Titel: WASP Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der junge Nachwuchsjournalist Wayne bekommt von seinem Chef Pohlmann einen nicht alltäglichen Auftrag. Er soll von einem Hubschrauber aus einen Kornkreis in einem Maisfeld ablichten und einen kleinen Beitrag in der hiesigen Inselzeitung schreiben. Jedoch stürzt der hochmoderne Hubschrauber fast ab - just genau zu dem Moment, als er den Kornkreis überfliegt. Hierauf wird er mit dem Besitzer des Feldes, dem Bauern Ehrlicher, konfrontiert und im weiteren Verlauf mit der jungen Tochter des Piloten Gassner namens Patricia. Diese gehört einer weltumspannenden Umweltschutzorganisation namens WASP an, die versucht, den Raubbau an unserer Erde publik zu machen und aufzuhalten. Patricia ist begeistert von dem Kornkreis und vermutet hier sogleich das Werk übersinnlicher oder außerirdischer Kräfte. Dies kann Wayne nur bestätigen, denn als er den Kreis betritt, findet er sich urplötzlich an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit wieder und muss sich mit verfolgenden und sicherlich fleischfressenden Dinosauriern auseinandersetzen. Ohne zu wissen wie, gelangt er wieder in die hiesige Realität, nur um festzustellen, dass riesige Bienenschwärme sich über dem Kornkreis sammeln und alles angreifen, was ihnen in den Weg kommt.
Zusammen mit Patricia kommt Wayne langsam einer Verschwörung der Firma World Industries auf die Spur, welche eine Ölplattform vor der Insel betreibt und auf der wohl nicht nur das schwarze Gold gefördert wird. Ebenso steckt hinter anfangs harmlos erscheinenden Protagonisten mehr, als man denken mag, und die Verwicklung mancher mit World Industries kann man machmal nur erahnen als tatsächlich wissen.
Der Handlungsstrang um die Bohrinsel ist jedoch nur der eine Aspekt, der in dem voluminösen Buch behandetl wird. Auf der anderen Seite steht eine immer bedrohlicher werdende Anzahl von Katastrophen im Vordergrund, die gegen Ende des Romans recht deutlich als Ende der Menschheit tituliert wird. Die Insektenwelt der Insel - seien es Bienen, Wespen oder Ameisen - beginnen, sich gegen den Homo sapiens aufzulehnen und ihn von der Erdoberfläche verschwinden zu lassen.
Wolfgang Hohlbein legt hier ein ziegelsteindickes lustiges Potpourri aus verschiedensten Genres vor. Im Vordergrund steht das in den letzten Jahren bekannt gewordene Bienensterben und dessen Auswirkungen. Hohlbein versucht hier eine mehr oder minder plausible Erklärung zu liefern und schickt Ameisen und Wespen sogleich auf denselben Kreuzzug. Neben Frank Schätzings "Der Schwarm" findet man hier Einflüsse von Däniken und populären Katastrophenszenarien, wie beispielsweise dem Ausbruch des Supervulkans unter dem Yellowstone Park. Dass alles manchmal nicht ganz zusammenpasst, liegt vielleicht in der Natur der Sache, denn Wolfgang Hohlbein hat hier schon recht viele Zutaten benutzt. Die Art der Handlung und insbesondere die wachsende Beziehung zwischen Wayne und Patricia lassen einen Jugendroman erkennen; hier kann höchstens die hohe Seitenzahl abschrecken. Erstaunlicherweise gelingt es Hohlbein über das ganze Buch hinweg, einen relativen Spannungsbogen zu halten, wenn man mal von den immer wieder auftretenden und mehrere Dutzend Seiten füllenden Erklärungen verschiedener Gefühls- und Beziehungszustände absieht. Leider werden die einzelnen Handlungsstränge nicht immer zu einem Ende geführt bzw. irgendwie im Laufe der Fülle der Dialoge "vergessen". So hat man zwar am Ende des Buches fast 1000 Seiten hinter sich, jedoch immer noch nicht alle Fragen, die während des Schmökerns aufgetreten sind, lösen können. Das verursacht eine Art großes Fragezeichen über dem Kopf, das Hohlbein leider nicht auflösen kann.
Am Ende bleibt ein dickes Buch, das Jugendliche sicher unterhalten kann, jedoch nicht der große Wurf ist, für den ihn manch andere halten mögen. Hohlbein-Fans sind hier vielleicht etwas kritikfreier, ich jedoch musste mich schon immer wieder konzentrieren, um das Interesse auf die aktuelle Handlung zu richten und nicht einfach weiterzublättern.
WASP - die Rezension von Anke Brandt