Reihe: Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Sophia Tepe |
Klappentext
Als Kate Merciers Eltern bei einem tragischen Unfall sterben, zieht sie zusammen mit ihrer Schwester Georgia zu den Großeltern nach Paris. Jede versucht auf ihre eigene Weise, ihr altes Leben und ihre schmerzvollen Erinnerungen hinter sich zu lassen. Während Georgia sich in das Nachtleben stürzt, sucht Kate Zuflucht in ihren Büchern – bis sie eines Tages Vincent trifft, der es schafft, ihren Schutzpanzer zu durchbrechen. Bei Spaziergängen entlang der Seine und durch die spätsommerlichen Gassen von Paris beginnt Kate, sich in ihn zu verlieben – nur um kurze Zeit später zu erfahren, dass Vincent ein Revenant ist. Die Liebe der beiden steht unter einem schlechten Stern: Vincent und seine Freunde sind in einen jahrhundertealten Kampf gegen eine Gruppe rachsüchtiger Revenants verstrickt. Schnell begreift Kate, dass ihr Leben niemals wieder sicher sein wird, wenn sie ihrem Herzen folgt.
Meine Meinung
Erster Satz: Als ich die Statue im Brunnen das erste Mal gesehen hatte, wusste ich noch nicht, wer - oder besser was - Vincent war.
Es gibt Bücher, da liest und liest und trotzdem findet man sich nicht ein, liegt es am Schreibstil oder sonst woran. Und dann gibt es Bücher, da fängt man an zu Lesen und gleich nach der ersten Seite ist man mitten in der Geschichte und es ist schwer wieder aufzuhören. Von der Nacht verzaubert ist so eins.
Vielleicht liegt es am Schreibstil, ich weiß es nicht, allerdings gefällt mir dieser wirklich gut. Die "locker flockige" und jugendliche Art mit der Amy Plum das Buch geschrieben hat passt, wie ich finde, sehr gut zur Handlung, auch wenn diese nicht immer so leicht ist.
Dadurch, dass die ganze Geschichte aus Kates Sicht in Ich-Perspektive erzählt wird kann man sich wirklich gut in sie hineinversetzen und es wirkt so, als man wäre selbst ein Teil dieser Geschichte. Ausschließlich das erste Kapitel erzählt etwas vom Tod ihrer Eltern, diese Einführung reicht jedoch vollkommen aus, um dem Leser Kates Gefühle zu vermitteln und geht nicht in seitenlange Trauer über.
Ein großer Pluspunkt in diesem Buch sind für mich eindeutig die "Revenants". Amy Plum hat mit ihnen eine ganz neue Art geschaffen, und nicht, wie so oft auf altbekannte Wesen wie Vampire oder Werwölfe zurückgegriffen. (Was nicht grundsätzlich schlecht ist!) Durch Vincents Erzählungen erfährt man mehr über sie, wird jedoch weder mit Hintergrundinformationen zu ihnen überschüttet, noch muss man zu lange auf Antworten warten. Sie kommen Stück für Stück und man weiß immer nur genauso viel wie Protagonistin Kate, was mir auch sehr gut gefällt. In diesem Fall finde ich es auch nicht schlimm, dass man vorher schon weiß, "was" Vincent und seine Freunde sind. In manchen Büchern nimmt es jegliche Spannung, wenn man schon weiß mit welchem paranormalen Wesen man zu tun hat, in Von der Nacht verzaubert ist dies allerdings kein Problem.
"Irgendwann kam mir der Gedanke, dass meine Begeisterung für den "geheimnisvollen Fremden" vielleicht einfach nur eine Taktik meines Verstands war, um mir eine Verschnaufpause von all der Verwirrung und Trauer zu verschaffen. Wenn das wirklich so war, entschied ich, würde es mir auch nichts ausmachen." - S. 36
Kate und Vincent sind mir wirklich sehr sympathisch. Auch wenn alles nach Schema F abläuft, wie es in diesem Genre nur allzu bekannt ist, - sie, das sterbliche Mädchen ohne richtige Freunde, das sich ihrer Schönheit nicht bewusst ist und er, einfach umwerfend, überall beliebt, jedoch "kein Mensch" - hat ihre Beziehung das gewisse Etwas. Kate handelt außerdem verständlich und keines Wegs überstürzt, wenn sie manchmal auch zweifelt und nicht sofort alles stehen und liegen lässt. Dadurch, dass sie ihre Trauer oder Verwirrung zeigt, wenn sie durch die "Revenants" etwas vollkommen neues kennenlernt wird sie nur noch sympathischer und wirkt weder gekünstelt noch überheblich sondern echt.
Von den Nebencharakteren, die meiner Meinung nach alle ziemlich gut gelungen sind, sticht vor allem Jules positiv heraus. Durch seine lockere Art und seine Sprüche lockert er die gesamte Geschichte auf und lässt den Leser so einiges Mal schmunzeln.
Der Klappentext lässt auf eine altbekannte Handlung à la "Mädchen trifft Junge; sie verlieben sich; finden heraus, dass einer von beiden paranormal ist; Trennung; Happy End; Buch zuende" schließen, doch so ist es keines Falls: Von der Nacht verzaubert bietet so viel mehr, von leicht brutalen Szenen mal ganz abgesehen. Fast durchgehend ist dieses Buch spannend, lässt den Leser nicht mehr los und vor allem auf den letzten 50 Seiten passiert noch einmal richtig viel.
Okay, über den Kitschfaktor in Von der Nacht verzaubert brauchen wir glaube ich nicht reden, oder? Schon der Klappentext lässt einiges an Kitsch vermuten und man wird in diesem Punkt auch nicht enttäuscht. Vor allem Vincent ist unbeschreiblich schön, was nicht nur einmal verdeutlicht wird. Zu schön oder zu traumhaft um wahr zu sein sei er, heißt es mehrmals und auch auf andere "göttliche" Charaktere hat die Autorin nicht verzichtet. Besonders am Ende wird noch einmal eine große Ladung Kitsch aufgefahren, was nach den vorherigen Ereignissen zwar ein schöner Abschluss, mir jedoch schon etwas zu viel ist.
Fazit
Kitschig, das ist Von der Nacht verzaubert auf jeden Fall! Trotzdem bin ich wirklich positiv überrascht, dass so viel mehr in diesem Buch steckt als erwartet: Tolle Charaktere, eine toll ausgearbeitete Idee und Spannung. Es ist ganz klar Geschmackssache, denn Leser, denen altbekannte Romantasy nicht so zusagt sollten vielleicht lieber die Finger von diesem Buch lassen, wohingegen anderen, die nichts gegen ein bisschen Kitsch haben es sicherlich gefällt. Für mich ist der Kitsch allerdings kein großes Problem und man sieht, die Nacht konnte auch mich verzaubern. 4 Sterne!