Serie: Wolverine Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wolverine ist eine Comicfigur, die irgendwann in der Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts bei Marvel in Erscheinung trat. Wann genau und wo, kann ich nicht sagen und will ich auch gar nicht herausfinden. Wenn ich mich recht erinnere, war es ein Heft mit dem unglaublichen Hulk, aber ich kann mich auch irren. Ich bin kein Comic-Experte und überlasse genaue Angaben demjenigen, der sie suchen will. ich denke, im Internet wird es entsprechende Seiten geben. Nur bin ich an dieser Stelle zu faul zu suchen. Mir geht es allein um das Buch, das schon durch seine Qualität zu überzeugen weiss. Ein abwechselnd matter und glänzender Umschlag mit schwarz-grünem Titelbild scheint auf den ersten Blick recht geheimnisvoll. Man ist schon neugierig beim Reinblättern.
Genauso geheimnisvoll ist auch die Handlung mit der Vergangenheit Logans, wie Wolverine früher hieß.
Logan war früher Mitglied der kanadischen Special Forces. Aus dieser Einheit wurde er `entlassen’. Alkoholismus setzt ihm zu und die Erinnerungen an einen geplatzten Auftrag in Nord-Korea. Auf einer Stufe mit Kleinganoven und Obdachlosen fristet er sein Dasein. Auf der Flucht vor einer Mordanklage wird er von Wissenschaftlern in ein geheimes Laboratorium verschleppt. In den kanadischen Rocky Mountains wird er als menschliches Versuchskaninchen missbraucht. In einem mehrstufigen Wandlungsablauf wird das Skelett von Logan mit dem neuartigen Metall Adamantium überzogen und auf chemischem Weg das Muskelwachstum angeregt.
Doch wie der berühmte Zauberlehrling werden die Versuchsleiter die Geister, die sie riefen, nicht mehr los. Das Experiment endet in einem mutierten Menschen. Logan wird zu Wolverine, einer menschlichen Waffe. Als die wissenschaftlichen Eierköpfe versuchen, die totale Kontrolle über Logan zu erringen, unterläuft ihnen ein Fehler. Sie schaffen es nicht, seinen Willen zu beugen, geschweige denn zu brechen.
Aus Wolverine wird eine Art neuer Prometheus, wie ihn bereits Mary W. Shelley in ihrem Frankenstein propagierte. Die Zerrissenheit zwischen Mensch und Mutant machte aus Wolverine, ähnlich dem Hulk, eine äußerst beliebte Comicfigur. Auch der Begriff ADAMantium deutet auf einen Neuanfang hin. Aus Logan wird ein Mutant mit phänomenalen Selbstheilungskräften. Diese Kräfte sind es auch, die eine Willensbrechung durch die Wissenschaftler verhindern. Die Erkenntnis der Forscher kommt spät. Zu Spät. Wie Frankenstein oder Hulk wohnt in der Figur Wolverine etwas Neues. Die Wiedergeburt, ein Phönix aus der Asche, egal, wie man es nennen will. Es ist aus dunkler Vergangenheit etwas Neues entstanden, das wie ein Kind auf der Suche nach Recht und Ordnung und einem Platz in der Welt ist. Wenn man will, kann man es mit dem christlichen Mythos der Wiederauferstehung betrachten, ohne hier einen religiösen Touch zu finden.
Der Autor Marc Cerasini lässt verschiedene Handlungen nebeneinander laufen. Da ist zum einen der verpatzte Auftrag in der Vergangenheit in Nord-Korea und zum anderen die Seelenqual des jetzigen Wolverine. Die Leser, die den Comic nicht kennen, haben einen Vorteil, sie können vollkommen unbedarft an eine Person herangehen und ihr Leben miterleben und miterleiden. Wer Wolverine bereits kennt, wird sich an der facettenreichen Person erfreuen, sich vielleicht bei dem Vergangenheitsstrang etwas langweilen.
Wolverine ist ein Comic in Romanform, dessen Bilder in Worte gefasst manchmal drastischer wirken als jede Zeichnung. Der Autor geht mit seinen Schilderungen weiter, als man in einem Comic darzustellen gewillt ist. Die menschliche Phantasie ist ausgeprägter, als es ein Bild zu offenbaren vermag.
In jedem Fall ist der spannende Roman weiterzuempfehlen. Vielleicht auch in Hinsicht auf die erwähnte `Auferstehung’ und die dahinter liegende Sozialkritik. Und das, obwohl man gerade diese in einer Comic-Adaption am wenigsten erwartet.