen, das nun nicht mehr allein unter der Wasseroberfläche schwimmt. Mit ausgestreckten Armen nähert sie sich einem jungen Mann. Eine Darstellung, die eigentlich viel zu schade für das Innenleben eines Schutzumschlags ist, aber auch eine wirklich gelungene Überraschung.
Gemma ist Schwimmerin mit Leib und Seele. Neben dem täglichen Schwimmtraining – sie strebt nach Olympia – verbringt sie auch ihre Abende im Wasser: In einer abgelegenen Bucht im nahegelegenen Meer. Dass ihre Liebe zum Meer ihr jedoch zum Verhängnis werden könnte, daran hätte sie nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen gedacht.
Mit dem Prolog bekommt der Leser einen ersten Einblick in die düstere Seite der Geschichte. Eine Düsternis, die an Gemmas Seite jedoch schnell wieder vergessen wird. Ihr nächtlicher Schwimmausflug an der Seite des sympathischen Nachbarsjungen Alex bringen den Leser schnell auf andere Gedanken – auch wenn die Düsternis im Hintergrund wartet. Gemmas ältere Schwester Harper macht sich nicht ohne Grund Sorgen, schließlich sind schon mehrere Jugendliche im Meer verschwunden. Im Gegensatz zu den Protagonisten weiß man als Leser schon nach dem Prolog, was – beziehungsweise wer – hinter diesen Geschehnissen steckt. Der Bann der Sirenen verschließt den Protagonisten jedoch die Augen, auch wenn sich einige durchaus Gedanken machen und zumindest ein unbewusstes Gefühl von Bedrohung fühlen.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt allerdings nicht auf den Sirenen, sondern auf Gemma und Alex sowie Harper und Daniel. Erstere kommen sich ziemlich schnell näher, während die verantwortungsvolle Harper Daniel auf Distanz hält – die unkonventionellen und für den Leser sehr humorvollen Begegnungen bringen aber auch diese beiden näher zusammen. Der Fokus der Geschichte liegt damit größtenteils auf die Entwicklung der Beziehung zwischen den zwei Paaren. Wären nicht die Sirenen, könnte man fast von einer jugendlichen Liebesgeschichte sprechen, die dank der sympathischen Figuren durchaus auch etwas für sich hätte.
Der engere Kontakt zwischen Gemma und den Sirenen entsteht erst in der zweiten Hälfte des Buches, dafür allerdings ziemlich plötzlich. Mich hat der geringe Widerstand, der den Sirenen entgegengesetzt wird, ziemlich überrascht. Die Folgen des engen Kontakts sind absehbar, wenn auch die Protagonisten erst langsam darauf kommen. Und mit der vollständigen (für den Leser nicht sonderlich überraschenden) Aufklärung ist das Buch auch schon zu Ende. Die Geschichte ist es allerdings noch lange nicht: Mit dem Ende des Buches hat man als Leser zwar einen guten Überblick über die Hintergründe und hat die Protagonisten kennen (und mögen) gelernt, von den übrigen Figuren weiß man dagegen noch lange nicht, welche Rolle sie nun spielen. Und auch Daniel weiß sicherlich mehr von den Sirenen, als er zugibt – und weit mehr, als Amanda Hocking den Leser in “Watersong – Sternenlied” erzählt.
In Kombination mit dem leichten und flüssigen Schreibstil, der relativ großen Schrift und der vergleichsweise geringen Seitenzahl ist das Buch quasi schon kurz nach dem Lesebeginn zu Ende; “Watersong – Sternenlied” ist damit wirklich nicht mehr als der Auftakt oder die Einleitung einer Geschichte. Eine Geschichte mit Potential und eine Einleitung, die es versteht, den Leser neugierig zu machen. Mich hat das Buch allerdings auch etwas frustriert zurückgelassen, denn viel passiert ist in “Watersong – Sternenlied” nicht.
Mir persönlich würde ein Sammelband des Quartetts (dessen Seitenzahl mit kleinerer Schrift vermutlich auch noch im Rahmen bliebe) sicherlich eher zusagen. Nichtsdestotrotz haben mir die Figuren, das Setting und die Idee der Geschichte gut gefallen, ebenso wie Amanda Hockings Schreibstil – mir ist die Geschichte bloß viel zu kurz geraten.