Reihe: Star Trek: Enterprise , Band 11 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die letzte Folge der bislang letzten Star Trek-TV Serie "Enterprise" traf nicht unbedingt die Wunschvorstellungen der Zuschauer. Neben dem nicht ganz nachvollziehbaren Einsatz der TNG-Crew in dieser Episode "Rahmenhandlung" versuchte man, gleich mehrere Fliegen mit einer Klatsche zu treffe -allerdings befanden sich die Insekten an den verschiedensten Ecken im Raum. Die Gründung der Allianz der Planeten hatte so wenig Raum, das man von dem wohl wichtigsten Ereignis auf dem Wege zur Föderation der Planeten, kaum etwas mitbekam. Stattdessen erfüllte Captain Archer dem Andorianer Shran einige persönliche Gefallen und riskierte dabei Leib und Leben seiner Besatzung. Zudem starb, nicht ganz nachvollziehbar, einer der beliebteren Charaktere in der Serie, der Chefingenieur Trip Tucker. Und am Ende - Holodeck aus, Ende. Keine Erklärung. Ist halt so.
Einige Jahre später, es griff der allgemeine Relauch in den Star Trek Buchreihen um sich, grübelte man, was um Himmels Willen aus "Enterprise" werden soll. Die Idee, die daraus geboren wurde, ist sehr gewagt, hat aber durchaus seine sympatischen Züge. Trip Tucker wurde von Sektion 31 angeworben, einer Untergruppe des Sternenflotten-Geheimdienstes, vom der wohl nicht einmal die obersten Führungsränge etwas wusste. Und für diese sollte Trip einen Auftrag erledigen, der seine Vorstellungskraft sprengen und sein künftiges Leben vollends verändern würde. Denn ein neuer Feind taucht am Horizont auf und bedroht die noch blutjunge Koalition der Planeten: Die Romulaner. Die Expansionsgelüste des Praetors werden von der Existenz einer neuen politischen Einheit auf dem Spielbrett der Macht in der Galaxis nur gestört, weswegen er diese gerne vom Spieltisch gefegt haben möchte. Die Romulaner stehen kurz davor, das erste Warp 7-Raumschiff zu entwickeln, ein Umstand, der sie der vereinten Macht von vier Planetensystemen weit überlegen macht. Dies muss unbedingt verhindert werden. Ab besten, so die Meinung der Sektion 31, ist hierfür Trip geeignet, der - ungebunden und ledig - am besten über experimentelle Warpantriebe bescheid weiss. Aus diesem Grund wird Tuckers Tod vorgetäuscht, unbemerkt verlässt er die Enterprise. Zusammen mit einem weiteren Geheimagenten reist er bis insZentrum des Romulanischen Reiches und lernt die Bedrohung kennen, die der Koalition der Planeten droht. Und nicht nur die Entwicklung eines Warp 7-Antriebes beunruhigt Tucker. Weit mehr erschrecken ihn Pläne über einen in kürze stattfindenden Angriff auf eines der Gründungsmitglieder der Koalition, mit dem Ziel, die Dilithium-Vorkommen des entsprechenden Planeten komplett zu zerstören. Die Koalition wäre damit fundamental geschwächt.
Kann Trip auf seiner Spionagemission die Angriffspläne der Romulaner durchkreuzen und wie kann ihm die Besatzung der Enterprise beistehen, ohne das Archer das weitere Überleben seines besten Freundes an seine Kameraden verrät?
Ein Wagnis, auf alle Fälle. Man muss schon ziemlich sein Gesicht verziehen, um den Beginn des Romanes, die Neuinterpretierung der letzten Folge der TV-Serie zu interpretieren. Das Argument, Riker hätte sich ja nur eine Aufzeichnung in einem Holodeck angesehen, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen muss, wird durch eine kleine, nette Rahmenhandlung unterstrichen, in der der Journalist Jake Sisko sich zusammen mit seinem Freund Nog die wahren Aufzeichnungen der damaligen Ereignisse ansieht und sie in einem Konflikt mit dem bisherigen Wissen stellt.
Wenn man aber das ganze schluckt und als gegeben akzeptiert, taucht man ein, in einen spannenden und abenteuerlichen Spionage-Roman, der alles enthält, was man sich von einem solchen wünscht. Das dieser zudem noch das exotische und immer interessante Ambiente des Romulanischen Imperiums mit sich bringt, macht die Sache noch reizvoller. Natürlich mussArcher mehrere Male über den logischen Schatten springen, um die eine oder andere gar so offensichtliche Unterstützungsaktion für einen unbekannten Helfer der Sternenflotte zu organisieren. Aber das verzeiht man doch recht schnell, da der Roman unterm Strich überzeugen kann. Was mir gefällt, ist der oben geschilderte Handlungsabschnitt um den Spion Tucker, die hier überzeugende Verquickung von Shrans persönlichen Problemen mit den Kriegsvorbereitungen der Romulaner und die politischen Probleme, die der Gründung der Koalition vorangehen. Zudem schafft es das Autorenduo Mangels und Martin diesmal im Gegensatz zum vorherigen Band, die Charakterbeschreibungen mehr lebendiger zu gestalten. Zwar wirkt Archer recht eindimensional, jedoch T´Pols emotionale Probleme nach den Verlusten ihrer Mutter, ihrer Tochter mit Trip Tucker und dann ihn selbst - das ist wirklich schön geschildert und mitrührend.
Nach dem eher bescheidenen Auftakt der Enterprise-Reihe nun eine sehr scharfe Kehrtwendung in der Geschichte. Ein spannender und mitreissender Roman, der sehr viel Lust auf mehr macht. Wer bisher Skepsis gegenüber der Enterprise-Reihe hatte, kann hier absolut zugreifen, ohne entäuscht zu werden!