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Um es gleich einmal vorweg zu nehmen, Wächter der Macht 5 zählt für mich noch zu den besten Bänden dieser durchwachsenen Reihe, und gerade weil endlich mal etwas vorangebracht wird (wenn auch längst überfällig), vergebe ich 3,5 zu 4 aufgerundete Sterne.
--- Inhaltsangabe ---
Nach seiner letzten Mission für die GGA, die ihn bis auf die ehemalige Sith-Heimatwelt Ziost verschlagen hat, ist Ben mit einem antiken Trainingsschiff auf die Anakin Solo zurückgekehrt. Doch ohne dass es Ben erfährt, vertraut Jacen das Schiff Lumiya an, welche ihm seinen Plan, den Sohn Luke Skywalkers zum Sith auszubilden, immer noch auszureden versucht. Während sich Jacens Sith-Mentorin in ihr geheimes Versteck zurückzieht, um dort die mysteriöse nächste Phase ihres Plans einzuleiten, bemüht sich Jacen, unterstützt von Admiralin Cha Niathal, seinen politischen Einfluss auf die GA auszubauen und sich Notstandsvollmachten zu verschaffen.
Auf Mandalore sind Boba Fett und seine Enkelin Mirta Gev indessen kurz eingekehrt, um den Wiederaufbau der noch durch die Yuuzhan Vong zerstörten Heimat in die Wege zu leiten. Als amtierender Mandalore will Boba zumindest etwas in seinem Leben wiedergutmachen, denn sein Tod rückt immer näher, wenn er nicht bald einen Klon findet, der nicht nur die Klonkriege überlebt hat, sondern auch dem beschleunigten Alterungsprozess entgangen ist. Als er und Mirta ihre Suche doch fortführen, treffen sie tatsächlich auf einen überlebenden ARC-Klonkrieger, der anbietet ihnen zu helfen, allerdings nur für einen gewissen Preis.
Anderenorts hat Mara Skywalker endgültig den Beschluss gefasst, der Bedrohung durch Lumiya ein Ende zu setzen, die nicht nur ihren Mann und sie selbst, sondern auch ihren Sohn bedroht. Und nichts ist gefährlicher als der Zorn einer Mutter. Was sie noch nicht weiß ist, dass Ben auf Vorschlag Jacens eine Mission angenommen hat, die ihn selbst zu einem Attentäter wie der ehemaligen Hand des Imperators machen könnte, denn auf einem geheimen Treffen der Staatschefs von Galaktischer Allianz und Konföderation soll Ben den corellianischen Premierminister ermorden ...
--- Zum Inhalt ---
Endlich geht es wieder einmal etwas vorwärts mit Wächter der Macht. Nachdem sich in den letzten Bänden so etwas wie ein Ereignisstau aufgebaut hat, bei dem die Autoren sich darauf versteiften, in ihren jeweils eigenen Nischen (Mandalorianer, Hapaner und Co) herumzubasteln, passiert wieder etwas, das für die gesamte Reihe von Bedeutung ist und in Folge das Setting von Band 6 bestimmen wird, was ja in Wächter nicht immer ganz selbstverständlich ist; doch derart grobe Eingriffe in das EU zwingen regelrecht dazu, den Faden dort aufzugreifen, wo ihn der Vorgänger hat enden lassen. Weil es Karen Traviss ist, geht das aber nicht ohne "ihre" Mandalorianer. So nimmt der Plot um den sterbenden Boba Fett eine Menge Platz ein, den man auch besser hätte nutzen können, wobei dann allerdings andere Mängel mehr Gewicht erlangt hätten. Sie zu zwingen, ihre Republic-Commando-Erfahrung (und damit auch Erkenntnisse aus ihrer realen Berufserfahrung in Polizei- und Militärdienst) anstatt für das Kochen eines eigenen "fettigen" Mandalorianer-Süppchens lieber in den Aufbau der GGA und einer entsprechenden "realistischen" Beschreibung zu investieren, hat man sich allerdings nicht getraut. Wohl unter der Annahme, dass man im späten EU mehr für Mandalorianer-Fans tun sollte, wobei deren Subplot in absehbarer Zeit gerade durch manche der neuen Clone-Wars-Serie von George Lucas persönlich zugestandenen "künstlerischen Freiheiten" in Konflikt mit deren oft ganz eigener Kontinuität geraten dürfte.
Zugegeben, ein eigener Mandalorianer-Dreiteiler hätte es auch getan, man hätte nicht krampfhaft versuchen müssen, diesen Plot auch noch in Wächter der Macht einzubauen, aber es passte wohl zur Zielsetzung, mit dieser Reihe etwas zur "Harmonisierung" des EU beizutragen und von den alten Marvel Comics bis zu Episode III Bezüge herzustellen. So ist es nun der Null-ARC Jaing Skirata, der Republic Commando und damit einen für Mandalorianer- und Klonkrieger-Fans doch interessanten Aspekt miteinbringt, nämlich, was aus den zahlreichen Klonen geworden ist, die ihr mandalorianisches Erbe angenommen und die imperialen Reihen verlassen haben. Ein Spannung versprechender Ansatz mit Potential, der für meinen Geschmack dann doch wieder ins Hintertreffen geraten ist, genauso wie so manche "neue" Aspekte am Zweiten Galaktischen Bürgerkrieg derart vernachlässigt wurden, dass es schlicht auf eine Wiederauflage des Klonkriegs-Szenarios hinauslief. Das Problem mit Karen Traviss ist für mich in Opfer daher weniger als in Blutlinien ihre "Familiengeschichte", die nach wie vor zu viel Platz einnimmt, sondern etwas weit weniger objektiv zu kritisierendes, nämlich ihr Stil. Für mich wirken ihre Charaktere wieder einmal nicht überzeugend und zu distanziert. Um etwa Jacens, Bens oder auch Maras Gewissensbisse glaubwürdiger zu machen, ist Traviss nicht unbedingt die Richtige. Gelingt es ihr bei Mara, mehr aus ihrer schillernden Persönlichkeit rauszuholen, bei den anderen bleibt diese Leistung zuweilen mittelmäßig.
Für die nötige Spannung bei all dem Taktieren und Kalkulieren der Protagonisten, das den Band dominiert, sorgt vor allem das Ende. Jacen muss sich endlich entscheiden, welchen Weg er einschlagen will und was er bereit ist, für sein Ziel zu opfern. Dabei ist er als Kommandeur der Geheimpolizei und stellvertretender Staatschef in einer ähnlichen Position wie einst sein Großvater. Doch weit offensiver greift Jacen auch nach politischer Macht und hat seine Skrupel, Jedi zu töten, anscheinend längst verloren. Er ist dessen ungeachtet nicht der Einzige, der sich endgültig zu entscheiden hat, denn anders als ihr Mann Luke ist Mara nach fünf Bänden wohl als Erste zur Ansicht gelangt, dass es Zeit ist, etwas gegen die neue dunkle Bedrohung zu unternehmen. Sohn Ben hingegen sieht sich einer schweren Gewissensprüfung gegenüber, die auch bei ihm ein Umdenken zur Folge haben wird. Längst überfällig, dass sich auf Seiten der Jedi-Helden allmählich die Ansicht durchsetzt, dass man handeln statt rumsitzen sollte. Doch kein Jedi-Großmeister oder Kyp Durron, der sich durch Jacen an seine Vergangenheit mit Exar Kun erinnert fühlt, sondern die einstige Hand des Imperators trifft die längst überfällige Entscheidung, den Kampf gegen die Sith aufzunehmen.
--- Zum Buch ---
Als jemand, der Opfer noch als US-Hardcover Sacrifice gelesen und damit von der damaligen Euphorie des Darth-who-Contests (die Abstimmung über Jacens Sith-Namen) und den Spekulationen um das "Opfer" aus den Reihen der etablierten Charaktere geprägt wurde, ist da womöglich noch etwas nostalgische Erinnerung an diese Tage in meine Wertung eingeflossen. Wie im US-Taschenbuch findet man auch in Blanvalets Übersetzung zudem die Kurzgeschichte "Boba Fett: Ein Pragmatiker" (Boba Fett: A Practical Man) über die Geschichte der Mandalorianer während der Yuuzhan-Vong-Invasion. Also etwas, das einem die deutsche Ausgabe durchaus schmackhaft machen kann und irgendwie all jene straft, die sich in ungezügelter Erwartung schon die US-Originale kaufen.
Im Rückblick für mich definitiv einer der besten Bände von Wächter der Macht, weil, der Macht sei Dank, endlich etwas wirklich Bedeutendes passiert, das die oft in den eigenen Geschichten der Autoren verfahrene Rahmenhandlung wieder ein notwendiges Stück voranbringt. Das Helden-Opfer ist dazu ein notwendiges Übel, um wieder Bewegung reinzubringen. Selbst Luke wird sich nun eingestehen müssen, dass sein talentierter Neffe einen gefährlichen Weg eingeschlagen hat und die Jedi sich womöglich für die falsche Seite engagieren.
Lautete mein Fazit zu Sacrifice folgendermaßen: "Endlich ist es soweit und das Geheimnis um den Namen des neuen dunklen Lords der Sith und seines ersten Opfers wurde gelüftet, noch dazu in einem grandiosen Band, der die Geschichte Boba Fetts und der Mandalorianer mit Mara Jades Jagd auf die dunkle Lady Lumiya kombiniert.", so möchte ich dem eigentlich nichts mehr hinzufügen, doch wie so oft lernt man vieles erst aus dem Verlauf der Geschichte. Opfer ist leider kein hervorragendes Star-Wars-Buch, es versucht eine ganz bestimmte Fan-Klientel zu bedienen und ist Teil einer nicht wirklich überzeugenden Reihe, wodurch viel Potential zu Gunsten der Kombination dieser Aspekte geopfert wird. Wie so oft ist es allerdings der Durchschnitt, durch den als besser erkennbare - bildlich gesprochen: hervorragende - Leistungen definiert werden, und da Opfer zumindest frischen Wind in die Reihe bringt und die Handlung vorantreibt, bleibt mir so doch nichts anderes übrig, als diese Leistung anzuerkennen. Nicht, weil das Buch an sich schon gut gelungen ist, sondern weil leider so vieleandere es nicht sind. Kommt noch hinzu dass "Inferno" eben ausgehend vom vorliegenden Finale diese Handlung weiterentwickeln wird, womit das Werk eine wichtige Rolle erfüllt hat.
Fazit:
Endlich passiert mal wieder etwas, das auch für den weiteren Verlauf der Reihe von Bedeutung ist. Vor allem das Finale und Jacens "Opfer" bringen die Reihe weiter als so manch vorangegangener Band und heben die Erwartungen an "Inferno". Für mich daher (an den vorigen Büchern gemessen) eine gute Leistung.