Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Nach 248 Jahren hat Nasir Deepra so ziemlich alles erlebt. Um seinem Leben neue Würze zu verleihen, unternimmt er mit Freunden sogenannte war surfs. Sie nennen ihr Team Agonists, und ihre Trips zu verschiedenen Kriegsschauplätzen dokumentieren sie und senden das Erlebte ins Netzwerk. Die lebensmüden Alten haben eine gewaltige Popularität erreicht, doch dann beginnen die Dinge schief zu laufen. Deepra lernt die Physiotherapeutin Sheeba kennen, und die blutjunge Frau schlängt ihn in ihren Bann. Er verliebt sich in sie und bringt sie - gegen einen gewissen Widerstand - ins Team der Agonisten. Doch der nächste War Surf geht schief und Nasirs Gruppe wird zum Gespött der Szene. Um ihren Ruf als bestes War Surf Team wieder herzustellen, beschließt das Team, zum Meteoriten Heaven zu gehen. Dort herrscht ein unsinniger Krieg zwischen einer mächtigen Gesellschaft und den dort ansässigen Lohnsklaven, die mit ihrer Revolution um Freiheit kämpfen. Heaven gilt als einer der gefährlichsten Orte des Sonnensystems. Doch was keiner der Agonisten ahnt: Nasir Deepra und Heaven haben ein Stück gemeinsame Vergangenheit.
Dieses Szenario liest sich durchaus interessant, und die Autorin hätte wohl einiges daraus machen können. Hat sie aber nicht. Größte Schwachstelle des Romans ist der Protagonist Nasir Deepra, der sich nur ganz selten auch nur annähernd wie jemand verhält, der 248 Jahre alt ist. In Gegenwart von Sheeba verhält er sich wie ein liebestoller Teenager und sägt an des Lesers Nervensträngen. Ansonsten ist er eine absolut uninteressante Figur, die in fast 250 Lebensjahren das Kunststück vollbrachte, keine Lebenserfahrung zu sammeln. Ein Figur mit 200 Jahren, darunter stelle ich mir jemanden wie Louis Wu aus Larry Nivens Ringweltzyklus vor. Oder einen Uralten Hari Seldon, wie Isaac Asimov ihn beschrieb. Oder wie die Vulkanier Sarek und Spock. Oder vielleicht sogar eine Figur wie Doctor Who. Mag sein, dass es sich negativ auswirkt, wenn man sich vor dem Genuss dieses Buches vier Staffeln von Doctor Who reingezogen hat, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein 250-jähriger Mann einer Frau nachläuft wie ein liebestoller Lustsklave. Lächerlich. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so jemand in Krisen sofort panisch wird und die Kontrolle über sich verliert. So nicht, Frau Buckner.
Aber auch der Rest ist eher mager. Über weite Strecken wirkt das Plot unrealistisch und verworren. Eine klare Linie fehlt völlig, und noch nicht einmal ansatzweise werden die Möglichkeiten des Settings genutzt. Der ganze Roman ist vom Anfang bis zum Ende hin eine einzige Enttäuschung. Bislang ist der Roman noch nicht übersetzt worden, und ich hoffe doch, dass die deutschen Verlage davon Abstand nehmen.
Intessant finde ich, dass dieser Roman den Philip K. Dick Award gewonnen hat. Dies zeigt mal wieder, wie unterschiedlich Geschmäcker sein können, und auch wenn mir der Roman überhaupt nicht gefallen hat, gibt es doch Leute, die dies komplett anders sehen.
4 von 10 Punkten.