Reihe: Star Wars - Wächter der Macht, Band 4 |
Nach den Vorfällen der letzten Wochen und Monate treten Staatschef Cal Omas und die Oberbefehlshaberin des Militärs, Cha Niathal, mit einer heiklen Bitte an Großmeister Luke Skywalker heran, Neo-Colonel Jacen Solo soll in den Rang eines Jedi-Meisters erhoben werden. Doch der Jedi-Orden unter Lukes Führung will sich nicht als politisches Instrument missbrauchen lassen, auch weil man sich seit der Gründung der Galaktischen Allianz immer mehr aus der Politik zurückzuziehen und auf die Ideale des alten Ordens zu besinnen versucht. Zudem ist Jacen aufgrund des engen Verhältnisses zu Ben ein gewisser Sorgenbringer für Luke und Mara, die jedoch noch nicht wissen, wie weit ihr Neffe bereits auf der dunklen Seite steht. Kritik an seinen Handlungen als Kommandeur der Garde der Galaktischen Allianz muss zunächst genügen.
Anderenorts drängt Lumiya ihren "Schüler" Jacen dazu, den nächsten Schritt auf dem Weg der Sith zu wagen, und obgleich ihrer Zweifel Ben Skywalker auf seine Qualitäten als Sith zu prüfen. Unter dem Deckmantel einer geheimen Operation soll der Jungoffizier nach Almania reisen, wo er das sagenunwobene Amulett von Kalaria bergen soll, ehe es Feinden der Allianz in die Hände fällt. Zugleich erhalten die Skywalkers Besuch von Jag Fel, der immer noch auf der Jagd nach Alema Rar ist. Sich der Bedrohung durch Alema bewusst, erklärt Luke Jags Kreuzzug kurzerhand zu einer Angelegenheit des Jedi-Ordens und stellt ihm Jaina und Zekk zur Seite. An Bord der Errant Venture findet sich schließlich eine Reihe alter Bekannter um Han Solo, Wedge Antilles und Lando Calrissian ein. Zusammen mit Booster Terrik beschließen die Solos, Horns, Wedge und Lando, wieder nach Corellia aufzubrechen, um Informationen zu sammeln und möglicherweise herauszufinden, wer die Drahtzieher hinter der Auslösung des Bürgerkriegs sind.
Da sich mit Commenor und Bothawui bereits zwei weitere Welten Corellias Widerstand gegen die Galaktische Allianz anzuschließen drohen, beschließt man seitens der Separatisten, nun offiziell eine Konföderation ins Leben zu rufen ...
Er liebt eine Politikerin, er will seine engere Familie um jeden Preis beschützen und ist dazu sogar bereit, den Weg der Sith zu beschreiten oder gar seine weitere (Jedi-)Familie zu opfern. - Nein, er ist nicht Anakin Skywalker, sondern sein Enkel. Spätestens mit der Gründung einer neuen "Konföderation" durch die vormals nur corellianischen Separatisten sind die Parallelen zwischen der Entwicklung Jacen Solos und seines Großvaters unübersehbar. Albträume werden wahr, wie für Leia, die schon kurz nach der Erkenntnis, dass Darth Vader ihr Vater war, und bis zur Hochzeit mit Han Solo die Befürchtung hegte, dass eines Tages ein dunkler Erbe aus ihrer Blutlinie hervortreten könnte. Doch so grandios Allston diesen Plot in "Intrigen" zu entwickeln begann, in "Exil" haben Karen Traviss und Troy Denning bereits zu viel mit ihren eigenen Handlungslinien herumgespielt, um einen geeigneten Anknüpfungspunkt übrig zu lassen. "Exil" hängt daher ein wenig in der Luft, einerseits weil die geeignete Vorarbeit und Einleitung durch die zwei anderen Autoren fehlt, andererseits weil erst jetzt wieder manche Entwicklungen aus "Intrigen" zum Tragen kommen, die in der Zwischenzeit ziemlich brachlagen, obwohl sie hätten weiterentwickelt werden sollen.
Jacen selbst, der als jemand mit seinem breiteren Verständnis der Macht den fähigsten Meistern des neuen Jedi-Ordens überlegen sein sollte, tappt wundersamerweise, ohne viel zu überlegen, in die Dunkelheit und beschwört beim Lesen das Déjà-vu einer Reinkarnation Darth Vaders. Anders als Vader braucht Jacen kein manipulatives Genie wie Palpatine, sondern scheint naiv genug, sich selbst durch eine drittklassige Möchtegern-Sith wie Lumiya verführen zu lassen. Das Problem, das hierbei zum Tragen kommt, ist der schon deutliche Mangel an einer ausreichenden Charakterzeichnung, die Allston in "Intrigen" noch gut umzusetzen vermochte, die dann jedoch von Traviss und Denning kaum aufgegriffen wurde. Das Ergebnis ist eine ziemlich eindimensionale Lumiya und ein Verführungs-Plot, dem es hinten und vorne an der notwendigen Tiefe und Glaubwürdigkeit fehlt. Umso peinlicher wirken deshalb auch die überdeutlichen Parallelen zu den Klonkriegen, wenn Jacen als Held der Republik bzw. Allianz in einen Krieg ziehen muss, der von einer Sith (deren Fähigkeiten zu derartiger Manipulation bisher stark varriierend von unfähig bis genial dargestellt wurden) einzig und allein zum Zweck inszeniert wurde, wieder einen Sith zum Herrscher über die Galaxis zu machen. Eine klare Schwäche der Reihe bisher und auch von Allstons "Exil" ist es, diese Entwicklungen endlich auf einen Punkt zu bringen und eine gleich bleibende Konsistenz zu geben. Anders gesagt, es ist seit Band 1 soviel passiert und niemand hat sich die Mühe gemacht, es übergreifend zu erklären.
Einen positiven Aspekt kann ich dem Klonkriegs-Déjà-vu jedoch abringen: Die Entwicklungen von damals werden in der Spiegelung der Wiederholung deutlicher. So formiert sich im Jedi-Orden eine Art Rebellion gegen den Aufstieg der dunklen Seite, den Krieg und die Politik Jacens, denn man ist durch Lukes Vision vor kommendem Unheil gewarnt. Noch weiß der Großmeister zwar nicht, dass Jacen sich zu einem Sith entwickelt, doch seine Zweifel und die Angst, er könnte seinen Sohn auf die schiefe Bahn geraten lassen, zwingen ihn, Jacens Absichten zu misstrauen. Ungeachtet dessen ist der neue Orden über ein Jahrzehnt nach dem Ende der Yuuzhan-Vong-Invasion und Jahre nach der Killik-Krise wieder ziemlich konservativ und seinem durch Vader zerschlagenen Vorgänger ähnlicher geworden. Aber auch diese Entwicklung wird trotz der Versprechen von "Intrigen" nicht weiter ausgebaut, genauso wie die Frage um die Bedeutung Anakin Skywalkers als Auserwählte, dessen Rolle nun gänzlich ad absurdum geführt wird.
Viel interessanter, als Klonkriegs-Analogien zu bemühen, wäre gewesen, wenn Jacen seinen eigenen Weg auf die dunkle Seite hätte finden müssen, gerade weil er ein derart erweitertes Verständnis der Macht erreicht hat, dass seine tölpelhaften Schritte in Richtung Dunkelheit so wirken, als würde er an Selbstverleugnung leiden oder schlichtweg nicht mehr ganz er selbst sein. Ähnlich unglaubwürdig wirken die Kriegsbemühungen von Separatisten und Allianz, denen es oft genug an Rechtfertigungen und Gründen fehlt, womit man sich wohl schon zu sehr in die Realität verirrt hat. "Wächter der Macht" hätte großes Potential gehabt, zu zeigen, wie eine durch den Yuuzhan-Vong-Krieg geeinte Galaxis, in der Lukes Jedi für kurze Zeit ein Bündnis mit ihren Konterparts der dunklen Seite eingingen und Imperiale Seite an Seite mit einstigen Rebellen, Hutts und Schmugglern kämpften, nach dem Sieg wieder zerbricht. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass man das Ruder nach diesem Band und damit der höchst wahrscheinlichen Transformation Jacen Solos zu einem dunklen Lord der Sith noch herumreißen oder zumindest anderweitig Spannung aufbauen kann.
Trotzdem, die Darstellung Ben Skywalkers ist wirklich gelungen und es ist erfreulich, den Sohn des ersten der neuen Jedi endlich in Aktion erleben zu dürfen. Wie schon in "Intrigen", dem bisher mit Abstand besten Band der Reihe, schafft es Allston, dem Konzept von "Wächter der Macht" Leben einzuhauchen und durch Ben endlich die neue Generation zum Zug kommen zu lassen. Er vereint die Einflüsse des erweiterten Universums und führt uns in ein weit entferntes Universum, welches nicht neu geschaffen wurde, sondern sich weiterentwickelt hat, und in dem nun der schon in "Erbe der Jedi-Ritter" und "Dunkles Nest" eingeführte Generationswechsel anstehen dürfte. Ebenso interessant ist die retrospektive Darstellung der Klonkriege und des Falls der alten Republik, die Allston nun deutlicher als in "Intrigen" wagt. Weniger weil dadurch die Gegenwart von "Wächter" interessanter wird (denn, im Gegenteil, das Déjà-vu hat einen negativen Beigeschmack), sondern weil die vergangene Ära von Anakin Skywalkers Fall dadurch in manchen Aspekten verständlicher erscheint. Und, nicht zu vergessen, unter Allstons Feder kehren einige der kultigen Helden vergangener X-Wing-Tage auf die Bühne zurück, typischer Allston-Humor inklusive.
Fazit:
leider keines der besten Bücher Aaron Allstons, doch immer noch einer der besseren Bände von "Wächter der Macht".