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Titel: Vor der Flut Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Vor der Flut ist kein Buch, das sich schnell durchlesen lässt. Es ist eher ein etwas nachdenkliches Schriftstück. Diese Verbindung von Text und Bild würde ich sogar als ein gutes bibliophiles Werk einstufen.
Die neununddreißig Kapitel sind eher kurze Geschichten, die alle für sich selbst stehen können, aber durch den Inhalt immer wieder miteinander verbunden werden. Die Örtlichkeit ist recht begrenzt. Es ist ein unbekannter und unbedeutender Strandabschnitt mit altem Bunker, altem Leuchtturm, altem Kloster und alten Hotels. Alles strahlt nicht nur Alter sondern damit auch eine gewisse Würde aus. Der alte Mann mit Akkordeon, Haifischzahn Schwarzzunge genannt wegen seiner Haizähne und der durch Kautabak schwarz gefärbten Zunge, der zehnjährige Knabe Lukas, die schweigenden Mönche oder König Goldstab, der Strandclochard, sind seltsam zeitlos, aber eben auch mit einer Art Würde versehen. Andreas Findig geht nicht darauf ein, ob die Menschen arm oder reich, beliebt oder unbeliebt sind. Mit seinen Geschichten in den Geschichten in den Geschichten lernen wir Menschen kennen, die an der Küste leben. Es sind keine bekannten Örtlichkeiten, aber jeder Leser wird etwas wiedererkennen. Gleichermaßen sind es keine bekannten Personen, doch findet sich Bekanntes wieder. So wird aus der Erzählung eine Art Vorstellungsrunde. Gelungen sind die kurzen Texte in jedem Fall. Der Stil ist gelungen.
Andreas Findig, 1961 in Linz geboren, ist bekannt durch seine Romane bei Perry Rhodan sowie Beiträge in Zeitschriften und Kinderbücher. Er erhielt für seine Erzählung „Gödel geht“ den Deutschen Science Fiction Preis.
Michael Wittmann, bekannt aus unterschiedlichen Fanmagazinen und nicht zuletzt für die Titelbilder der Perry-Rhodan-Heftromane, hat sich erfolgreich an diesem Band betätigt. Seine Zeichnungen für das Buch verraten mal chtulhuide Einflüsse, dann wieder stehen Jugendstil und Surrealismus Pate. Was immer der Betrachter empfindet, die Zeichnungen passen zur Erzählung wie die berühmte Faust aufs Auge.