Reihe: Star Wars - Wächter der Macht, Band 2 |
Im zweiten Wächter-der-Macht-Band ist der Buchtitel Programm, denn Blutlinien beschäftigt sich mit dem Erbe großer Namen und dem Vermächtnis gewisser Dynastien, wie den Fetts oder den Skywalkers. Während Jacen Solo also immer mehr den Weg seines Großvaters einschlägt, um den Zweiten Galaktischen Bürgerkrieg niederzuschlagen, ehe er beginnt, führt die Suche nach seiner verlorenen Tochter den wohl bekanntesten Kopfgeldjäger der Galaxis nicht auf die Spur seiner einzigen Blutsverwandten, sondern auch die der letzten überlebenden Klonsoldaten.
Und all das beginnt, wie so oft, mit einer Hiobsbotschaft, diesmal für den amtierenden Mandalore, den längst 71-jährigen Boba Fett, der an einer unheilbaren Krankheit leidet, die sich womöglich nur durch das Wissen der Klonforscher Taun We und Ko Sai heilen lässt. Zugleich muss sich Boba damit auseinandersetzen, wer seine Nachfolge antreten soll, falls es ihm nicht gelingt, dem Tod ein weiteres Mal zu entrinnen, und so begibt er sich nach einem Besuch auf Kamino auf die Suche nach seiner Tochter, die er samt ihrer Mutter einst zurückgelassen hat.
Auf Coruscant versucht Jacen Solo unterdessen, Staatschef Cal Omas zu einem weiteren Militärschlag gegen Corellia zu bewegen. Doch obwohl sich Omas Jacens Plänen widersetzt, muss er bald feststellen, dass ihm das Schicksal längst die Entscheidung abgenommen hat, als eine Reihe von Anschlägen auf Coruscant die Gründung einer neuen Sicherheitstruppe erfordert, die zugleich unter Jacens Kommando gestellt wird. Zusammen mit seinem Lieutenant Ben Skywalker eröffnet Jacen eine rücksichtslose Jagd auf vermeintliche "corellianische Terroristen und Separatisten" ...
Hat einem schon der erste Teil von Wächter der Macht nicht zugesagt, sollte man auf den zweiten unbedingt verzichten. Sah es unter Aaron Allston noch so aus, als würde Jacen 'langsam' und damit glaubwürdiger auf den Weg in die Dunkelheit geraten, in Blutlinien wird er von Karen Traviss plötzlich gestoßen und entpuppt sich als faschistoider Anti-Terror-Kämpfer, eine Mischung aus Jack Bauer und Darth Vader, der allerdings nur sich selbst verpflichtet ist und keine Loyalitäten kennt.
Nun, ich gestehe, ich bin kein Fan von Karen Traviss' Stil mehr, seit sie mit True Colors begonnen hat, ihre Republic-Commando-Romane zu 'wilden Abenteuern des Skirata-Clans' zu machen. In Blutlinien setzt sie diese Umtriebe konsequent fort, auch wenn Skiratas Jungen nur eine Nebenrolle spielen und viel über die weitere Geschichte von Imperial Commando und dergleichen ziemlich offen bleibt. Doch mit Boba Fett und seiner nur teils kanonischen Familiengeschichte, die den wenigsten bekannt sein dürfte, hat sie alle Hände voll zu tun.
Und Blutlinien fehlt es selbst an der 'Tiefe' des Vorgängers von Aaron Allston, denn während sich die Autorin noch alle Mühe gibt, um die Feinheiten ihres Boba-Fett-Plots auszuarbeiten, ohne je wirklich packende Actionszenen aufkommen zu lassen oder für Spannung zu sorgen, verkommt der Plot um Jacen fast zur Nebenhandlung. Wie oder warum er in die Dunkelheit abzugleiten droht, bleibt weitgehend unklar, er tut es einfach. Lukes Zweifel an den Motiven seines Neffen und dessen Einfluss auf Ben scheinen nur nettes Beiwerk zu sein; dass sie von zentraler Bedeutung sind, fällt jedenfalls kaum auf. Überrascht wird man sogar feststellen, dass nicht nur Jacen spontan in den aktiven militärischen Dienst zurückgeholt wurde, sondern auch Jaina, die nun sogar die neue Kommandantin der Rogue Squadron ist. Und was ist mit Fädenzieherin Lumiya? Sie wird zum Schatten ihrer selbst, einer Ansammlung plumper Motive, welche aber auch nicht erkennen lassen, was sie sich von Jacens Bekehrung erwartet.
Fazit:
Trotz einer Rückkehr Boba Fetts und Jacens dunklem Wandel bleibt Blutlinien eindeutig hinter den Vorleistungen von Aaron Allstons erstem Band der Reihe zurück. Hauptsächlich ist dies der Fall, weil die meisten Nebenhandlungen dieses Bandes mit ihm vorerst auch beendet sein dürften (damit sie in Karen Traviss' nächsten Bänden wieder aufgegriffen und fortgesetzt werden), während das große Hauptthema der Reihe grob vernachlässigt wird. Wem diese Praxis nicht gefällt, der sollte wissen, dass Wächter der Macht bis zum neunten Band so eine Ansammlung von unterschiedlichen Geschichten mit verschiedenen Prioritäten in der Erzählung bleibt.