Titel: Blutherz Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Manchmal bekommt man Bücher zu lesen, die noch gar nicht zur Veröffentlichung vorgesehen sind. Dann hat man das Buch gelesen und möchte es den anderen Lesern vorstellen, kann es aber nicht, weil man an gewisse Sperrfristen gebunden ist. Um so erfreuter bin ich, einen Vampirroman vorstellen zu können, der sich schon dadurch auszeichnet, von einem österreichischen Autor zu stammen. Allerdings schafft auch er es nicht, seinen Roman in Deutschland oder Österreich spielen zu lassen.
Samantha Halbrook stammt aus dem Ort Lower Liargo und zieht zu ihrer Tante nach London. Tante Margret arbeitet im Chelsea and Westminster Hospital als leitende Stationsschwester. Sam, wie sie genannt wird, findet erst einmal eine Abstellkammer in diesem Hospital, bis man ihr in den Personalunterkünften ein Zimmer anbieten kann. Nur für kurze Zeit, versichert man ihr. Dafür ist die Unterkunft kostenlos und ihre Stelle als Lernschwester sicher.
Der Dienst ist hart und anstrengend, trotzdem entschließt Sam sich auszugehen. Ihr Ziel in London ist die Discothek Green Bosniac. Ein angesagter Club, der selbst in ihrem Heimatort bekannt ist. Während sie sich anstellt, wird sie von einem Fremden angesprochen. Er heißt Taddeusz Kóranyi, ist allein und nimmt sie mit in den Club. Trotz allem bleibt er sehr höflich und zurückhaltend. Ein jüngerer Mann hätte sie eher bedrängt und zu einem Techtelmechtel mit nach Hause genommen. Statt dessen geht sie selbst etwas zu stürmisch vor, küsst Teddie, der das nicht wollte, und versaut sich selbst damit den Abend.
Nach einiger Zeit erhält sie überraschend eine Einladung von Taddeusz Kóranyi in die familiäre Villa. Dort fühlt sie sich ziemlich überrumpelt, weil sie als Freundin von Teddie vorgestellt wird. Ihr geht die zwischenmenschliche Beziehung ziemlich schnell, doch auf der anderen Seite bleibt Teddie immer noch Gentleman und höflich distanziert. In der Villa lernt Sam den jüngeren Bruder Richard kennen. Dieser warnt Sam, doch die schlägt die Warnung mit voller Wucht in den Wind. So kommt es wie es kommen muss, eine Liebesnacht mit Folgen. Sam wird schwanger und das Kind in ihr entwickelt sich schneller als normal. Samantha macht sich deswegen Sorgen. Bis sie endlich erkennt: Sie ist die Mutter eines Vampirbabies. Dies soll jedoch nicht ihre einzige Sorge bleiben. Man plant, Sam nach der Geburt des Kindes entweder zu wandeln oder zu töten.
Taddeusz entwickelt zwar immer mehr Gefühle für Samantha, doch ist es Richard, der sich eindeutig auf ihre Seite stellt. Er stellt sich gegen den Vater und ist bereit, mit den Traditionen der Familie zu brechen. Dickie zeigt viel mehr Courage. Der Bruch mit der Familie ist komplett und die Suche nach einem Mittel beginnt, um Samantha und das Kind vor den Vampiren zu retten.
Der Schriftsteller Michael Wallner wurde durch den Roman APRIL IN PARIS bekannt und greift das zurzeit beliebte Vampirthema auf. Überzeugte das Buch zu Beginn durchaus mit einer etwas anderen Idee, etwa dem Buch ROSEMARY’S BABY von Ira Marvin Levin vergleichbar, so fand schnell ein Bruch statt, und ich bin mir nicht sicher, was daraus nun werden sollte. Ist es die typische Vampir-Liebhaber- Erzählung, ist es eine tragische Dreiecks-Liebesbeziehung, eine Frau zwischen zwei Brüdern, oder etwas anderes? Gar eine Komödie mit geheimnisvollen Sektierern, eine was auch immer? Möglicherweise war es aber auch nur die Agentin, die meinte, so nicht, sodass eine Wendung zu den publikumswirksamen Massenangeboten geschrieben werden musste.
Das Buch hielt mich zuerst gefangen, machte mich als erwachsenen Leser sehr neugierig auf das Geschehen. Danach flachte die Erzählung ab. Was blieb, ist ein Jugendroman, der nur wenig über dem Durchschnitt anzusiedeln ist. Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen: Bitte neu schreiben, mit einem Ende, das dem Anfang entspricht. Dann hätte der Roman noch mehr Erfolg, weil er sich aus der Masse herausheben würde.