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Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (2010) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Weltraumdetektiv Walpar Tonnraffir macht gerade eine Lebenskrise durch. Seine einstmals erfolgreiche Dokusoap, in der er vor laufender Kamera ermittelte, wurde abgesetzt, und obendrein hat er noch seinen vollkommen übermütigen, multimedial abhängigen Neffen Kerbil an der Backe. Dann taucht plötzlich ein gewaltiges Objekt im Orbit der Erde auf, und schon bald wird dieses als Zeigefinger Gottes Identifiziert. Die Frage nach dem restlichen Verbleib Gottes wird von den Medien natürlich sofort gestellt und auch Walpars Neugier ist geweckt. Doch ganz so einfach stellt sich das für den Detektiv nicht dar, denn seine Ex-Schwiegermutter taucht auf und beklagt das spurlose Verschwinden von Walpars Ex-Mann (!). Während eine alleinerziehende Auftragskillerin versucht, den Helden um die Ecke zu bringen, führt die Spur den Detektiv zunächst auf den Finger selbst, wo er auf die Jüngerschaft der Ankunft trifft, eine neue Religion, die einen alten Bahnfahrplan als ihr heiliges Buch auserkoren hat.
Man sieht schon, das ist kein ernsthaftes Science-Fiction-Buch, sondern ein sehr humorvolles. Tatsächlich ist dies das erste Werk, das ich lese, das den Humorkapriolen eines Douglas Adams nahe kommt. Die Ideen von Uwe Post sind genauso absurd und hintergründig verdreht und dennoch blitzt zwischen all dem Klamauk immer wieder eine philosophische Hintergründigkeit auf, ganz genauso wie eben bei Douglas Adams. Besonders Ideen wie die Jünger der Ankunft, aber auch die ständigen Anspielungen auf die Popkultur (zu Beginn stahl Walpar eine unglaublich wertvolle Erstausgabe der DVD-Edition von Captain Future zurück) oder die aberwitzigen Entwicklungen der Weltgeschichte machen den Roman zu einem herausragenden Lesevergnügen. Wirklich beachtlich aber ist, dass zwischen all dem Chaos der rote Faden erkennbar bleibt (das ist Douglas Adams in seinen späteren Romanen oft nicht mehr gelungen) und dass alles in einem stimmigen, runden Ende seinen Abschluss findet. Im Gegensatz zum Vorgängerroman Symbiose (der allerdings nichts mit Walpar Tonnraffir zu tun hat) ist der Roman runder und klarer geworden. Und als wäre dieses schriftstellerische Projekt noch nicht schwierig genug gewesen, entschloss sich Autor Uwe Post sogar noch dazu, die Geschichte im Präsens zu erzählen. Das ist ungewohnt und es sei jedem Leser selbst überlassen zu entscheiden, ob er das mag oder nicht.
Fazit: „Walpar Tonnraffir und der Zeigefinder Gottes“ ist ein durch und durch gelungener, humorvoller SF-Roman, der sogar den Vergleich mit den Werken Douglas Adams’ nicht zu scheuen braucht. Ganz ohne Zweifel hat dieser Roman durchaus große Chancen, einen Preis für den besten SF-Roman des Jahres zu gewinnen. Uwe Post hätte das verdient.
10 von 10 Punkten.
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